Earth, Wind, Fire & Vintage

Test: Sadowsky MetroLine Vintage JJ & Verdine White Signature

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(Bild: Dieter Stork)

Nach dem schon mehr als überzeugenden Test der beiden limitierten Bässe aus der Masterbuilt und MetroLine-Reihe war ich mehr als gespannt auf die „normalen“ MetroLine-Modelle. Nun ist es so weit, und gleich zwei davon fanden ihren Weg zu mir.

Der Vintage JJ verdankt seinen Namen der traditionell angehauchten Bauweise, während der Signature-Bass von Earth, Wind & Fire-Groovemonster Verdine White in die Artist-Line gehört.

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METRO DUO

Beide haben den etwas erschlankten J-Style-Korpus aus Roterle. Während der schwarz-matt lackierte Vintage JJ klassisch mit Pickguard und Metall-Kontrollplatte kommt, wird beim hochglänzenden Verdine White, in leicht vergilbtem Olympic-White, auf ein Pickguard verzichtet. Besten Zugang zur Elektronik hat man bei beiden über den bündig schließenden E-Fach-Deckel, den kleine, gefederte Bolzen aus der Fräsung drücken, wenn man die Gewindeschrauben löst. Hier kommt man dann auch an den 9-Volt-Block ran, der den aktiven Zweiband-EQ speist. Neben diesem in einem Doppelpoti zusammengefassten Regler gehören noch Volume und Balance zum Regelwerk sowie die VTC. Hinter dieser „Vintage Tone Control“ verbirgt sich ein passiver Höhenregler, der mittels Push/Pull-Funktion den Bass aktiv oder passiv schaltet.

Poti für Volume, Balance, VTC und Bässe/Höhen (Bild: Dieter Stork)

Beim JJ kommt das Signal dafür logischerweise von einem Pärchen brummfreier Sadowsky-Pickups im J-Format, die in akkuraten Fräsungen in der 60er-Position stecken. Verdine steht dagegen auf die PJ-Bestückung, auch hier sitzt der Steg-Pickup an der gleichen Stelle. Die Brücke ist bei beiden Bässen die stabile Quick-Release-Version mit massiven Reitern und solider Grundplatte, in die die Ballends einfach eingehängt werden – so ist der Saitenwechsel ein Kinderspiel.

In den sehr präzisen Halsfräsungen stecken, jeweils vierfach verschraubt, praktisch identische Hälse. Der Verdine White hat eine dezente Flammung im Ahorn, beide haben ein Griffbrett aus Morado, auch bekannt als Pau Ferro, mit 21 Nickel-Silber-Bünden. Letztere werden mit Warwicks Invisible-Fretwork-Technology eingesetzt, bei der die Griffbrettflanken nicht für Bundschlitze eingesägt werden müssen. Optisch überaus elegant, können die Bundenden dank 2 mm Holz auf jeder Seite auch nach Jahren nicht überstehen. Das Griffbrett ragt über das Halsende hervor, trotzdem ist die Justierung der Halskrümmung hier dank einer Lochscheibe, die mit einem Inbus oder zur Not auch mit einem dünnen Schraubendreher zu drehen ist, kein Problem.

Passendes Werkzeug liegt natürlich bei, wie auch Gegenstücke für die Security-Locks und ein Inbus für den Just-A-Nut-Sattel. Mit zwei winzigen Madenschrauben kann die Saitenhöhe über dem ersten Bundstäbchen perfekt angepasst werden, für bestes Spielgefühl und perfekte Intonation, ganz ohne Feilen. Für den nötigen Druck auf den Sattel sorgt ein Niederhalter für die obersten drei Saiten, in dem selbige einfach untergehakt werden ohne durchfädeln zu müssen. Die gute Stimmung erledigen Hipshot-ähnliche Ultraleicht-Mechaniken von Sadowsky, die in der Gängigkeit einzustellen sind und ausgesprochen gleichmäßig drehen.

(Bild: Dieter Stork)

Auch nachdem ich die Lupe ausgepackt hatte, ließ sich nicht das Geringste an der Verarbeitung der beiden Bässe aussetzen, alles ist so sauber und präzise wie es nur geht – Hut ab!

BOOGIE WONDERLAND

Kennt ihr das? Dieses eine Paar Schuhe, das so perfekt eingelaufen ist, dass man das Gefühl hat, damit einen Marathonlauf absolvieren oder mal eben zum Einkaufen nach Kapstadt spazieren zu können? So fühlt sich der MetroLine Vintage JJ an. Grundvertraut hängt er wie selbstverständlich am Gurt, mit perfekter Balance. Beim Hals fühlt man sich wie zu Hause – ein äußerst aufgeräumtes Zuhause mit sauberst abgerichteter Bundierung, herrlich abgerundeten Enden und den schon beschriebenen Vorteilen der IFT. Im Trockentest macht sich, außer absoluter Schnarrfreiheit bei flacher Saitenlage und allgemein tadelloser Einstellung, eine wahnsinnig gleichmäßige Tonentfaltung in allen Lagen bemerkbar. Jeder Ton springt mich begeistert an wie ein spielwütiger Welpe und schnurrt wie ein ganzes Katzen-Café.

So, genug schwiemelige Metaphern, ab an den Amp mit dem Bass! Passiv, also mit gezogenem VTC, geht es los. Die Jazz-Bass-DNA ist nicht zu leugnen, jedoch mit ein paar Tweaks: Es klingt modern-aufgefrischt, und jede Pickup-Position, auch die der einzelnen Abnehmer, ist brummfrei. Der Balance-Regler funktioniert bei einem Sadowsky anders als in den meisten Bässen. Man kann sich das wie ein weiteres Tone-Poti vorstellen, bei dem der Ton heller wird, je weiter man aufdreht (und damit zum Steg-PU überblendet), oder dunkler, wenn man zudreht (und damit dem Hals-PU den Vorzug gibt). Man kann aber auch einfach zwei Drähte umlöten (lassen), in der sehr ausführlichen Anleitung zur MetroLine wird auch das erklärt. Mit der sehr gleichmäßig arbeitenden VTC geht der Ton erst mal in traditionellere Gefilde, bevor die Höhen richtig beschnitten werden, so wie man sich das von einer guten Höhenblende eben vorstellt.

E-Fach des Verdine White Signature (Bild: Dieter Stork)

Neutral eingestellt und gedrückt kommt der aktive EQ ins Spiel. Der ist Boost-Only und ab Werk voll aufgedreht. Auch das kann klanglich funktionieren, aber um besser vergleichen zu können, drehe ich ihn zunächst ganz zu. Der Ton wird noch etwas strahlender und gleichzeitig dicker im Fundament – nicht dramatisch, aber hörbar, schon mal eine gute zweite Klangebene. Der Bassregler pumpt bei 40 Hz mächtig auf, sofern man das will und die Anlage mitspielt, während der Höhenregler bei 4 kHz gar nicht so sehr auf edlen Schimmer setzt – den hat der Bass eh – sondern auf Bissigkeit, die sich in der Band durchsetzt. Logischerweise ergibt sich ein Mittenloch, wenn beide voll aufgedreht sind, und eine ordentliche Lautstärkezunahme noch dazu. Das ist mir persönlich am Ende zu viel des Guten, es bleibt aber dennoch ausreichend nutzbarer Regelweg.

Eigentlich könnte ich jetzt auch locker mit dem Vintage JJ weiter daddeln, der Bass inspiriert mit seiner selbstverständlichen Art definitiv dazu, mehr zu spielen. Aber das ist ja ein Doppeltest, und Verdine möchte auch mal!

Mit minimalem Gewichtsvorteil gibt er sich am Gurt exakt wie der JJ. Auch der Hals ist identisch, bis auf die Widmung an Verdines Halbbruder Maurice, den Gründer von Earth, Wind & Fire, auf der Rückseite der Kopfplatte. Die Ähnlichkeit geht so weit, dass selbst der Saitenabstand zum Korpus praktisch gleich ist, ob mit oder ohne Schlagbrett. Sehr praktisch für Präzisions-Slapper, die auch mit dem crispen Sound beider Bässe sehr glücklich werden dürften. Trocken angespielt knallt der JJ im Vergleich etwas mehr, davon ist am Amp aber nichts mehr zu hören.

Hals-Korpus-Verbindung vom Verdine (Bild: Dieter Stork)

Der PJ hat mit dem Balance-Regler in Mittelstellung etwas andere Mittenauslöschungen und Obertöne, der P-Pickup solo liefert mehr Tragfähigkeit, die beiden Steg-Js sind identisch, wobei auch der Verdine White in jeder Pickup-Einstellung brummfrei ist. Vom Output her sind P und J gut aufeinander abgestimmt, was bei dieser Bestückung nicht immer selbstverständlich ist. Der Verdine ist ebenfalls klarer im Ton als die Klassiker, mit der VTC ist das schnell angepasst. Der Bass legt den feinen Anzug nie ganz ab und wird nicht richtig ruppig, macht jedoch im Rock-Kontext eine sehr, sehr gute Figur.

Die Reaktion auf Spieldynamik und -Technik ist gleichermaßen sensibel wie direkt, mit dem EQ ist der Grund-Sound, gerade auch durch die wirklich gute Interaktion mit der passiven Höhenblende – ich liebe die Möglichkeit, die Höhen aktiv und passiv gleichzeitig regeln zu können – an praktisch jede Situation anzupassen.

RESÜMEE

Der Name Sadowsky verpflichtet, und die japanischen Vorgänger waren bekannt für ihre Akkuratesse – die neue MetroLine aus Markneukirchen steht dem in nichts nach und legt in Details sogar noch drauf. Beide überzeugen optisch wie klanglich und sind in Sachen Bespielbarkeit wie Verarbeitung über jeden Zweifel erhaben. Dazu gibt es noch ein gutes Gigbag. Volle Punktzahl!

PLUS

  • Bespielbarkeit
  • Sound
  • Verarbeitung
  • Just-A-Nut-Sattel
  • Hardware, Elektronik & Pickups

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2021)

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