Lady in Black

Test: Sign Guitars Fifty5 Madame Noir

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(Bild: Dieter Stork)

Der Aachener Gitarrenbauer Jochen Imhof hat, obwohl schon so lange im Geschäft, immer noch volles Haar und sich zudem eine Menge jugendlichen Esprit bewahren können, was ihn immer wieder zu frischen Design-Ideen ermutigt. Da muss dann auch mal der Rückgriff auf die Deutsche Gitarrenhistorie der 50er-Jahre erlaubt sein.

Jochen: „Schon immer fand ich die alte Hoyer ‚Herr im Frack’ sehr stilvoll in ihrer schwarz-weißen Ausführung. Dies musste ich mal auf eine zeitgemäße E-Gitarre übertragen. Die Hoyer wäre dieses Jahr 70 geworden, Sign ist nun 30 Jahre alt. Es ist jetzt aber kein Jubiläumsmodell, sondern einfach mal eine Idee die ich schon länger hatte und einfach mal umsetzen wollte.”

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NICHT NUR IMITATION, VORAN MIT VARIATION

So ein klassischer Look in hochglänzendem Klavierlackschwarz, abgesetzt mit weißen Bindings und vom weißen Pickguard effektiv kontrastiert, dazu noch diese Zebrastreifen im kohlrabenschwarzen Griffbrett, das macht schon was her! Die dunkel gebeizten Rückseiten dagegen präsentieren sich in seidenmatt dezentem Nitrolack.

Interessant ist die Holzwahl mit Light Red Meranti (südostasiatisches Tropenholz mit leichter Anmutung von Mahagoni) als zweiteilig gefügter Korpusbasis mit aufgesetzter, von Hand in leichte Wölbung geschnitzte Decke aus nordamerikanischem Tulipwood (Magnoliengewächs).

Von Hand geschnitzte Decke aus Tulipwood (Bild: Dieter Stork)

Das Korpus-Design nimmt losen Bezug auf die Telecaster, ist aber doch recht eigenständig ausgeformt und verfügt auch über eine leichte Anlagebucht am Boden. Der Bereich der Halsaufnahme zeigt überdies weich gerundeten Abgleich. Vier in Hülsen geführte, leicht versetzt platzierte Schrauben sorgen für eine superstabile Befestigung des tief in den Korpus gesetzten Halses aus einteiligem Mahagoni!

Dessen Rückseite ist einschließlich des über eine verstärkende Volute mit 10 Grad abgewinkelten Kopfes (!) offenporig versiegelt. Im Griffbrett aus Ebenholz sind neben 22 sauber bearbeiteten Medium-Bünden breite weiße Blockeinlagen zu finden – ein aufwändiger Job („diese verfluchten Griffbrettblocks habe ich tatsächlich von Hand eingearbeitet: die gebogene Vertiefung mühsam reingefräst, gefeilt und gefummelt.”)

Ohne die Blocks ist die Gitarre dem gemäß auch € 300 günstiger. Nettes kleines Detail: der ‚Herr im Frack’ hatte eine rote Blockeinlage im 12. Bund, Jochen wäre das zu viel an Farbe gewesen, zitiert die aber mit einem kleinen roten Punkt auf der Griffbrettkante.

Abgewinkelte Kopfplatte im Matching Headstock Design (Bild: Dieter Stork)

Von den Kluson-Vintage-Mechaniken aus werden die Saiten mit gutem Andruck über den präzise gekerbten Sattel aus Knochen geleitet, um dann mit 640-mm-Mensur zur Göldo-Short-Tele-Bridge mit drei Messingreiten geführt und per Strings-thru-Body-Methode gekontert zu werden. Der leichte Halsstab aus Titan („gut für den Klang”) ist vom Kopf her erreichbar.

Bewährte Pickups von Harry Häussel sorgen für elektrische Kompetenz: am Hals finden wir den maßvoll gewickelten VIN A2 (AlNiCo2) Humbucker; in Stegposition den auf etwas kräftigeren Output gewickelten 1959 PAF-style Custom+ Humbucker (AlNiCo5).

Geschaltet werden die Tonabnehmer konventionell per 3-Wege-Toggle; verwaltet mittels genereller Volume- und Tone-Potis, wobei der Summenregler gut erreichbar in einen Ausschnitt des weißen Pickguards platziert wurde.

Gitarren aus moderner Industrieproduktion weisen heute kaum mehr Toleranzen in der Fertigung auf, was verlässliche Qualität garantiert, aber irgendwie auch zu hektografierter Langeweile tendieren kann. Obwohl ebenfalls minutiös gefertigt, vermittelt ein Instrument wie die Fifty5 Madame Noir dagegen dank kunstfertiger Handarbeit sofort so etwas wie einen individuellen Zugang.

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