Röhrenfeeling für die Hosentasche?

Test: Quilter Bass Block V803

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(Bild: Quilter)

PRAXIS

Mit allen Reglern auf 12 Uhr liefert der Bass Block bereits einen grundsoliden Klang, den man (gutes Rest-Equipment vorausgesetzt) auch einfach so lassen könnte. Im Modern-Modus klingt der Amp im positiven Sinne unauffällig ohne zu stark zu färben, wobei es spätestens mit dem Scoop-Eingang und entsprechenden EQ-Einstellungen auch in sehr moderne Gefilde geht – und das bei Bedarf sehr laut und pegelfest!

Das interne Limiter-System macht sich auch bei hohen Lautstärken nicht unangenehm bemerkbar – hier hat Quilter ganze Arbeit geleistet. Die parametrischen Mitten lassen präzise Eingriffe in das Klangbild zu, wobei der Amp immer musikalisch bleibt. Schlimm verbiegen kann man ihn kaum. Der Bassregler packt kräftig zu und wirkt wie erwartet eher gutmütig breit als analytisch. Für die meisten Anwendungen passt das gut und unterstreicht den eher auf klassische Voicings getrimmten Charakter des Amps.

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Gleiches lässt sich über den Höhenregler sagen, der wie erwartet eine gute Portion Mitten mitnimmt und damit ebenfalls eher dem Röhren-Top-Feeling gerecht wird. Feingeistige HiFi-Ästhetik klingt zumindest anders, und insgesamt vermittelt die Klangreglung trotz der parametrischen Mitten fast klassische Tone-Stack-Vibes.

Allerspätestens wenn man in den Warm-Modus geht, greift alles stimmig ineinander: Ich bin ziemlich geflasht, wie gut der Bass Block den Klang und vor allem das Spielgefühl klassischer Röhrenverstärker auf den Punkt bringt. Besonders auffällig ist, wie sich die Ansprache der Lautsprecher verändert: Der Klang wirkt elastischer und organischer, der Eigencharakter der Box kommt deutlich stärker zur Geltung. Mit einem Preci und leicht angehobenen Mitten klingt der V803 in diesem Modus absolut überzeugend für Motown- und aber auch Classic-Rock-Sounds.

Wie vom Hersteller versprochen, gibt es in Bezug auf die gefühlte Lautstärke kaum einen Unterschied zum Modern-Modus, das Signal klingt jetzt im Bassbereich sogar deutlich markerschütternder und muskulöser. Ja, der Sound ist bei wirklich sehr sehr hohen Lautstärken nicht mehr ganz so tight und kontrolliert wie vorher, aber das kann man mit Fug und Recht auch von einem Röhrenverstärker behaupten.

Der QTube-Modus unterscheidet sich schließlich weniger vom Warm-Voicing, als ich es erwartet hatte. Der allgemein röhrige Charakter bleibt erhalten, und die Clipping-Stufe, die hier den Limiter ersetzt, macht sich vor allem in einem etwas weicheren Charakter bemerkbar – das Signal wirkt noch ein wenig mehr verdichtet. Zudem lässt sich nun am Gain-Poti auch harmonischer Crunch abrufen, der sich absolut hören lassen kann.

Hier bekommt man sehr solide Rock-Zerre an die Hand, die ein zusätzliches Zerrpedal für viele Anwendungszwecke überflüssig macht. Die Stärken liegen jedoch eindeutig im milderen Crunch- und Overdrive-Bereich. Bei vollem Zerrbrett verliert der Sound zunehmend an Kontur und wird im Bassbereich etwas schwammig. Mit einer cleaneren Einstellung (z.B. im Warm-Modus) und einem guten HiGain-Zerrer klingt das für Down-Tuning-Metal-Heads überzeugender.

Erfreulicherweise ist es Quilter wirklich gelungen, den röhrigen Charakter der Warm- und QTube-Modi auch auf dem DI-Out einzufangen. Die in diesen Modi anliegende Speaker-Simulation weiß absolut zu überzeugen und mildert auch Drive-Sounds in den Höhen so ab, dass man sie direkt ins Pult geben kann, ohne dass das Signal muffig und belegt klingt – man könnte das getrost „Mix-ready” nennen. Wer Wert auf ein eher neutrales Signal legt, bekommt im Modern-Modus auch ein ungefiltertes Fullrange-Signal aus dem DI-Out.

(Bild: Quilter)

RESÜMEE

Mit dem Bass Block V803 liefert Quilter Labs einen Verstärker, der moderne Technologie und klassischen Röhrensound auf beeindruckende Weise verbindet. Die drei Voicing-Modi machen den Amp extrem flexibel, und besonders die Warm- und QTube-Modi setzen im Class-D-Sektor Maßstäbe in Sachen Authentizität und Spielgefühl.

Hier wird eindrucksvoll gezeigt, dass Röhren-Sounds nicht immer in der – mal mehr, mal weniger zurecht betitelten – „Alibi-Röhre” der Vorstufensektion zu finden sind, sondern dass die Endstufe ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Zwar dominiert Class-D-Technik den Bass-Amp-Markt schon seit vielen Jahren, auserzählt und ausentwickelt ist sie aber offenbar noch nicht – sonst würde ein Amp wie der Bass Block V803 nicht so einen Eindruck hinterlassen.

Und natürlich ist der Quilter trotzdem nicht die Universalantwort auf alle Bassbedürfnisse: Sein EQ könnte für HiFi-Liebhaber sicher weniger „breit” arbeiten, und die Zerr-Sounds werden eingefleischte Fans aggressiver Distortions à la Darkglass vielleicht nicht überzeugen. Der neue Bass Block ist dafür ein Amp, der klar weiß, was er will: glaubhaftes Röhren-Feelig, ohne die Nachteile unserer geliebten Dinosaurier-Technologie. Und das gelingt ihm so gut wie nur wenigen Amps seiner Klasse.

Plus

  • Röhren-Feel im Warm- und QTube-Modus
  • Verarbeitung
  • Ausstattung
  • DI- und Headphone-Out mit Speaker-Simulation
  • Leistung, Maße und Gewicht

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2025)

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