Vierklang

Test: TiefTöner Wohlklang 14

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(Bild: Dieter Stork)

Klassische Situation bei kleinen Auftritten: Die Bühne ist überschaubar, mit der Bassanlage darf man sich in irgendwelche Ecken kuscheln. Wenn man sich soweit aufdreht, dass man sich hört, wird es vor der Bühne schon wieder zu laut, stimmt man den Ton fürs Publikum ab, hört man sich selbst nicht mehr, und für eine Monitorbox reicht der Platz nicht. Abhilfe verspricht die Wohlklang 14.

Hinter der Firma TiefTöner steckt Frank Behrend, der eigentlich nur eine Box für sich selbst bauen wollte, jetzt aber schon seit einigen Jahren das Konzept immer weiter ausbaut.

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BAUWEISE

Mit 81 cm Höhe hat die Wohlklang 14 eine recht stattliche Größe, zu den ultraleichten Boxen gehört sie mit ihren 25 kg auch nicht. Dennoch ist sie dank ihrer eher schmalen Bauform, die an vertikal orientierte 2×12“-Boxen erinnert, an den beiden Schalengriffen für mich gut alleine zu tragen. Auch zu zweit kippt sie nicht weg oder verdreht einem die Handgelenke.

Unter dem schwarzen Strukturlack, der extrem beständig gegen Kratzer und Ratscher ist, steckt leichtes Pappel-Multiplex, Metallbeschläge schützen die sensiblen Ecken. Ebenfalls aus Metall sind die flächigen Gitter, die sich anders als bei herkömmlichen Boxen nicht nur vorne finden, sondern auch obendrauf. Reguläre Bassboxen sind in der Regel so gebaut, dass bei einem Kasten vorne ein oder mehrere Speaker eingesetzt werden, und nach vorne abstrahlen.

Mit genug Abstand zur Box klappt das mit der eigenen Ortung ganz gut, aber je näher man an die Box muss, desto mehr macht sich das gebündelte Abstrahlverhalten der Höhen bemerkbar. Kann man an der eigenen Anlage leicht ausprobieren, wie da die Kontrolle zunehmend abhandenkommt bei dem Versuch, mit den Kniekehlen zu hören.

Bei der TiefTöner-Box sind in der Schallwand vorne zwei Zehnzoll-Lautsprecher verbaut, die vom italienischen Hersteller Sica kommen und mit Neodym-Magneten ebenfalls helfen, das Gewicht in Maßen zu halten. Ein weiterer Speaker findet sich oben in der Box. Für die volle Monitor-Wirkung wurde hier der gleiche Typ verbaut, um den Klangeindruck möglichst identisch zu dem nach vorne abgestrahlten zu gestalten. Diese Anordnung hat Frank auch schon in der Wohlklang 13 genutzt, die aber etwas kleiner und leichter ist.

Wo die zusätzliche Größe und das zusätzliche Gewicht herkommen, erschließt sich, wenn man sich die Box von unten ansieht. Zwischen den gut dimensionierten Gummifüßen findet sich ein weiteres, diesmal rundes, Boxengitter, unter dem ein weiterer Sica-10-Zöller steckt. Also keine passive Downfire-Membran, wie bei anderen Fabrikaten, sondern ein ganz normal mitbetriebener Lautsprecher, der die Wohlklang 14 zur wohl originellsten 4×10“-Box macht, die mir bislang untergekommen ist. Die Belastbarkeit beträgt damit stolze 800 Watt bei einer Impedanz von vier Ohm, was den meisten Topteilen die volle Leistung entlockt.

(Bild: Dieter Stork)

Hochtöner gibt es keinen, entsprechend auch keine Weiche oder ähnliches, aber natürlich ein Anschlussfeld für das Lautsprecherkabel. Aus der Erfahrung heraus, dass Bassboxen auch schon mal mit dem Rücken komplett an die Wand geschoben werden, ist ein versenktes und angewinkeltes Format verbaut, das den Stecker (oder auch zwei, wenn der Amp unter 4 Ohm belastbar ist, und eine weitere Box angeschlossen werden soll) zuverlässig schützt. In den Kombibuchsen können Speakon- oder Klinkenstecker verwendet werden.

Überhaupt punktet die TiefTöner-Box mit etlichen durchdachten Details. So ist alles, was irgendwie schwingen könnte und nicht von außen erreichbar ist (die Schallwand, die Füße, und vor allem die Lautsprecher), mit Gewindeeinsätzen oder Einschlagmuttern befestigt und mit Loctite gesichert, was zwar einen größeren Aufwand in der Montage mit sich bringt, aber eben auch langlebiger ist.

(Bild: Dieter Stork)

SOUND

Zum Test schließe ich ein leistungsstarkes Top an und nehme einen guten Fünfsaiter zur Hand – beide in der Lage, einen möglichst neutralen, breitbandigen Ton zu produzieren. Und der kommt auch aus der Wohlklang 14 – groß und erwachsen klingt das, und sehr unangestrengt. Richtig brillante Höhen gibt die Box nicht ab, da keine Hochtöner eingebaut sind, die hohen Mitten der Sicas reichen aber allemal, um für klare Orientierung zu sorgen.

Am anderen Ende des Spektrums kommen die Bässe fett und trocken, das hält mit konventionell gebauten 4×10-Zoll-Boxen locker mit. Großen Anteil daran hat der Zehnzöller, der nach unten schallt. Wie er sich genau bemerkbar macht, hängt von der Bodenbeschaffenheit ab: In Proberäumen mit teppichbelegtem Betonfußboden bringt er genau das sanfte, bassige Vibrieren, was den Basssound spürbar macht – das macht richtig Spaß!

Auf eh schon dröhnempfindlichen hohlen Holzbühnen, wie sie in manchen Theatern, Dörfergemeinschaftshäusern und ähnlichem zu finden sind, könnte sich der positive Effekt ins Gegenteil verkehren. Wie gesagt: könnte, testen konnte ich es mangels passender Lokalität nicht. Was sich aber immer und überall, und garantiert positiv bemerkbar machen wird: Die Box reagiert gut auf sämtliche Änderungen an der Klangregelung und geht dank der belastbaren Speaker so schnell nicht in die Knie. Der Raum ist gut gefüllt, und auch die Höhenwiedergabe ist gut zu regulieren; die leichte Nase in den Hochmitten ist leicht zähmbar.

So. Diese Klangeindrücke ergeben sich in einer Spielposition, bei der ich um die zwei Meter vor der Box stehe. Der nach oben abstrahlende Speaker trägt zwar schon zur Verteilung des Sounds im Raum bei, aber der eigentlich spannende Effekt stellt sich natürlich ein, wenn ich mich beim Spielen dicht vor die Box stelle, und da wird es wirklich verblüffend. Die Ortung nimmt nicht ab wie bei normalen Lautsprecheranordnungen, sondern ist so klar und deutlich, wie mit einem persönlichen Monitor im Rücken. Ein überaus komfortables Hören ist das!

Wie schon beschrieben, ist in allen Positionen der gleiche Speaker verbaut – was die Ohren erreicht, ist also dem, was nach vorne rausgeht, so ähnlich wie eben möglich. Der einzige Kompromiss, den man dafür eingehen muss, ist die Platzierung des Verstärkers. Mit einem wirklich kleinen Gigbag-Amp geht es noch, aber zum Beispiel der Ampeg V12, den ich für die letzte Ausgabe zum Test hatte, nimmt dem Ton für meinen Geschmack zu viele Details weg und eliminiert die Monitorfunktion zu weitgehend. Wer also ähnlich große Geräte spielt, sollte die Verstärkung neben der Box aufbauen.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

An den Sohlen kribbelt es, die Hosenbeine flattern leicht, und die Ohren haben volle Kontrolle – bei gutem Sound für den Rest der Band und das Publikum, in angenehmer Lautstärke: Das Konzept der TiefTöne Wohlklang 14 geht voll auf! Die tendenziell neutrale Wiedergabe und die gute Reaktion auf unterschiedliche Bässe, Amps, EQ-Einstellungen machen die Box zum exzellenten Arbeitsgerät, mit dem man in allen möglichen musikalischen Zusammenhängen einen starken Partner im Rücken hat. Die aufwendig und langlebig gebaute Box hat ihren Preis, dafür steht sie auf dem Markt aber auch praktisch alleine da und bietet einen realen, praktischen Mehrwert gegenüber konventionellen 4x10ern.

PLUS

● Konzept
● Sound
● Bauweise
● Verarbeitung
● Tragbarkeit

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2024)

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