(Bild: Dieter Stork)
Seit Anfang der 80er-Jahre ist ein Sadowsky-Bass der Inbegriff des veredelten, stadion- wie studiotauglichen Schraubhals-Basses im Fender-Stil. Ein wichtiger Teil des Sounds ist die aktive Zweiband- Klangregelung, die Roger Sadowsky seinen Instrumenten einpflanzt.
Vor dreißig Jahren verpackte Roger erstmals den aktiven EQ seiner Bässe in ein externes Gehäuse, in diesem Fall ein Gürtelpack, an das jeder beliebige Bass angeschlossen werden konnte. Auch als Pedal gibt es diesen Preamp schon länger. Wir haben die aktuelle Version samt dessen kleinem Bruder im Test.
AKTIV FÜR ALLE
Der SPB-1 Bass Preamp/D.I. kommt in einem soliden Metallgehäuse von etwa doppelter Normalgröße. Zwei U-Profile umschließen die SMD-bestückte Platine. Alle Signalanschlüsse finden sich an der Stirnseite: Eingang und Ausgang sowie ein Tuner-Out als Klinkenbuchse, plus ein XLR-Ausgang für den elektronisch symmetrierten Anschluss an ein Pult oder Interface. Seitlich ist die 9V-Buchse für das optionale Netzteil zu finden, die etwas versenkt ist, sodass nicht jeder Stecker passen wird. Ganz netzunabhängig ist das Pedal für ca. 50 Stunden aber auch mit Batterie zu betreiben, das Fach für den 9V-Block ist ohne Werkzeug zu öffnen.
(Bild: Dieter Stork)
An Reglern gibt es Volume, Treble und Bass. Der „boost only“-Equalizer kann nur anheben, und zwar um bis zu 18 dB bei 40 Hz und 4 kHz. Der linke Fußschalter schaltet den EQ dazu oder aus, was über eine grüne On-LED angezeigt wird. Wenn der rechte Fußschalter aktiviert wird, leuchtet die rote Mute-LED auf. Eine weitere rote LED warnt vor nachlassendem Batteriestrom, der Ground-Lift-Schalter trennt am XLR-Ausgang die Masse, um Brummschleifen zu eliminieren.
Auf den XLR-Ausgang verzichtet der SPB-2 ebenso wie auf den Mute-Schalter und den Tuner-Ausgang, es bleibt also der EQ samt Volume-Regler. Auch der SPB-2 kann mit Batterie betrieben werden, was Sadowsky empfiehlt, falls selbst mit einem guten Netzteil der Ton nicht völlig sauber zu bekommen ist. Hier muss zum Öffnen ein Schraubendreher bemüht werden, dafür hält die Batterie 150 Stunden Betriebszeit vor. Der stirnseitige Anschluss für das auch hier optionale Netzteil ist nicht ganz so tief versenkt, was den Betrieb mit einem Multi-Netzteil auf dem Pedalboard einfacher gestalten dürfte. Die Eingangs- und Ausgangsbuchsen sind ganz standardmäßig links und rechts angeordnet.
BOOST ME UP, ROGER
Bevor ich die Treter anschmeiße, noch etwas Grundsätzliches zum Sadowsky-EQ: Roger mag keine Mittenregler. Alles, was er in dieser Richtung probiert hat, führte seiner Meinung nach zu einer Verschlechterung des Klangs. Einzige Ausnahme ist der Mid-Boost-Schalter, den ihm Will Lee für seine Signature-Modelle aus dem Kreuz geleiert hat.
Hier haben wir aber die Pedal-Version des regulären EQs aus den Sadowsky-Bässen. Zum Vergleich schließe ich beide Pedale hintereinander an, um zu hören, ob es Unterschiede gibt – und finde keine. Jede Einstellung klingt absolut identisch.
Roger empfiehlt, Volume voll aufzudrehen, außer man überfährt damit das nächste Gerät in der Kette oder möchte die Klangregelung als alternativen Sound zum Bypass nutzen, dann dient der Regler natürlich zum Angleichen der Lautstärke. Ebenso empfiehlt er, den EQ zunächst auf null zu drehen. Das ergibt bei reiner Anhebung natürlich Sinn.
Ich machte mir nach Lektüre des Beipackzettels etwas Sorgen um meinen Tiefbass, ist der Frequenzgang doch mit 50 Hz bis 50 kHz angegeben. Das ist aber akustisch nicht nachvollziehbar und stellt sich beim Blick auf die Sadowsky-Webseite als Übertragungsfehler heraus – 5 Hz ist richtig. Entsprechend geht der Bassregler tief runter und bläst auch mit einem Fünfsaiter untenrum mächtig auf. Das kommt eher weich, aber nicht schwammig.
So wie der Bassregler unter 40 Hz deutlich wirkt, hellt auch der Höhenregler über seine 4 kHz-Kernfrequenz hinaus den gesamten Treble-Bereich fein auf. Wenig hilft dabei schon viel, wobei selbst mit beiden Reglern voll aufgedreht kein Klangschrott aus den Pedalen kommt. Ein gewisses Rauschen stellt sich dann ein, im Verhältnis zum oberbrillanten Ton ist das aber gering.
Ich würde die Pedale nicht wählerisch nennen, aber wie groß ihr Nutzen ist, hängt stark vom Bass ab, den man einspeist. Bässe mit aktivem EQ profitieren am wenigsten, Bässe mit nur aktiven Pickups schon mehr – vollends aufblühen tun sie mit rein passiven Instrumenten. Gebaut ist der EQ für Fender-artige, denen man ohne Änderungen am Instrument selbst einen sadowskyschen Ton verpassen kann. Mit ihnen funktionieren sie am besten und effektivsten, aber auch die Ergebnisse mit einem Rick oder Gibson sind mehr als brauchbar.
Sollte ich den resultierenden Klang mit einem Wort umschreiben, wäre das „edel“. „Aber das kann der EQ an meinem Amp doch auch“, las ich einen Kommentar im Netz, und vielleicht denkt man das beim Lesen dieses Tests auch. Einmal abgesehen von Features wie Transportabilität, Batteriebetrieb und Bypass-Schaltung: Diesem Amp bin ich noch nicht begegnet.
Beide Pedale räumen schon bei leichten Boosts beider Bänder die oberen Mitten auf, nehmen Rauheiten im Ton zurück und geben ihm eine angenehme Politur, die ihn live wie bei Aufnahmen perfekt im Mix sitzen lässt – also genau das, was auch Sadowsky-Bässe ausmacht.
RESÜMEE
Wer nur die Klangformung möchte, ist mit dem SBP-2 schon voll bedient, das am Anfang einer Signalkette seine Vorteile am besten ausspielt, aber auch an anderer Stelle in der Kette glänzen kann. Der SBP-1 legt dazu noch einen sehr guten DI-Ausgang drauf, der jedem Tonkutscher Freude machen wird, dazu gibt es noch den Mute-Schalter und einen Tuner-Ausgang, was ebenfalls nicht zu verachten ist.
In dieser Form ist das Pedal in meinen Augen am Ende einer Kette oder als Standalone am sinnvollsten. Großartige Sound-Vielfalt sollte man nicht erwarten, röhrig warm oder gar zerrig wird es hier nie. Vielmehr sind die Preamps eine absolute Antestempfehlung für alle, die ihrem Bass einen klaren, edlen Touch verleihen wollen.
PLUS
● Sound
● Features SPB-1
● Größe SPB-2
MINUS
● tiefliegende Netzbuchse SPB-1
(erschienen in Gitarre & Bass 05/2020)