Hit The Road Jack!
Test: Stanford Nova Roadjack
von Guido Lehmann, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
Stanford bietet eine clever zusammengestellte Palette an Gitarren für verschiedenste Anforderungen. Da darf eine Travel-Gitarre natürlich nicht fehlen.
Die Sidewalk-Serie hat z.B. besonders breite Griffbretter für Fingerpicker im Angebot, die Durango-Serie punktet mit gewölbten Böden … die Nova-Modelle präsentieren ein besonderes Bracing für ordentlich Lautstärke und Dynamik. Schauen wir mal.
DAS BRACING …
Die Roadjack hat die Konturen einer Jumbo-Steelstring, wird mit einer Gesamtlänge von nur 94 cm aber den Ansprüchen an eine Travel-Guitar gerecht. Sie ist komplett in einem offenporigen Satin-Finish gearbeitet und überzeugt mit ihrer natürlichen schlichten, aber wertigen Erscheinung. Die massive Fichtendecke ist recht schick mit einem Tortoise-Binding gegen die Zargen aus Mahagoni abgesetzt. Der zweiteilige Boden ist aus dem gleichen Holz. Außer einer ganz einfachen Schalllochumrandung gibt es keine weiteren Verzierungen – auch auf ein Pickguard wurde verzichtet. Insofern ist die Roadjack eine konsequent designte „Weniger-ist-mehr“- Gitarre.
Das Besondere am Korpus ist aber die Beleistung von Boden und Decke: das schräg verlaufende „Slaunted Bracing“ soll die Gitarre – einfach ausgedrückt – klanglich größer machen. Der Steg aus Ovangkol ist mit einer Stegeinlage aus echtem Knochen bestückt. Von dort laufen die Saiten über den am 14. Bund angesetzten Mahagonihals mit Ovangkol-Griffbrett und landen nach 600 mm freier Schwingung beim sauber gefeilten Knochensattel. Die Die-Cast-Mechaniken an der Stanford-typischen Kopfplatte sorgen für exaktes Tuning.
Die Verarbeitung der Roadjack wirft bisher keine kritischen Fragen auf. Alles sauber gearbeitet, die 20 Bünde gut poliert, Werkseinstellung und Intonation sind tadellos. Ein vorderer Gurtpin wäre nicht schlecht gewesen – lässt sich ja aber nachrüsten.
… MACHT DEN TON
Der mattierte Hals mit guten 44 mm Griffbrettbreite am Sattel fühlt sich gut an und vermittelt fast erwachsene Spielbedingungen – etwa so, als spielte man eine Fullsize-Steelstring mit dem Kapo am 3. Bund. Die flachen Bundstäbchen gewährleisten – zusammen mit der guten Saitenlage – einen hohen Spielkomfort. Die Halskrümmung ließe sich per Inbusschlüssel am Halsstellstab nachjustieren, was aber hier nicht nötig ist. Besonders in den höheren Lagen geht es natürlich etwas enger zu, man gewöhnt sich aber schnell daran und spielt flüssig und zielgenau seine Skalen.
Klanglich kommt die Stanford tatsächlich gar nicht dosig, klein oder zu mittig aus den Startlöchern, sondern liefert einen soliden Grundklang, der Qualität hat. Ein seidiger Sound mit nicht allzu fetten Bässen und glasklaren Höhen breitet sich mit ordentlicher Lautstärke und beachtlichem Sustain aus. Es gibt vielleicht Travel-Gitarren, die noch besser auf die Hutablage passen, dafür ist aber die auch sehr kleine Stanford Nova Roadjack eine ernstzunehmende Steelstring. Oh, bin schon mitten im …
RESÜMEE
Ja, Stanford schafft sehr gut den Spagat zwischen kompakten Travel-Maßen und klanglicher Ausbeute, die hier der einer – sagen wir mal – Triple-0 der gleichen Preisliga kaum bis gar nicht nachsteht. Persönlicher Test wird empfohlen.
PLUS
● schlichtes Design, Satin-Finish
● Verarbeitung, Werkseinstellung
● Bespielbarkeit
● voller Klang bei kleinem Korpus
(erschienen in Gitarre & Bass 10/2020)
Das könnte dich auch interessieren