Glam-Rock!

Test: Starmanbass Lady Stardust

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SUFFRAGETTE CITY

Die Seymour Duncan Seth-Lover-Pickups SH-55 sorgen für einen offenen Klang mit federnden Bässen und samtig strahlenden Höhen (Bild: Dieter Stork)

Stefan Tschanz vertraut die klangliche Übertragung zwei Humbuckern an, die innerhalb des großen Seymour-Duncan-Programms mit rund 80 (!) verschiedenen Humbucker-Typen immer noch als Geheim- und Insider-Tipp gehandelt werden, obwohl sie schon seit vielen Jahren erhältlich sind. Die beiden Seth Lover SH-55 versprechen lupenreinste PAF-Sounds, die u. a. durch die Verwendung von AlNiCo-II-Magneten und Plain-Enamel-Draht in der Stärke 42AWG erreicht werden sollen.

„Klare, singende Singlenotes mit einem warm und voll klingenden Low-End und süßen, strahlenden Höhen“, so liest sich der Text auf der Seymour-Duncan-Website, und will uns den Seth-Lover- als den absoluten Wellness-Pickup ans Herz legen. Und ja, auch ich kann mir vorstellen, dass gerade solch ein eher offen klingender Humbucker mit den Fender-Atrributen von Lady Stardust wie Schraubhals, lange Mensur und Vibratosystem sehr gut umzugehen weiß.

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Geregelt wird mit Master-Volume- und -Tone-Potis von CTS in der 500kOhmAusführung, unter Zuhilfenahme eines Sprague-Orange-Drop-22nf-Folienkondensators. Tschanz hat außerdem das komplette E-Fach und auch von unten die Controlplate mit Kupferfolie ausgekleidet, um eine größtmögliche Abschirmung gegen elektrische Einstreuungen zu erreichen.

Gerade, wenn man so an Lady Stardust herum werkelt und dabei auch bis in ihr Innenleben vordringt, fällt die äußerst saubere Verarbeitung auf, die eben nicht bei den offensichtlichen Momenten wie z. B. einer Hals-Korpusverbindung aufhört, sondern bis in die kleinsten, teils von außen nicht sichtbaren Details zu erkennen ist.

SOUL LOVE

Nicht nur optisch, sondern auch ergonomisch zeigt uns Lady Stardust ihre Extraklasse. Umgehängt pendelt sie sich in einer ausgewogenen Balance ein, und sitzend ist sie dermaßen bequem zu spielen, wie man es aufgrund ihrer ungewöhnlichen Form nie erwartet hätte. Alles sitzt am rechten Fleck, man fühlt sich sofort wie zuhause angekommen. Und das ist wirklich nicht selbstverständlich bei Gitarren, die so weit abseits der traditionellen Designs unterwegs sind …

Das Halsprofil ist recht massiv – ein deutliches C mit kräftigen, runden Schultern füllt die Greifhand satt aus. Dieses Profil kann durchaus polarisieren, denn es gibt genauso viele glühende Verehrer wie auch Ablehnende für ein solches Maß. Aber gut, Starmanbass ist ja ein Custom Shop, und Stefan Tschanz erfüllt auch beim Halsprofil natürlich jeden Kundenwunsch. Schnell gewöhnt man sich aber auch an dieses Profil, weil die Gitarre in sich einfach stimmig ist, und dank des perfekten Setups lässt sich Lady Stardust dann auch nicht lange für den Eröffnungstanz bitten.

Erste Licks und Chords füllen den Raum, und es sind von Anfang bis Ende Sounds der ersten Güteklasse. Es ist alles da, was für im weitesten Sinne traditionelle Sounds gebraucht wird. Transparenz, Schmatz, Dynamik, Sustain, Fülle, Wärme, Druck – ich vermisse rundum nichts! Nicht einmal Singlecoil-Sounds, die die Pickups aufgrund ihrer Konstruktion durchaus ermöglichen würden. Tschanz hat ein Coil-Splitting gar nicht erst in Erwägung gezogen, vermutlich weil auch er der Meinung ist, dass diese Pickups in seiner Gitarre alles mitbringen, was gebraucht wird. Recht hat er!

Beide Pickups liefern typische Low-Gain Humbucker-Sounds – mit einem wunderbar glockigen Höhenanteil und satt federndem Bass-Fundament. Am Steg geht es naturgemäß etwas mittiger zu Sache, vor allem tönen sogenannte Classic-Rock-Sounds absolut überzeugend. Sowohl in cleanen wie auch verzerrten Bereichen scheint Harmonie das oberste Gebot zu sein, denn alle Sounds sind – wie die gesamte Gitarre ja auch – in sich rund und stimmig.

Zwei Punkte sind mir besonders aufgefallen: Zum einen das viel zitierte Breakup bei Verwendung von Röhren-Amps, das alleine mit dem Anschlag sehr dynamisch beeinflusst werden kann. Zum anderen die Harmonie der beiden Pickups. Wie eineiige Zwillinge arbeiten sie gemeinsam am bestmöglichen Ergebnis, sie ergänzen sich nicht nur durch ihre Performances in ihren eigenen Positionen, sondern auch und vor allem in der Kombinations-Stellung, wo sie einen nahezu vollkommenen Humbucker-Sound erstrahlen lassen, der begeistert. Und zwar nicht nur bei den üblichen Eigenschaften einer Mittelstellung wie Arpeggios, cleanen Akkordschiebereien oder Rhythmus-Strumming, sondern auch in absolut überzeugenden Lead-, Riff- und Fill-Einsätzen, in Clean-, Crunch- und Zerr-Situationen.

Müsste ich das Spielerlebnis mit Lady Stardust durch zwei Attribute beschreiben, dann wären das „willig“ und „stimmig“. Wäre ein drittes Wort erlaubt, käme noch „harmonisch“ mit ins Spiel.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Großen Respekt,hier beweist man mit einem sehr außergewöhnlichen Korpus-Design,-das übrigens absolut stylisch und obendrein sehr einzigartig ist,-echten Mut!

    Der Preis von satten 3.200,-€ bzw. 3.400,-€ (mit Tremolo) ist allerdings auch eine direkte Ansage,-soll heißen: es ist nicht gerade ein „Schnäppchenpreis“. Aber,ein Body aus edlem Akazienholz (Robinie) scheint derzeit ja auch etwas ganz Besonderes zu sein.

    Fazit:
    die Idee der „Lady Stardust“ ist gut,der hohe Preis scheint für diese bizarre Custom E.-Gitarre wohl (noch) angemessen.

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  2. Der Headstock kommt aber von einer anderen “Lady”: der Rockinger Lady!

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