Mit Charakter, ohne Bart

Test: RockBass Artist Series Sklar Bass I

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

Lee Sklar dürfte zu den meist-aufgenommenen Bassisten überhaupt gehören, mit tausenden Credits von A wie Air Supply bis Z wie Warren Zevon. Seit zehn Jahren gehört der Warwick Star Bass zu seinem Instrumenten-Arsenal, auf dessen Basis er 2016 seinen Signature-Bass bekam.

Der ist als Masterbuilt für die meisten von uns leicht außerhalb der Reichweite, aber zum Glück gibt es nun auch eine Teambuilt-Variante – und eben den günstigen RockBass, dem wir uns heute widmen wollen.

Anzeige

VOM STAR BASS ZUM SKLAR BASS

Der chinesische Sklar-Bass folgt zunächst dem üblichen Bauplan für Semi-Acoustics: Der beidseitig eingefasste Korpus hat einen massiven Mittelblock und ist ansonsten hohl, Boden und Zargen bestehen aus laminiertem Mahagoni. Die Decke ist ebenfalls hauptsächlich aus Mahagoni, hat aber einen schön gemaserten Aufleimer aus Flamed Maple bekommen. Ein modern stilisiertes F-Loch zwischen den Reglern macht den Sklar auch optisch als Semi kenntlich. Der eingeleimte Hals ist aus drei Teilen Ahorn, gesperrt mit zwei Zwischenlagen Ekanga, das Griffbrett ist auf Hochglanz poliertes Tigerstripe-Ebony. Soweit, so normal.

Ungewöhnlich ist dagegen schon die Korpusform, die mich an eine Kreuzung aus dem originalen Warwick Star Bass und einem Fender Jazz Bass erinnert. Sehr cool! Dazu kommt eine abgeschrägte Armablage, ebenfalls selten bei Semis. Die Hardware ist Warwick-typischer (hoher) Standard, die in 3D einstellbare Brücke samt Saitenhalter ist ebenso massiv wie elegant und durchdacht. Am anderen Ende ist der Just-A-Nut Sattel genial wie immer, kann man doch ohne Feilen die Saitenlage über dem ersten Bund auf Bruchteile von Millimetern justieren.

Die Pickups mit den vier verstellbaren Polepieces und den großen Chromkappen kennt man schon vom normalen Star Bass und sind hier wie da von MEC und Made in Germany. Die zugehörigen vier Regler und ein großer Toggle-Schalter sehen erst mal wieder aus wie gewohnt, es verbergen sich hier aber ein paar Besonderheiten. Wie am Batteriefach auf der Rückseite schon zu erkennen ist, ist der Sklar Bass aktiv. Statt zweimal Volume, zweimal Ton gibt es Volume- und Balance-Regler und dazu einen aktiven Zweiband-EQ.

Wichtiges Tool für Studio-Bassisten: Der „Producer-Switch“ 😉 (Bild: Dieter Stork)

Moment, Balance-Regler? Und der Toggle? Ist nichts Geringeres als der berühmte „Producer-Switch“, auf den Lee kam, nachdem er mitbekommen hatte, wie Tommy Tedesco (als Gitarrist ebenfalls eine Studiolegende, ich sage nur Bonanza!) die Forderungen eines Produzenten nach anderen Instrumenten mit der – für den Produzenten nicht zu sehenden – immer gleichen Gitarre erfüllte, die er nur anders spielte, nachdem er so getan hatte, als hätte er das Instrument gewechselt. Also baute sich Lee einen Schalter in den Bass, der nirgends angeschlossen war, den er aber bei Bedarf betätigen konnte, wenn wieder eine andere Klangfarbe gewünscht war. (Manchmal buchstäblich, erinnert er sich doch an den Wunsch, er möge es mehr violett – more mauve-y – spielen … )

Ein Blick ins Schallloch, dessen Lackierung etwas sauberer sein könnte, während der Rest des Basses perfekt ist, zeigt ein aufgeräumtes Innenleben. Die Platine für die Elektronik sitzt sicher verstaut in einer kleinen Fräsung unter dem Steg-Pickup.

(Bild: Dieter Stork)

BESPIELBARKEIT UND SOUND

Die leicht „verschobene“ Korpusform mit dem Gurtpin oben am Horn statt am Halsansatz sorgt am Gurt für eine Balance knapp über der Waagerechten. Mehr ist nicht drin, hat der Bass doch einen ordentlich langen Hals als Hebel. Die linke Hand muss auch recht weit raus, um die tiefen Lagen zu erreichen, trotzdem ist die Bespielbarkeit insgesamt gut. Dazu trägt die saubere Bundierung und die daraus resultierende mögliche flache Saitenlage ihren Teil bei, wie auch die Halsbreite im Jazz Bass Format. Fühlt sich gut an! Die extra harten Bronze-Bünde sind dabei schmaler und flacher als es üblich ist, so wie es Lee gefällt, der auf einigen anderen Bässen sogar noch dünneres Material spielt. Für die rechte Hand findet sich viel Auflagebreite auf den beiden Pickups, die sich nicht nur über Gewindeschrauben sehr fein in der Höhe verstellen lassen, sondern diese Höhe dann auch halten, ohne dem Daumendruck nachzugeben. So soll das, ist es aber längst nicht immer! Also Hut ab für dieses feine Extra.

Deutlich lauter als ein Solidbody ist der Sklar Bass, wie die meisten Semis, rein akustisch nicht. Dafür ist aber schon trocken angespielt zu hören, dass der Sklar – im Gegensatz zu den meisten seiner Artgenossen – einen definiert-drahtigen Ton bis runter zur leeren E-Saite zu bieten hat … und ein laaanges Sustain dazu. Daran ändert sich auch über den Verstärker gespielt nichts, die MEC-Abnehmer machen einen sauberen Job. Obwohl sie Singlecoils sind, machen sie das dazu noch erstaunlich brummfrei. Aus dem Verstärker lassen sich Brillanzen hören, die ich von den wenigsten Semiakustik-Bässen kenne – kein Wunder, sind die doch normalerweise auch nicht aktiv. Aktiv ist der Sklar Bass dagegen immer, ohne passive Option, die die Pickups ja durchaus hergeben würden. Die Batterie ist immerhin leicht zugänglich, man sollte nur auf den Deckel des Fachs achten, den hat man nach dem Öffnen lose in der Hand.

Die (chinesische) Elektronik arbeitet ohne störende Nebengeräusche, die Höhen dürfen ruhig angehoben werden, ohne dass ein Wasserfall generiert wird. Dann wird der Ton fast akustisch klar, während Absenkungen ebenfalls harmonisch rüberkommen und den Stegpickup sehr Jaco-mäßig präsentieren. Eine leichte Bassanhebung macht den Ton noch tragfähiger, was beim Halstonabnehmer dank seiner Position erst mal nicht nötig ist – aber auch hier kann noch aufgeblasen werden, ohne dass der Sound die Form verliert. Da macht sich die lange Mensur wieder bemerkbar, was allein schon den RockBass Sklar Bass aus der (relativen) Masse der semiakustischen Bässe heraushebt.

Die akustische Note, diesen typisch hohlmittigen „Honk“, der den Semi-Ton für mich ausmacht, hat der Bass dabei auch immer parat. Und das ist auch gut so, schließlich möchte ich, wenn ich mich für den Sklar Bass entscheide, nicht einfach einen normalen Solidbody-Bass-Ton im hübschen Semi-Gewand, sondern will die Konstruktion auch hören. In Mittelstellung des Balance-Reglers klingt der Bass einem Jazz Bass gar nicht unähnlich, mit etwas mehr Tiefe. Zum Hals hin wird es offener und ganz ohne den Mumpf, den andere hier entfalten, während zum Steg hin sich die nölige Mittennase breitmacht, mit jederzeit ausreichender Tragfähigkeit, sogar schon ohne den Bass-EQ zu bemühen. Es funktioniert sogar etwas auf dem Sklar Bass, was Lee selber nur sehr ungern macht und auf anderen Semi-Acoustics höchstens „interessante“ Klangergebnisse zeitigt: Slappen!

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Die lange Mensur, die MEC-Pickups und die aktive Elektronik geben dem Warwick RockBass Sklar Bass einen klaren, definierten Ton, der unter semiakustischen Bässen seinesgleichen sucht. Dazu sieht er noch schick aus, ist gut verarbeitet, und wirklich gut zu spielen. Natürlich werden die deutschen Varianten von Lees Signature Bass aufwendiger gebaut, aber die RockBass Variante kann absolut für sich stehen. Das wichtigste Bauteil des Originals wurde ja auch eins zu eins übernommen: Mit dem Producer-Switch schaffst auch du es, jeden kritischen Hansel im Regieraum zu überzeugen – eine der drei Stellungen bringt immer DEN Take!

PLUS

  • Sound
  • Bespielbarkeit
  • Konzept

MINUS

  • nur aktiv zu spielen

(erschienen in Gitarre & Bass 02/2020)

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.