Canada meets Cuba
Test: Norman ST-30 MJ Havana Burst
von Guido Lehmann, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
Das Örtchen La Patrie in der Provinz Quebeque hat sage und schreibe 749 Einwohner – eine „One-Horse-Town“. Und doch ist es der Akustikgitarren-Nabel Kanadas.
Denn von hier aus schuf Robert Godin sein beeindruckendes Gitarren-Imperium mit etlichen Labels wie z.B. Seagull, Art & Lutherie, Simon & Patrick oder eben Godin. Norman ist dabei nicht nur ein Name unter vielen, sondern das erste Label, unter dem Robert Godin Akustikgitarren herausbrachte – das war 1972. Für mich stand Norman immer für gehobene Mittelklasse im dreistelligen Preis-Segment, das will man nun offensichtlich nach oben hin abrunden.
MADE IN CANADA
Bei der ST-30 handelt es sich um ein Mini-Jumbo-Modell. Boden und Zargen aus Mahagoni treffen auf eine Decke aus Zeder. Elfenbeinfarbenes Binding setzt die Parts effektvoll voneinander ab. Die Decke mit ihrem Havana-Burst-Finish ist optisch ein echtes Highlight. Sie hat mit dem Atelier Compound Tapered Bracing aber auch innere Werte – diese Godin-eigene Beleistung soll Stabilität und Resonanzfähigkeit optimal kombinieren. Die Saiten sind mit Pins im Steg aus Palisander fixiert und liegen bei einer Mensur von 648 mm auf Stegeinlage und Sattel aus Tusq (Graphtech).
Der Mahagonihals ist am 14. Bund angesetzt. Das Palisandergriffbrett ist sehr sauber mit 21 Medium-Bünden besetzt, die bestens poliert und verrundet den Dienst antreten. Ein Hingucker sind die attraktiven Mother-of-Pearl-Inlays, die mit ihrem leicht vergilbten Perlmutt-Farbton genau so gut zum Korpus-Binding passen, wie zu den Stimmwirbeln an der Kopfplatte. Diese ist sauber und breitflächig an den Hals angesetzt und punktet mit einer schlichten Form à la Martin und den offenen, mattgoldenen Mechaniken im Pre-War-Style.
(Bild: Dieter Stork)
Ein Ass hat die ST-30 dann noch im Ärmel: Das zigtausendfach bewährte Pickup-System „Element“ von L.R.Baggs. Es besteht aus dem Piezo-Abnehmer unter der Stegeinlage, zwei Drehreglern für Volume & Tone innen am Schalllochrand und dem Klinke-Output im hinteren Gurtpin. Der 9V-Block ist in einem Täschchen innen an der Zarge fixiert.
WIE SCHON EINGESPIELT
Die Norman liegt ungemein sicher und bequem auf dem Schoß. Das liegt zum einen an der stark taillierten Korpusform und zum anderen an der moderaten Zargentiefe von 89 – 112 mm. Sicher hängt sie auch am Gurt, denn der vordere Gurt-Pin ist Security-Lock-kompatibel. Zusammen mit dem griffig mattierten C-Profil-Hals und der perfekten Saitenlage ergeben sich somit allerfeinste Spielbedingungen.
Bei den ersten Akkorden stellt man dann erfreut fest: Die Norman klingt im Grunde so, wie sie aussieht. Gar nicht spröde und wie frisch aus dem Karton, sondern warm, sonor, holzig … wie schon eingespielt und vertraut. Kräftige, klar definierte Bässe, ohne zu wummern, die Höhen prägnant, dabei absolut angenehm. Da liegt eine Menge Charakter drin. Wenig überraschend: das L.R.Baggs-System liefert ab. Ausgewogen in den Lautstärken der Saiten, frisch, natürlich. Der Tone-Regler macht eher wenig, wird aber sowieso nicht vermisst.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Zusammen mit dem hochwertigen Gigbag ist das hier ein überzeugendes Paket. Optik, Klang und Handling passen perfekt zusammen. Der Preis geht in Ordnung. Antesten!
PLUS
● Design, Optik
● Hölzer, Hardware
● Lackierung, Verarbeitung
● Bespielbarkeit und Handling
● A- und E-Sounds mit viel Charakter
(erschienen in Gitarre & Bass 07/2020)
Das könnte dich auch interessieren
Da darf man doch schon sehr gespannt sein,wenn diese Neuheit von „Norman“ aka Godin aus Kanada dann vielleicht „irgendwann“ mal,bedingt wegen der globalen Corona-Pest,bei eventuell noch vereinzelt übrig gebliebenen Gitarren Geschäften des stark gebeutelten Einzelhandels zum Antesten und Sofort-Verkauf bereit steht!
Godin fertigte schon immer sehr gute Saiteninstrumente,das ist wahr.
Frage an die G&B-Redaktion:
Ist es richtig,daß die Batterie in einem leicht von außen zugänglichen Klappenfach unterhalb der Zarge liegt?
Im Voraus vielen Dank.