Mit einer eigenen Fabrik in China im Rücken, die Phil Jones vor über zwanzig Jahren gegründet hat und die die allermeisten Komponenten für die PJB-Produkte selbst herstellt, gehört die Firma zu den Pionieren im Gebrauch kleiner Speaker weit unterhalb der gängigen Zehn- oder Zwölfzöller. Meistens treten die dann in größeren Mengen in Boxen auf, oder in kleinerer Zahl in sehr kompakten Combos.
Wir nehmen eine für Phil Jones relativ neue Variante unter die Lupe, ein ultraleichtes Topteil samt handlicher Box mit zwei Bassspeakern.
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KLEIN UND LEICHT
Der erste Eindruck – und jeder weiß, wie wichtig der ist – ist schon ein sehr guter: Aus dem Karton ziehe ich eine gepolsterte Tasche, in der sich der D-400 sichtbar wohl fühlt. Trotzdem muss er raus und entpuppt sich als extrem robust und dabei mit nicht mal anderthalb Kilo ausgesprochen leicht. Los geht’s mit der Klinkeneingangsbuchse. Über dem Gain-Poti zur feinen Abstimmung des Eingangspegels gibt es einen Minischalter, der neben den beiden Stellungen für mehr oder weniger pegelstarke Bässe auch noch eine dritte für Mute hat – clever gelöst! Darauf folgt ein fünfbandiger EQ mit je zwei Bändern für Bässe und Mitten und einem für die Höhen. Kurioserweise sind die Bezeichnungen in der Anleitung andere, das erschließt sich aber ganz von selbst. Auch die letzten Regler der Frontplatte sind selbsterklärend: Der Limiter wird per Minischalter aktiviert, der Regler stellt die Ansprechschwelle ein, der Master gibt am Ende die Gesamtlautstärke vor.
Mit dem DI-Out geht es auf der Rückseite weiter, komplett mit Schaltern für Groundlift und Pre/Post-EQ. Der Ausgang ist immer Master-unabhängig, wie sich das gehört. Effekte können über FX Send und Return seriell eingeschleift werden, am Preamp Out kann ein weiterer Amp oder eine Aktivbox betrieben werden. Die Speakonbuchse sorgt für die Verbindung zur Lautsprecherbox, die Minimum 4 Ohm haben darf, die Buchse für den Netzstecker und der Powerschalter vervollständigen die Ausstattung.
(Bild: Dieter Stork)
Mit einer Höheneinheit ist der D-400 mit optionalen Rackwinkeln im 19″-Case unterzubringen, aber der eigentliche Reiz ist natürlich, den Verstärker in der Tasche, die noch Platz für das lange Netzkabel und ein Speaker-Kabel bietet, oder gar im Bass-Gigbag mitzunehmen.
Gegen das Fliegengewicht des Tops wirkt die Box gewichtig – dabei wiegt sie auch nur 13 Kilo. Phil Jones ist ja bekannt für die Verwendung kleiner und ungewöhnlicher Lautsprechergrößen. Im CAB 27 finden sich, man ahnt es schon, zwei Siebenzöller und ein Hochtöner mit Dreizoll-Treiber, die eine Belastbarkeit von 200 Watt an acht Ohm erlauben, alles aus eigener Produktion. Ebenfalls ungewöhnlich sind die Oberflächen: Lack fur die Seiten, Filz oben, unten und hinten. Ich dachte zuerst, das sollte dem Top mehr Halt geben, das steht aber perfekt, wenn auch lose, auf dem Griff in der Oberseite. Das Metallgitter vorne passt zum soliden Eindruck, den die Box vermittelt.
Der Lautsprecheranschluss ist Speakon und doppelt, damit man vom Top in eine weitere Box weiterschleifen kann. Einen Regler für den Hochtöner gibt es nicht, ich kann aber schon mal spoilern: Ich habe ihn auch nicht vermisst…
HIGH FIDELITY
Für optimale Performance sollte der Amp erst mal auf den Bass eingepegelt werden. Dafür hat der D-400 neben dem Level-Poti einen Switch, der aber auch die Mute Funktion schaltet, sodass man leider nicht lautlos einpegeln kann, da auch bei zugedrehtem Master der D.I.-Out-Signal an die PA liefert. Etwas irritierend ist auch die Auto-Standby-Funktion: Nach einiger Zeit ohne Signal, zum Beispiel zwischen Soundcheck und Auftritt oder in Set-Pausen, geht der D-400 in einen automatischen Standby, angezeigt durch die rote Power-LED. Um den Amp wieder aufzuwecken und die LED in den grünen Modus zu befördern, muss man einfach nur ein Signal auf den Eingang geben. Eigentlich großartig, wenn nicht erstens ein ganz schön harter Anschlag nötig wäre, um das zu bewerkstelligen, und zweitens dadurch nicht ein recht deftiges Knacken in der Box und auch über die PA zu hören wäre.
Aber nun zu den schönen Dingen! Das Betriebsgeräusch des D-400 ist phänomenal. So leise, dass man sich fragt, ob er überhaupt an ist. Kein Lüfter macht Geräusche, trotzdem wird das Top auch bei einem mehrstündigen Kneipen-Gig nicht heiß. Auch in der sensibelsten akustischen Umgebung, zum Beispiel einem eher akustischen Jazz-Setting, wird man außer dem reinen Bassklang nichts hören. Kein Wunder, dass Phil Jones bei Kontrabassisten beliebt ist, der Ton aus der Anlage ist natürlich und klar, ohne harsch oder steril zu sein.
Da die Box mit einem Frequenzgang von 35 Hz bis 15 kHz angegeben ist, fordere ich sie mit einem aktiven Fünfsaiter mit stabiler H-Saite – und bin erstaunt, wie weit sie in den Keller geht, ohne Schwächen zu zeigen. Bei so viel Definition und Präsenz sollte man schon ein gutes Instrument anschließen … Ganz lässt sich die Physik natürlich nicht austricksen, und so sind bei einer Leistung von noch 200 Watt am CAB 27 bald Grenzen erreicht, bei der die Box eher Probleme kriegt als das Top und die sonst gutmütigen Langhuber anfangen in die Knie zu gehen. Das hängt natürlich auch vom EQ ab, der sehr heftig eingreifen kann. Die fünf Frequenzen sind gut gewählt, ich hatte jederzeit das Gefühl, meine Instrumente und den Raum gleichermaßen gut kontrollieren zu können. Bässe und Mitten sind recht eng gestaffelt und arbeiten am Kern-Sound, Treble setzt mit 12 kHz hoch an und ersetzt am CAB 27 wunderbar den Hochtonregler, der deshalb gerne gespart werden darf.
Die Regler zu bedienen macht richtig Spaß. Man merkt, wie solide sie drehen, und bis auf den größer gehaltenen Master haben alle eine deutliche Mittenraste: Beim EQ, um die Neutralstellung zu markieren, beim Gain sehe ich das als Einstellhilfe. Bei einem Top dieser Größe wird es eng auf der Frontblende, aber das hat Phil Jones mit der geschickten Formgebung der Potiknöpfe bestens gelöst, man greift nie daneben und verstellt nicht versehentlich die Nachbarpotis gleich mit. Der Limiter kann ein wenig helfen, den Ausgangspegel vom Top in die Box verträglich zu gestalten.
Laut Anleitung handelt es sich um einen Kompressor mit einer Ratio von 3:1, seine Nullstellung hat der Threshold-Regler bei Rechtsanschlag, je weiter man zudreht, desto eher greift der Limiter ein und macht das Signal recht radikal platt, was die blaue LED anzeigt. Interessant ist dabei, dass, lange bevor die LED Aktivität vermeldet, der Ton schon leicht fetter wird. Da verliert der D-400 auf eine angenehme Art etwas von seiner Neutralität.
Ganz legt die Anlage den High-Fidelity-Touch nie ab, aber auch beim schon erwähnten rockigen Kneipen-Gig mit der Box als Monitor und dem Basston-Post-EQ auf der Anlage schlägt sie sich mit sauberem Druck bestens. Alles was ich am aktiven Fünfer an Pickup- und EQ-Einstellungen vornehme, geht auch so durch. Was noch das Tüpfelchen auf dem i wäre: Da das Top auch im stillen Kämmerlein am Kopfhörer eine fantastische Figur macht, wäre ein AUX-In, über den man etwas zuspielen könnte toll.
RESÜMEE
Das Phil Jones D-400 Top in Kombination mit dem CAB 27 macht – mit kleinen Abstrichen – eine sehr gute Figur in allen Situationen, wo ein gepflegter, sauberer und unverfälschter Klang gefragt ist. Die kleine und handliche Box macht erstaunlich viel mit und ist bis in mittlere Lautstärken sehr gut, das überaus handliche Topteil kann sogar noch deutlich darüber hinausgehen, wenn man es an größere Boxen mit vier Ohm anschließt. Zweimal das CAB 27 könnte ich mir auch gut vorstellen…
Mit einer Kombination, die sich natürliche Wiedergabe auf die Fahnen geschrieben hat, hört sich im besten Fall der Bass nicht verstärkt an, sondern einfach nur lauter, als wäre gar kein Amp beteiligt – der D-400 schafft das mit dem CAB 27. Man könnte, auch dank seiner Laufruhe, glatt vergessen, dass er da ist.