Das vorliegende Orion-Modell ist von der Klangabstimmung her bewusst Rock/Metal-lastig ausgelegt. Mit anderen Komponenten wäre auch eine weichere, tendenziell Blues-orientiertere Ausrichtung möglich. Zunächst einmal ist die stimmige Ergonomie des Instruments zu loben. Die samtig glatten Korpusflügel bieten perfekte Anpassung an den Spieler. Der obere Flügel wölbt sich hinten genau richtig unter den rechten Arm, die mittlere Kehlung im unteren Part garantiert die komfortable Handhabung auch im Sitzen.
Die samtweiche Haptik setzt sich dann ganz organisch beim enorm griffigen Hals fort. Mit eher flachem Profil von bester seitlicher Verrundung und aufsteigend nur wenig an Stärke zunehmend, fällt er uns geradezu ermutigend in die Hand. Die Edelstahlbünde von Wagner entsprechen in etwa dem beliebten 6105-Format von Dunlop und sind in Perfektion verarbeitet. Allerdings wurden die Bundenden beim vorgelegten Exemplar der Orion bewusst steil abgerichtet. Das bietet mehr Auflagefläche für die Saiten, fühlt sich aber recht eckig an. Das ist eine Frage der individuellen Handhaltung und nach Kundenwunsch auch anders zu haben, also kein Grund zur Klage.
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Zu erwähnen ist nicht zuletzt noch die optimale Freistellung des Halses, was beste Bespielbarkeit der hohen Lagen gewährleistet. Mit dem Hals in dieser ansonsten schon stabilen Konstruktion lässt sich der Ton im Übrigen auch modulieren. Der musikalisch freidenkerische Saitenartist Bill Frisell etwa hat das als Stilmittel schon früh mit seiner Gibson SG praktiziert, dabei auch ganze Akkorde in leichtes Vibrato versetzt.
Die akustischen Anlagen der Orion sind von guter Schwingintensität, offensiver Präsenz und insgesamt leicht kühlem Klangverhalten mit ordentlich Draht im Ton gekennzeichnet. Die schon erwähnte Ausrichtung auf metallische Spielweisen ist nicht zuletzt auch an den verwendeten Pickups abzulesen. Die Hot- und Tozz-Humbucker von Harry Häussel sind keine Kinder von Traurigkeit.
Der AlNiCo5-Humbucker Hot am Hals ist ein Pickup mit angehobenem Output. Dennoch übersetzt er ein klar zeichnendes, sauber aufgelöstes Klangbild mit guten Mitten und offenen Höhen. Im Overdrive sorgt er für saftige Sounds mit satter Obertonentfaltung. Damit ist auf jeden Fall gut Singen!
Der Tozz am Steg bietet jede Menge Druck und Präsenz, hat stramm definierte Bässe, gar nicht mal so übertrieben ausgeprägte Mitten, aber ungemein offensiv zupackende Höhen im Angebot. Keramische Magnet-Power par excellence! Glasig klar zeichend im Clean-Bereich bringt er rhythmisch gespielte Akkorde zum Tanzen. Im höheren Gain-Bereich verschafft er der Orion dann eine gehörige Angriffslust. Mit scharfem Aufriss sind über ihn kompakte Powerchords effektiv zu inszenieren.
Den virtuosen Saitenturner bläst er von hinten kraftvoll an, gibt ihm perkussiv abledernde Linien mit einer dezidierten, also genau richtigen kleinen Mittennase an die Hand. Das macht natürlich in engagierten Spielweisen des Metal-Genres hohen Sinn, wo schnelle Ansprache und saftige Umsetzung für alles zwischen Shredding, Sweeping und Tapping gefragt ist. Klangfarblich sind die Pickups in gewissem Rahmen durch Rückungen auf ihrer Schiene auch noch nach Geschmack abstimmbar.
In den Schaltstellungen P = Parallel und S = Seriell sind die Pickups entsprechend verschaltet. Hier liegen dann noch zwei weitere Sounds an, wovon vor allem der Parallel-Sound überzeugt. Der Klang der seriellen Verschaltung beider Humbucker ist dagegen nicht ganz so effektiv, gibt ein recht bedämpftes Signal heraus. Der P-Sound ist mit seiner Öffnung und leichten Kehligkeit höchst nützlich, der S-Sound kommt jedoch bei klar eingestelltem Amp wenig prägnant rüber, eignet sich aber für flaumiges Linienspiel.
Die Konstruktion nimmt alles in allem schon Einfluss auf das Klanggeschehen. Auch wenn wir eine hart abgestimmte Version der Orion vorliegen haben, werden bei einer eher weicheren Auslegung wohl auch noch drahtige, transparent durchsichtige Aspekte den Basisklang dieses Modells prägen. Den Sound einer Mahagonikonstruktion wird hier wohl auch niemand erwarten und denselben nachzubauen wäre ja auch das falsche Ziel für ein avanciertes Instrument wie dieses.
Bild: Dieter Stork
Bild: Dieter Stork
RESÜMEE
Interessant, was sich aus der modularen Bauweise, erfunden für eine schnelle und kostensparende Montage vorgefertigter Teile, bis heute so alles entwickelt hat. Die Orion-Konstruktion des Peter Bachmaier ist nun wirklich das Gegenstück zum rudimentär und ruckzuck für die Massenproduktion erstellten Fabrikat. Eher haben wir es mit einem kunstvoll und besonders fein ausgeklügelten Instrument zu tun, das sich lediglich noch das modulare Grundprinzip zu eigen macht. Die aufwendige Konstruktion und feinziselierte Kunstfertigkeit mit integriertem Griffbrett, beweglichen Pickups etc. unterwirft sich dabei in erster Linie dem Bedürfnis des Spielers nach einem in haptischer und ergonomischer Hinsicht optimalen Handwerkszeug, das nicht zuletzt auch mit maßgeschneiderten Toneigenschaften für den jeweiligen Kunden ausgestattet wird.
Ohne Frage muss so ein besonderes Instrument, das auf Grundlage originär von Hand gefertigter Komponenten aufwendig und detailreich erstellt wurde, im gehobenen Preisbereich angesiedelt sein. Die Orion fragt selbstredend nach dem Spieler mit Sinn für Exklusivität, moderne Konstruktion und ungewöhnliche Sounds, der aber dafür auch das nötige Geld aufbringen kann. Nun ja, man schaue sich nur einmal die aufgerufenen Preise für konventionelle Modelle aus den US-Custom Shops an. Wie gut, dass es passionierte Leute wie Peter Bachmaier mit Drang zu Neuem gibt.