(Bild: Dieter Stork)
Phil Jones Bass ist bekannt für seine kleinen Lautsprecher, die zumeist in kompakten Boxen daherkommen. Für die neue C2 wurden nicht nur die 5-Zöller nochmal überarbeitet, auch das Gehäuse soll neu definieren, was mit einer kleinen Box möglich ist.
DIE BAUWEISE
Von einem Schuhkarton spricht Phil Jones – ich würde sagen, ein Paar dicke Boots passen da schon rein. Die Box ist mit Bassreflex ausgelegt, der nach vorne rausgeht. Entweder unten, oder an der Seite, denn es gibt ausreichend große Gummifüße an der Schmalseite gegenüber dem Riemengriff, oder an der breiten Unterseite, um die Box hochkant oder normal aufstellen zu können. Das Holzgehäuse ist sauber mit Tolex bezogen, acht Metallecken sorgen für Schutz.
Im Anschlussfeld gibt es zwei Neutrik Speakon-Kombibuchsen, die auch mit Klinkenkabeln genutzt werden können. Geschützt von einem stabilen Metallgitter (Kunststück bei der Größe), das mit dicken Gummipuffern unterlegt und mit langen Holzschrauben verschraubt ist, finden sich die beiden Speaker mit den schicken Chrome-Domes. Da bei einem so kleinen Böxchen das Gewicht eine eher untergeordnete Rolle spielt, hat PJB die Lautsprecher fett dimensioniert, die Magnete sind mit 10 cm Durchmesser fast so groß wie die Speaker selbst.
Die Magnete sind aus Strontiumferrit, einem schweren Material mit hoher Leistung, das den Spulen, die die Pappen antreiben, einen ordentlichen Schubs geben kann. Ein großes Thema ist immer Hitze, die bei langer Belastung entsteht und dafür sorgen kann, dass die Spule im schmalen Magnetspalt festbrennt. Deshalb hat Phil Jones die Lautsprecher in der eigenen Fabrik so gebaut, dass sie hohen Temperaturen standhalten können. Laut eigener Aussage das Resultat fast zweier Jahrzehnte eigener Entwicklungsarbeit.
Stabilität und Resonanzen sind bei einem so kompakten Format eigentlich kein Thema, trotzdem ist die Schallwand dick, das Brett für den Bassreflex-Weg ebenfalls, und zu guter Letzt ist noch eine Lage Dämmmaterial hinter die Speaker gepackt worden. Mit 200 Watt ist die Compact C2 erstaunlich belastbar für die Größe, macht also alles einen vielversprechenden Eindruck!
DER SOUND
Phil Jones hat schon reichlich Erfahrung damit, mit originellen Ansätzen wie z.B. ungewöhnlich kleinen, aber starken Speakern, die Grenzen der Physik auszureizen. Zu sprengen vermag er sie natürlich trotzdem nicht. Wenig überraschend also, dass der kleine Racker nicht die große 4×10-Zoll-Box auf der Bühne ersetzen kann, ohne dass man den Unterschied hört. Durchaus überraschend aber, was aus der Compact C2 tatsächlich rauskommt.
Die Box klingt bei guter Aufstellung größer als sie ist und ist in ihrem Wiedergabebereich sehr ausgewogen. Nach oben hin ist der Ton klar und sauber, ohne dass ein zusätzlicher Hochtöner vorhanden wäre – der beim besten Willen auch keinen Platz hätte … Im Bassbereich geht es bis zur leeren E-Saite ebenso sauber in die Tiefe. Darunter merkt man, dass die Wiedergabe nicht den gleichen Punch hat und der Ton zwar nicht verschwindet, aber doch im Vergleich nachlässt. Fairerweise muss ich aber dazusagen, dass Phil Jones auf der Webseite die untere Grenzfrequenz mit 40 Hz angibt, wer ohne Abstriche weiter in den Keller gehen will, muss eine Nummer größer wählen, die C4 schafft 30 Hz. (Die 30 Hz für die C2 in der Anleitung ist ein Druckfehler, auch die dort angegebenen Maße stimmen nicht mit der Webseite und der Box überein.)
Was kann man nun mit einer so kleinen Box anstellen, die fast in meine Fahrradtasche passt? Einerseits ist das eine sehr gute Zusatzbox zu bestehenden Combo-Verstärkern, wie zum Beispiel dem Phil Jones Bass BG-400 Suitcase Compact. Auch mit meiner SAD 1×12“ drunter harmoniert sie prächtig, dann geht es auch problemlos tief in den Keller. Andererseits gibt sie als Standalone ebenfalls eine fantastische Figur ab. In den lauten Rock-Bereich kommt man so nicht, aber in eine gepflegte Jazz-Session kann man sich damit getrost trauen.
Mit einem Kontrabass oder Electric Upright geht die Box genauso souverän um wie mit meinem E-Cello (damit wollte ich schon immer mal anfangen, Corona sei Dank isses jetzt soweit … ) oder einem Akustikbass. Was mir während der Testdauer auch auffiel: Alles, was ich so an Verstärkern zum Test hatte, habe ich an die Compact C2 angeschlossen, weil sie mir einfach ein sehr ehrliches Klangbild und einen ungefärbten Eindruck des jeweiligen Verstärkercharakters vermittelte. Auch da sehe ich also durchaus noch einen weiteren Einsatzzweck: saubere und überaus detaillierte Wiedergabe in den eigenen vier Wänden, bei der der Ton von Bass, Effekten und Amp unverfälscht durchgereicht und Schwächen, auch die im eigenen Spiel, höflich zwar, aber mit Bestimmtheit aufgezeigt werden.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Klein, aber fein – das alte Motto gilt für die neue Compact C2 ohne Wenn und Aber. Einzig bei Tönen unter der tiefen E-Saite muss man – leichte – Abstriche machen, ansonsten kann das Böxchen mit ausgewogener Wiedergabe über die komplette Bandbreite glänzen. Die neukonstruierten Speaker können sich absolut hören lassen und harmonieren prächtig mit dem sauber gebauten Gehäuse, was in einer für die Größe erstaunlichen erreichbaren Lautstärke und exzellentem Detailreichtum resultiert. Dabei empfinde ich die C2 für das Gebotene als wirklich günstig. Zum Antesten empfohlen!
PLUS
● Wiedergabe
● Detailreichtum
● Bauweise
(erschienen in Gitarre & Bass 02/2021)