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Test: Schecter Charles Berthoud CB-4

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(Bild: Dieter Stork)

Der YouTube-Star Charles Berthoud sorgt seit einigen Jahren mit komplexen Spieltechniken und dem ausgefallenen Einsatz seiner Instrumente für Aufsehen. Zusammen mit Schecter hat er nun ein eigenes Signature-Modell auf den Markt gebracht, das auch virtuosen Ansprüchen genügen soll.

Mit der Mischung aus mühelos runtergespieltem zweihändigen Tapping, groovigen Slap-Gewittern und virtuosen aber dennoch treibenden Basslinien begeistert Charles seit einigen Jahren sowohl Jung als auch Alt. Durch die Reichweite über Social Media bringt er zum einen das Instrument Bass wieder vermehrt aufs Radar und zum anderen damit auch viele (junge) Menschen dazu, sich einen Bass zu schnappen und Musik zu machen.

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Einen Großteil seiner Videos dreht er mit Bässen von LeFay, doch er zeigt sich vermehrt auch mit preiswerteren Modellen und macht deutlich, dass es keine 5000-Euro-Instrumente braucht, um spielerisches Spitzenniveau zu erreichen. Zusammen mit Schecter, deren Instrumente er auch immer öfter in seinen Videos präsentiert, hat er nun ein eigenes Signature-Modell auf den Markt gebracht, das sich hinter edlen Boutique-Bässen nicht verstecken braucht.

SCHNÖRKELLOS ELEGANT

An oberster Stelle der Prioritätenliste stehen natürlich eine exzellente Bespielbarkeit sowie ein vielseitiger, aber durchsetzungsfähiger Sound. Zu diesem Zweck kommt bei dem auf den Namen CB-4 getauften Modell eine Mischung aus traditionellen Hölzern und einer auf Spieltechnik optimierten Konstruktion zum Einsatz.

Während das recht schmale Griffbrett klassisch aus Palisander gefertigt ist, kommt beim verleimten Hals eine fünfstreifige und mit Carbon verstärkte Kombination aus Walnuss und Padouk zum Einsatz, die für eine hohe Steifigkeit und einen dichten Klang mit viel Sustain sorgen soll. Sollte sich das Holz doch einmal der Witterung beugen, wortwörtlich, kann die Halsspannung über das korpusseitige Spoke Wheel eingestellt werden.

Als Gegenpunkt dazu sind die angeleimten Flügel des Korpus aus leichter Esche gefertigt und mit einer aufgesetzten Zierschicht aus dunkel gefärbtem Riegelahorn versehen. Zusammen mit der schwarzen Hardware ergeben sich so schöne Kontraste und ein wertiges, beinahe edles Gesamtbild.

Dass es bei einem Instrument, das an der 2000-Euro-Preisklasse kratzt, lediglich simples Einstellwerkzeug, jedoch weder eine Tasche noch einen Koffer dazu gibt, finde ich allerdings etwas schade. Auch hätte ich gern verriegelte Gurtpins, etwa von Schaller gesehen, aber das ist einfach meine persönliche Präferenz.

Mit knapp über 3,8kg ist der CB-4 für einen Viersaiter zwar kein Fliegengewicht mehr, aber zumindest für die Leichtgewichtsklasse kann er sich noch qualifizieren. Zu einem ergonomischen Design gehört jedoch noch mehr als das Gewicht, auch die Kopflastigkeit sollte sich in Grenzen halten und ein leichter Korpus ist hier oft sogar kontraproduktiv. Glücklicherweise kann ich hier Entwarnung geben: Dank der schmalen Hals- und Kopfplattenkonstruktion balanciert der Bass ausgezeichnet am Körper und lässt sich mühelos handhaben.

(Bild: Dieter Stork)

LICHT UND SCHATTEN

Weiche Konturen und transparenter Satinlack sorgen dabei für ein angenehmes Gefühl beim Spielen, sodass ich auch bei längeren Sessions keine Abdrücke davon trage oder am Instrument kleben bleibe. Um das Gesamtpaket stimmig zu vervollständigen sind auch die Griffbrettkanten gewissenhaft und sauber abgerundet. Schnellen und ausgedehnten Lagewechseln steht so absolut nichts im Weg, auch die höchsten Bünde sind bequem erreichbar.

Die als Basis dienende Korpusform der Schecter-C4-Serie bietet hier einen angenehm tiefen und abgeflachten Cutaway. Ergonomisch und haptisch bietet der CB-4 viel, und wenn ich Negatives erwähnen müsste, fielen mir nur die hier und da minimal unsauberen Farbkanten zwischen Korpus und Decke sowie der verschraubte Deckel des Batteriefachs auf.

Letzteres muss wirklich nicht sein. Zwar dürfte eine Batterie ob der relativ geringen Stromaufnahme von ca. 1,5mA lange halten, dennoch ist es eigentlich nicht zu viel verlangt, den Batteriewechsel auch werkzeuglos zu ermöglichen. Insbesondere, wenn die Elektronik keinen Wechsel zu einem Passivmodus erlaubt, denn obwohl die verbauten EMG-HZ-Tonabnehmer für sich passiv sind, ist es der EMG-B64-Dreiband-EQ nicht.

 

KLANG

Aus irgendeinem mir nicht ganz ersichtlichen Grund genießen die verbauten EMG-HZ-Tonabnehmer einen nicht so guten Ruf, dabei liefern sie einen kernigen, fokussierten Sound mit absolut ausreichender Auflösung im Hochton. Vielleicht stammt das Vorurteil aus Zeiten, wo sie vermehrt in günstigen und nicht so gut abgestimmten Instrumenten verbaut worden sind, aber das kann ich nur mutmaßen.

Fakt ist, dass sie mir im CB-4 ausgesprochen gut gefallen. Sie passen ausgezeichnet zum modernen Charakter und unterstreichen den bereits akustisch wahrnehmbaren, drahtigen und direkten Sound des Basses. Wer traditionelle Klänge à la Preci, Jazz Bass oder StingRay sucht, wird natürlich enttäuscht werden. Das kann und will der CB-4 nicht liefern und auch nicht bedienen.

Ein für die leichte Konstruktion starkes und gleichmäßig abfallendes Sustain zeichnet den Klang aus. Aus dem Zusammenspiel von Holz und Elektronik resultiert ein stets dichter, etwas komprimierter Charakter. Das Bedürfnis nach zusätzlicher Kompression hatte ich während meines Tests nicht, auch nicht bei Spielarten, die davon sonst gern profitieren.

So bietet sich der CB-4 ausgezeichnet für ausgiebiges Tapping an, mit dem sich Charles selbst auch oft genug präsentiert. Gegriffene oder getappte Mehrklänge werden direkt und differenziert vom Verstärker wiedergegeben, der trockene Bassbereich hilft ungemein bei dieser Spielart.

Auch Slapping ertönt knallig und knackig aus den Lautsprechern. Mein Testexemplar kam ab Werk bereits mit einem sehr guten und flachen Setup, so spielt sich das Double-Thumbing-Gewitter quasi wie von selbst.

Durch einen starken Anschlag kann dem Bass ein aggressiver, bissiger Sound entlockt werden, ohne dass die Lautstärke dabei dramatisch ansteigt. Der homogene, dichte Sound bedeutet allerdings auch, dass die Klangänderungen von leisem bis lautem Spiel eher hart und plötzlich einsetzen.

Unterhalb dieses „Schwellwertes” verhalten sich dynamische Spielweisen an dem Bass eher wie der Einsatz eines Volume-Reglers. Allerdings bedeutet das keinesfalls, dass der Klang charakterschwach wäre. Im Gegenteil, insbesondere die knurrigen Tiefmitten sorgen für einen prägnanten, tragfähigen Sound und die Homogenität sorgt für eine gute Eingliederung in den musikalischen Kontext. Mittels Balance-Regler kann noch mehr Varianz in den Klang gebracht werden.

Der Halstonabnehmer liefert einen vollen, warmen Sound mit kräftigem Fundament, ideal für fette Basslinien und holzig, bauchigen Fingerstyle. Er bietet eine hervorragende Definition in den Tiefmitten, ohne dabei matschig zu wirken.

Im Gegensatz dazu punktet der Bridge-Tonabnehmer mit einem schärferen, leicht nasalen Klangbild, das besonders bei aggressivem Fingerstyle oder singenden Melodien zur Geltung kommt. Seine Auflösung im Hochton sorgt dabei für die richtige Dosis Artikulation und Feinzeichnung.

Ist das noch nicht genug, bietet die aktive EMG-B64-Dreiband-Elektronik darüber hinaus präzise und vielseitige Klangformungsmöglichkeiten. Mir gefällt an diesem Preamp, dass die Bänder etwas schmaler sind als bei vielen anderen Onboard-EQs. So wirken die Änderungen nicht so breitbandig. Die Höhen lassen sich bei Bedarf akzentuiert anheben, was insbesondere für brillantes Slapping oder Tapping dienlich ist, ohne dass der Klang dabei harsch wirkt.

Der Mittenregler ermöglicht eine gezielte Betonung der „Knorz”-Frequenzen, ideal für Genres, in denen der Bass eine dominantere Rolle spielt. Die Bassanhebung verleiht dem Instrument zusätzlich Fülle und Tiefe, ohne an Klarheit einzubüßen, wodurch der CB-4 sowohl im Bandgefüge als auch als Soloinstrument überzeugen kann.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Als Allzweckwaffe und Werkzeug lässt der CB-4 wenig bis keine Wünsche offen. Zumindest beim Einsatz im modernen Kontext liefert Charles’ Signature-Modell ein erstklassiges Signal, das sich ohne große zusätzliche Bearbeitung weiterverarbeiten lässt. Eine gute ergonomische Abstimmung garantiert dabei anhaltenden Spielspaß, auch bei stundenlangen Sessions. Zwar ist nicht alles perfekt umgesetzt, das Gesamtpaket ist jedoch stimmig und vorbehaltlos empfehlenswert.

Plus

  • Verarbeitung
  • Ergonomie
  • Sustain und Homogenität

Minus

  • Batteriefachdeckel verschraubt

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2025)

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