ELEMENTARE FLEXIBILITÄT
Dem ist es zu verdanken, dass der Bass auch mit flacher Saitenlage schnarrfrei knackig anspricht und sauber ausklingt. Dabei hängt der Element, wie von der Korpusform zu erwarten, satt und solide am Gurt. Er ist nicht der Leichteste, aber gut lange tragbar und frei von Kopflastigkeit. Der Element ist definitiv ein ausgewachsener Bass, nicht nur hinsichtlich des nicht eben kleinen Korpus, sondern auch mit 19 mm Saitenabstand am Steg und einem recht breiten Hals.
Dank des geschickten, eher flachen Shapings und der auch ausladenderes Vibrato zulassenden Führung der äußeren Saiten mit einigem Abstand zur Griffbrettkante, merke ich davon angenehm wenig. Während der Testphase rührte sich der Hals, sicher auch dank der stehenden Maserung des Ahorns, keinen Millimeter. Trotzdem ist es gut, die Halskrümmung, falls nötig, per Speichenrad am korpusseitigen Halsende schnell justieren zu können.
Passiv an den Amp geschickt, klingt der Element erstmal wie ein Jazz Bass mit mittlerem Output, punchigen Bässen und tragenden Mitten in ausreichendem Maß sowie einer Extraschippe Höhen. Da der Ton dadurch weder dünn noch schrill wird, kann ich diesen expliziten Treble-Gehalt durchaus genießen, oder ich greife zur schön arbeitenden Höhenblende, die den Überschuss einfängt und den Ton an das angleicht, was man sonst von passiven J-Style-Bässen so kennt.
Auf Aktiv geschaltet, macht die Abstimmung der Pickups noch mehr Sinn: Sind zweibändige EQs sonst als Bass und Treble angelegt, arbeitet der von FF-Audiotechnik entwickelte Preamp bei 50 Hz im Bass und bei 3,5 kHz in den hohen Mitten, jeweils als „Boost only“. Dazu passt dann die zurückgenommene Höhenblende, die auch im Aktivbetrieb am Start ist, die weiter aufgedreht mehr Brillanz und Strahlen freisetzt. Praktisch rauschfrei ist das Ganze auch noch.
Der Bassregler bringt ein sattes Fundament, während der Hochmittenregler exakt justierbar macht, wie weit ich den Attack des Element-Basses in der Band nach vorne stelle. Vom knödeligen Steg-Jott, ob passiv oder mit leichter aktiver Bassstütze, über rauere Sounds vom Hals-Pickup, passiv mit weit aufgedrehten Höhen oder aktiv mit wenig Höhen, aber viel aktiven Hochmitten, bis zum aktiven Edel-Slap mit offener Tonblende und extra Bassfundament – das eh schon flexible Konzept eines passiven Jazz Basses erweitert der Element mit eigenen Ideen und ebenso geschmackvoller wie origineller Aktivelektronik.
Ein bisschen erinnern die auch im Aktivbetrieb nutzbare Passiv-Tonblende und der aktive „Boost only“-EQ an die kanadischen F-Bässe – was nicht ganz von ungefähr kommt, Tom und ich sind beide Fans … Als hübsches Detail sind die Knöpfe aus Ebenholz und haben Messing-Dots – gut ablesbar und es ist ein Vergnügen, daran zu drehen.
Als klassische Singlecoils fangen sich die Pickups Einstreuungen ein, wenn nicht beide voll aufgedreht sind. Durch gute Abschirmung ist dieser typische Effekt aber auf ein Minimum reduziert. Ebenfalls praktisch nicht vorhanden sind unsaubere Töne in den hohen Lagen der tiefen Saiten durch zu hohen Magnetzug. Auch die große Quartdezime im 23. Bund kommt sauber singend.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Von Grund auf neu entwickelt, soll der Element ein eigenständiger Bass sein, mit einem neuen, originellen Design und optimierter Konstruktion, aber auf das „Elementare“ reduziert und bezahlbar. Letzteres ist relativ, der Bass kostet natürlich viel Geld, aber gemessen daran, was er bietet und wie er gebaut ist, ist er meiner Meinung nach günstig.
Die Abstimmung der handgewickelten Pickups und der eigens entwickelten Elektronik ergibt eine eigene Stimme, die den Element stimmig und universell in vielen Stilen und Situationen einsetzbar macht. Edelbass-Attribute wie perfekte Bundierung, leichte Bespielbarkeit, gleichmäßig gute Ansprache und die Abwesenheit von Dead-Spots gibt es quasi on top dazu.
PLUS
● Sound
● Bespielbarkeit
● Hardware
● Pickups und Elektronik
● Verarbeitung
(erschienen in Gitarre & Bass 10/2023)