Röhrenfeeling für die Hosentasche?

Test: Quilter Bass Block V803

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(Bild: Quilter)

Was macht einen guten Bassverstärker wirklich aus? Leistung, Flexibilität, Klang? Quilter Labs versucht mit dem Bass Block V803 alles auf einmal zu liefern: moderne Verstärkertechnologie kombiniert mit dem warmen Sound und dem Spielgefühl eines dicken Röhrenamps. Auf den ersten Blick sieht der Quilter aus wie ein typischer Class-D-Amp – kompakt, leistungsstark und leicht. Im Inneren des kleinen Verstärkers steckt jedoch eine große Vision …

Quilter Labs ist für manche noch ein relativ neuer Name in der Welt der Verstärker, dabei hat Firmengründer Pat Quilter bereits Anfang der 70er Jahre seine ersten Schritte in der Gitarrenverstärker-Industrie gemacht. Da sich damals die Röhrenkonkurrenz gegenüber transistorbasierten Konzepten wie seinen damaligen Kreationen klar durchsetzte, gründete er wenig später mit weiteren Partnern QSC Audio, die bis heute Giganten im PA-Sektor sind.

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Doch Pats Liebe zu Gitarren- und Bass-Amps ist nie erloschen, und so ist die 2011 gegründete Firma Quilter Laboratories heute bekannt für leichte, tragbare Verstärker, die trotz ihrer kompakten Größe enorme Leistung und überzeugende Klangqualität liefern. Mit der Bass-Block-Serie hat sich das Unternehmen besonders im Bass-Bereich etabliert, und der neue V803 stellt die logische Weiterentwicklung des V802 dar. Während Letzterer vor allem auf Präzision und eher linearen Klang setzte, soll der V803 zusätzlich mit warmen, röhrenartigen Sounds und einer verbesserten Dynamik punkten. Es geht also nicht nur um Leistung, sondern auch um ein Spielgefühl, das man so von Kompakt-Amps nicht kennt.

KONZEPT

Der Quilter Bass Block V803 setzt, wie die meisten Bassverstärker heutzutage, auf eine Class-D-Endstufe inklusive Schaltnetzteil, um maximale Leistung bei minimalem Gewicht zu liefern. Mit seinen 800 Watt an 4 Ohm gehört er definitiv zu den stärkeren Amps seiner Klasse. Dabei arbeitet er mit einem variablen Lüfter, der sich nur dann bemerkbar macht, wenn der Amp wirklich belastet wird, was ihm im Studio einen Platz im Aufnahmeraum ermöglicht.

Der 3-Band-EQ des V803 bietet gute Flexibilität mit 15 dB Boost oder Cut in jedem Frequenzband. Die Bässe greifen ab 100 Hz und arbeiten mit einem Shelving-Filter. Die Frequenz ist eher hoch angesetzt und erfasst den gesamten Bereich vom oberen (oft Wummer-anfälligeren) Bass bis hin zum tiefsten Druckpunkt. Spannend wird es in den Mitten: Hier steht eine Parametrik mit zwei Potis bereit, einem für die Frequenz und einem für den Boost/Cut-Faktor.

Die Parametrik deckt einen Bereich von 250 Hz bis 1 kHz ab, so dass sowohl druckvoller Rock-Growl als auch zurückgenommene Mitten für einen transparenteren Sound realisiert werden können. Wie schon bei den Bässen erfolgt auch die Höhenregelung über einen Shelving-Filter, der bei 500 Hz ansetzt und seine maximale Wirkung bei etwa 2 kHz erreicht. Hier ist zu erwarten, dass der Regler auch merklich Mittenanteile erfasst und somit eher für die allgemeine Offenheit zuständig ist und sich weniger als Werkzeug für chirurgische Eingriffe eignet.

Besonders hervorzuheben ist der Voicing-Schalter des V803, der zwischen drei Verstärkermodi wechselt und damit den Grundcharakter des Amps so maßgeblich verändert, dass man hier getrost vom Herzstück des Amp-Konzepts sprechen kann.

Im Modern-Modus soll der Quilter durch einen hohen Dämpfungsfaktor der Endstufe einen straffen, klaren Sound liefern, der besonders bei hohen Lautstärken mit einer präzisen Wiedergabe punktet. Der Verstärker arbeitet hier intern mit einem Dual-Limiter-System, das dafür sorgen soll, dass der Amp auch bei hohen Lautstärken nicht unangenehm ins „Pumpen” gerät.

Der Warm-Modus behält das Dual-Limiter-Prinzip bei, reduziert aber den Dämpfungsfaktor der Endstufe erheblich – ähnlich, wie es bei einem Röhrenverstärker der Fall ist. Tatsächlich ist dieser Ansatz im Meer der auf Röhrensound getrimmten Transistorverstärker nahezu einzigartig. Die meisten Hersteller setzen eher auf Hybridlösungen mit Röhren in der Vorstufe (die man beim Quilter vergeblich sucht).

Die Leistung sinkt in diesem Modus erheblich (laut Hersteller auf 450-500 Watt an 4 oder 8 Ohm), soll aber als genauso laut empfunden werden wie im Modern-Modus. Im QTube-Modus wird es nochmal spannend. Der niedrige Dämpfungsfaktor wird hier beibehalten, das klassische Limiter-System wird jedoch durch eine Clipping-Stufe ersetzt. Das Ziel: die Sättigung und Dynamik eines Röhrenamps nachzubilden. Laut Quilter soll dieser Modus nicht nur klanglich, sondern auch vom Spielgefühl her noch näher an einen Röhrenverstärker heranreichen.

Der V803 ist ordentlich ausgestattet und bietet eigentlich alles, was man von einem modernen Amp erwartet. Die beiden Eingänge – Flat und Scoop – bieten unterschiedliche Klangcharaktere. Während Flat den Sound möglichst neutral belässt, sorgt Scoop für ein Mid-Scoop-Voicing, das an klassische Röhren-Tone-Stacks angelehnt ist und für ein aufgeräumteres Klangbild sorgen soll.

Der Effektweg ermöglicht es, externe Pedale oder Prozessoren nahtlos in das Signal einzubinden. Praktisch ist auch der Kopfhörerausgang, der im Warm- und QTube-Modus – genau wie der DI-Ausgang – die integrierte Speakersimulation aktiviert, um dem Röhren-Stack-artigen Gesamteindruck noch gerechter zu werden.

(Bild: Quilter)

Auf der Rückseite bietet der Verstärker Speakon/Klinke-Kombibuchsen sowie eine Netzbuchse mit Locking-Funktion (ein entsprechendes Kabel wird mitgeliefert); der DI-Out ist außerdem Pre-Master geschaltet und liefert ein festes Signalniveau. Auf der Frontplatte sitzt zudem ein Mini-Switch, mit dem sich Brummschleifen auf dem XLR-Signal eliminieren lassen. Nützlich ist auch ein weiterer Minischalter zur Anpassung der Eingangsempfindlichkeit an passive oder aktive Bässe, die dritte Schalterstellung bietet hier zusätzlich eine Mute-Funktion.

Insgesamt ist der Bass Block V803 tadellos verarbeitet. Besonders beeindruckend ist natürlich das geringe Gewicht von nur 2 kg, was nicht zuletzt auch durch die geringe Stärke des Stahlblechgehäuses erreicht wird. Ich würde den Bassblock nicht als fragil bezeichnen, demonstrativ von der Box schubsen sollte man ihn vielleicht trotzdem nicht.

(Bild: Quilter)

PRAXIS

Mit allen Reglern auf 12 Uhr liefert der Bass Block bereits einen grundsoliden Klang, den man (gutes Rest-Equipment vorausgesetzt) auch einfach so lassen könnte. Im Modern-Modus klingt der Amp im positiven Sinne unauffällig ohne zu stark zu färben, wobei es spätestens mit dem Scoop-Eingang und entsprechenden EQ-Einstellungen auch in sehr moderne Gefilde geht – und das bei Bedarf sehr laut und pegelfest!

Das interne Limiter-System macht sich auch bei hohen Lautstärken nicht unangenehm bemerkbar – hier hat Quilter ganze Arbeit geleistet. Die parametrischen Mitten lassen präzise Eingriffe in das Klangbild zu, wobei der Amp immer musikalisch bleibt. Schlimm verbiegen kann man ihn kaum. Der Bassregler packt kräftig zu und wirkt wie erwartet eher gutmütig breit als analytisch. Für die meisten Anwendungen passt das gut und unterstreicht den eher auf klassische Voicings getrimmten Charakter des Amps.

Gleiches lässt sich über den Höhenregler sagen, der wie erwartet eine gute Portion Mitten mitnimmt und damit ebenfalls eher dem Röhren-Top-Feeling gerecht wird. Feingeistige HiFi-Ästhetik klingt zumindest anders, und insgesamt vermittelt die Klangreglung trotz der parametrischen Mitten fast klassische Tone-Stack-Vibes.

Allerspätestens wenn man in den Warm-Modus geht, greift alles stimmig ineinander: Ich bin ziemlich geflasht, wie gut der Bass Block den Klang und vor allem das Spielgefühl klassischer Röhrenverstärker auf den Punkt bringt. Besonders auffällig ist, wie sich die Ansprache der Lautsprecher verändert: Der Klang wirkt elastischer und organischer, der Eigencharakter der Box kommt deutlich stärker zur Geltung. Mit einem Preci und leicht angehobenen Mitten klingt der V803 in diesem Modus absolut überzeugend für Motown- und aber auch Classic-Rock-Sounds.

Wie vom Hersteller versprochen, gibt es in Bezug auf die gefühlte Lautstärke kaum einen Unterschied zum Modern-Modus, das Signal klingt jetzt im Bassbereich sogar deutlich markerschütternder und muskulöser. Ja, der Sound ist bei wirklich sehr sehr hohen Lautstärken nicht mehr ganz so tight und kontrolliert wie vorher, aber das kann man mit Fug und Recht auch von einem Röhrenverstärker behaupten.

Der QTube-Modus unterscheidet sich schließlich weniger vom Warm-Voicing, als ich es erwartet hatte. Der allgemein röhrige Charakter bleibt erhalten, und die Clipping-Stufe, die hier den Limiter ersetzt, macht sich vor allem in einem etwas weicheren Charakter bemerkbar – das Signal wirkt noch ein wenig mehr verdichtet. Zudem lässt sich nun am Gain-Poti auch harmonischer Crunch abrufen, der sich absolut hören lassen kann.

Hier bekommt man sehr solide Rock-Zerre an die Hand, die ein zusätzliches Zerrpedal für viele Anwendungszwecke überflüssig macht. Die Stärken liegen jedoch eindeutig im milderen Crunch- und Overdrive-Bereich. Bei vollem Zerrbrett verliert der Sound zunehmend an Kontur und wird im Bassbereich etwas schwammig. Mit einer cleaneren Einstellung (z.B. im Warm-Modus) und einem guten HiGain-Zerrer klingt das für Down-Tuning-Metal-Heads überzeugender.

Erfreulicherweise ist es Quilter wirklich gelungen, den röhrigen Charakter der Warm- und QTube-Modi auch auf dem DI-Out einzufangen. Die in diesen Modi anliegende Speaker-Simulation weiß absolut zu überzeugen und mildert auch Drive-Sounds in den Höhen so ab, dass man sie direkt ins Pult geben kann, ohne dass das Signal muffig und belegt klingt – man könnte das getrost „Mix-ready” nennen. Wer Wert auf ein eher neutrales Signal legt, bekommt im Modern-Modus auch ein ungefiltertes Fullrange-Signal aus dem DI-Out.

(Bild: Quilter)

RESÜMEE

Mit dem Bass Block V803 liefert Quilter Labs einen Verstärker, der moderne Technologie und klassischen Röhrensound auf beeindruckende Weise verbindet. Die drei Voicing-Modi machen den Amp extrem flexibel, und besonders die Warm- und QTube-Modi setzen im Class-D-Sektor Maßstäbe in Sachen Authentizität und Spielgefühl.

Hier wird eindrucksvoll gezeigt, dass Röhren-Sounds nicht immer in der – mal mehr, mal weniger zurecht betitelten – „Alibi-Röhre” der Vorstufensektion zu finden sind, sondern dass die Endstufe ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Zwar dominiert Class-D-Technik den Bass-Amp-Markt schon seit vielen Jahren, auserzählt und ausentwickelt ist sie aber offenbar noch nicht – sonst würde ein Amp wie der Bass Block V803 nicht so einen Eindruck hinterlassen.

Und natürlich ist der Quilter trotzdem nicht die Universalantwort auf alle Bassbedürfnisse: Sein EQ könnte für HiFi-Liebhaber sicher weniger „breit” arbeiten, und die Zerr-Sounds werden eingefleischte Fans aggressiver Distortions à la Darkglass vielleicht nicht überzeugen. Der neue Bass Block ist dafür ein Amp, der klar weiß, was er will: glaubhaftes Röhren-Feelig, ohne die Nachteile unserer geliebten Dinosaurier-Technologie. Und das gelingt ihm so gut wie nur wenigen Amps seiner Klasse.

Plus

  • Röhren-Feel im Warm- und QTube-Modus
  • Verarbeitung
  • Ausstattung
  • DI- und Headphone-Out mit Speaker-Simulation
  • Leistung, Maße und Gewicht

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2025)

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