KLANG
Aus irgendeinem mir nicht ganz ersichtlichen Grund genießen die verbauten EMG-HZ-Tonabnehmer einen nicht so guten Ruf, dabei liefern sie einen kernigen, fokussierten Sound mit absolut ausreichender Auflösung im Hochton. Vielleicht stammt das Vorurteil aus Zeiten, wo sie vermehrt in günstigen und nicht so gut abgestimmten Instrumenten verbaut worden sind, aber das kann ich nur mutmaßen.
Fakt ist, dass sie mir im CB-4 ausgesprochen gut gefallen. Sie passen ausgezeichnet zum modernen Charakter und unterstreichen den bereits akustisch wahrnehmbaren, drahtigen und direkten Sound des Basses. Wer traditionelle Klänge à la Preci, Jazz Bass oder StingRay sucht, wird natürlich enttäuscht werden. Das kann und will der CB-4 nicht liefern und auch nicht bedienen.
Ein für die leichte Konstruktion starkes und gleichmäßig abfallendes Sustain zeichnet den Klang aus. Aus dem Zusammenspiel von Holz und Elektronik resultiert ein stets dichter, etwas komprimierter Charakter. Das Bedürfnis nach zusätzlicher Kompression hatte ich während meines Tests nicht, auch nicht bei Spielarten, die davon sonst gern profitieren.
So bietet sich der CB-4 ausgezeichnet für ausgiebiges Tapping an, mit dem sich Charles selbst auch oft genug präsentiert. Gegriffene oder getappte Mehrklänge werden direkt und differenziert vom Verstärker wiedergegeben, der trockene Bassbereich hilft ungemein bei dieser Spielart.
Auch Slapping ertönt knallig und knackig aus den Lautsprechern. Mein Testexemplar kam ab Werk bereits mit einem sehr guten und flachen Setup, so spielt sich das Double-Thumbing-Gewitter quasi wie von selbst.
Durch einen starken Anschlag kann dem Bass ein aggressiver, bissiger Sound entlockt werden, ohne dass die Lautstärke dabei dramatisch ansteigt. Der homogene, dichte Sound bedeutet allerdings auch, dass die Klangänderungen von leisem bis lautem Spiel eher hart und plötzlich einsetzen.
Unterhalb dieses „Schwellwertes” verhalten sich dynamische Spielweisen an dem Bass eher wie der Einsatz eines Volume-Reglers. Allerdings bedeutet das keinesfalls, dass der Klang charakterschwach wäre. Im Gegenteil, insbesondere die knurrigen Tiefmitten sorgen für einen prägnanten, tragfähigen Sound und die Homogenität sorgt für eine gute Eingliederung in den musikalischen Kontext. Mittels Balance-Regler kann noch mehr Varianz in den Klang gebracht werden.
Der Halstonabnehmer liefert einen vollen, warmen Sound mit kräftigem Fundament, ideal für fette Basslinien und holzig, bauchigen Fingerstyle. Er bietet eine hervorragende Definition in den Tiefmitten, ohne dabei matschig zu wirken.
Im Gegensatz dazu punktet der Bridge-Tonabnehmer mit einem schärferen, leicht nasalen Klangbild, das besonders bei aggressivem Fingerstyle oder singenden Melodien zur Geltung kommt. Seine Auflösung im Hochton sorgt dabei für die richtige Dosis Artikulation und Feinzeichnung.
Ist das noch nicht genug, bietet die aktive EMG-B64-Dreiband-Elektronik darüber hinaus präzise und vielseitige Klangformungsmöglichkeiten. Mir gefällt an diesem Preamp, dass die Bänder etwas schmaler sind als bei vielen anderen Onboard-EQs. So wirken die Änderungen nicht so breitbandig. Die Höhen lassen sich bei Bedarf akzentuiert anheben, was insbesondere für brillantes Slapping oder Tapping dienlich ist, ohne dass der Klang dabei harsch wirkt.
Der Mittenregler ermöglicht eine gezielte Betonung der „Knorz”-Frequenzen, ideal für Genres, in denen der Bass eine dominantere Rolle spielt. Die Bassanhebung verleiht dem Instrument zusätzlich Fülle und Tiefe, ohne an Klarheit einzubüßen, wodurch der CB-4 sowohl im Bandgefüge als auch als Soloinstrument überzeugen kann.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Als Allzweckwaffe und Werkzeug lässt der CB-4 wenig bis keine Wünsche offen. Zumindest beim Einsatz im modernen Kontext liefert Charles’ Signature-Modell ein erstklassiges Signal, das sich ohne große zusätzliche Bearbeitung weiterverarbeiten lässt. Eine gute ergonomische Abstimmung garantiert dabei anhaltenden Spielspaß, auch bei stundenlangen Sessions. Zwar ist nicht alles perfekt umgesetzt, das Gesamtpaket ist jedoch stimmig und vorbehaltlos empfehlenswert.
Plus
- Verarbeitung
- Ergonomie
- Sustain und Homogenität
Minus
- Batteriefachdeckel verschraubt
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(erschienen in Gitarre & Bass 01/2025)