Micro Preamps - Nächste Runde

Test: Mooer 019/UK Gold PLX + 020/Blueno

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Mooer 019 UK Gold PLX + 020 Blueno(Bild: Dieter Stork)

Here we go again … wir senden die fünfte Folge der Staffel „Micro Modeling Amps“. Zwei Darsteller, zwei Monologe, zwei Scripts mit verheißungsvollen Szenarien: Kunst oder Kitsch, Top oder Flop, Hit oder Niete, Rock oder Pop?

Tja, eine Story mit Fortsetzungsfolgen. Mooer bringt in relativ kurzen Abständen ein Modell seiner Micro-Amps nach dem anderen heraus – vielleicht werden es mit der Zeit ja wirklich 100, wie ich mal unkte. Die Kandidaten mit der Startnummer 001 bis 018 haben unseren Testparcour bereits in vier Gruppen absolviert, nachzulesen in den Ausgaben 07/2017, 05 und 010/2018, sowie in Ausgabe 02/2019.

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mehr sein als schein

So klein die auf digitaler Modeling-Technik beruhenden Micro Preamps auch sind, es stecken mehr Funktionen darin als man auf Anhieb annehmen möchte. Zwei Sound-Kanäle mit separaten 3- Band-EQs, Gain und Volume. Eine Cabinet-Simulation gehört dazu, wie auch die Option, den Fußtaster auf zwei verschiedene Arten zu benutzen. Länger drücken, dann wechselt er zwischen den beiden Modi: 1. On/Off schalten, 2. Kanalwechsel.

Der kleine Druckschalter neben dem Gain-Poti steuert ebenfalls alternativ zwei Funktionen, einerseits den Kanalwechsel und andererseits On/Off der Cab-Simulation. Input, Output und DC-In, damit sind die Bedienungselemente erfasst. Die Micro Preamps verlangen viel Strom, ca. 300mA/9VDC. Ein passendes Netzteil gehört nicht zum Lieferumfang.

Wichtiger Hinweis für die Anwendung: Die Pedale sind nicht für den Gebrauch vor einem Amp gedacht, sondern sie sollen einen FX-Return, Line-In o. Ä. füttern bzw. direkt eine Endstufe ansteuern.

Mooer 019 UK Gold PLX + 020 Blueno(Bild: Dieter Stork)

019 uk gold plx

Der Begriff Modeling steht im Musik-Technik-Bereich für Nachformen, Nachbilden. Bei Mooers Micro-Preamps bedeutet dies, dass jedes Gerät einen bestimmten Klangcharakter zum Vorbild hat bzw. einen analogen Verstärker, ein spezifisches Modell. Und wenn die Überschrift „UK Gold PLX“ lautet, ahnt man schon, wohin die Reise geht. Mooer sagt das nicht offen, aber mit dem Kürzel PLX (gleich Plexi) und dem Hinweis, dass es sich um die „…Rekreation eines britischen 50-Watt-Klassikers von 1967“ handelt, geht es doch wohl um eine der Amp-Legenden schlechthin, das Modell JTM von Marshall (die dritte Generation, nach JTM45 und JTM50).

020 blueno

„Von Hand gebaut, 36 W Class A Meisterstück, das einige als den bestklingenden Amp der Welt gepriesen haben.“ Hhmm, dass ist es jetzt schon schwieriger. Was meint die vage Beschreibung, die noch dazu mit einer in ihrem Ursprung undefinierbaren Segnung verbunden ist?! Na gut, Recherche ist des Journalisten liebste Tat. Es geht dem Vernehmen nach um ein herausragendes Verstärkermodell aus der Edelschmiede von Tony Bruno/New York, das Modell UG30, Underground 30. Wurde mit Auszeichnungen und Lobeshymnen überhäuft. Das war in den 1990er-Jahren. Ist seiner Natur nach ein Konzept auf Basis des Vox AC30. Maximal ausgereizt, mit einem technisch aufwendigen Röhrenhall und einer Tremolo-Sektion. Kostet heute ca. 3.500 US-Dollar.

hören

High-End-Röhrenschätzchen, ihr Sound authentisch nachgebildet von kleinen Modeling-Kästchen … na, bleiben wir auf dem Teppich, angesichts der technischen Vorgaben kann das, wenn überhaupt, nur bedingt gelingen. Dahingehend zu bedenken ist, dass es sich bei den Micro-Amps um eine „klanglich akkurate Nachbildung der Preamp-Sektion“ handelt, die ja stets interagierende Endstufe bleibt außen vor. Kommt hinzu, dass eine Modeling-Kopie immer nur eine Art statische Momentaufnahme der Vorlage erstellt, die schon dieser ihrer Natur nach nicht die Lebendigkeit eines analogen Röhrenverstärkers liefern kann.

Im Falle des Blueno gestalten sich die Gegebenheiten auch nur eingeschränkt günstig. Kaum einer kennt den Bruno UG 30, um aber einen Bezug zu dem Amp zu bekommen, kann man auf Tony Brunos Homepage diverse Soundfiles hören. Außerdem gibt einem für die Bewertung des Blueno die Tatsache Hinweise, dass der UG im Grunde seines Herzens ein AC30 ist. Davon ist beim Blueno eher wenig zu hören. Der Cleansound ist groß, kraftvoll und hoch stabil, stramm in der Ansprache, weichen Brillanzglanz (Mooer: „silky chime“) in den Höhen kann man nicht erleben.

Im Distortion Kanal reagiert eine kratzig offensive Note, die eher an einen Vintage-Marshall erinnert als an einen übersteuerten AC30 mit seinen dichten singenden Hochmitten; nicht das, was Mooer verspricht („… upper-end sparkle, rich harmonics and singing sustain“). Sei‘s drum, der Blueno erreicht sein Ziel nur bedingt, ist in sich aber durchaus ein markanter Preamp.

Ausprobieren, wenn Ton gefällt, kaufen. So einfach ist das letzten Endes ja auch. Der UK Gold PLX behauptet sich souveräner. Ein typisches Merkmal der 50-Watt-Marshalls aus den 1960er-Jahren ist eine eigentümliche Frische in den oberen Frequenzen, die irgendwie beißt, aber nicht ätzt. Im Ansatz zeigt der Micro-Preamp den typischen Charakter. Kraftvoller Cleansound, energische Distortion, raubeinig, hohe Gain-Reserven, das Sustain wird unterstützt und die Noten klingen homogen, mit allmählich abebbenden Zerranteilen aus.

Beide Preamps haben effektive Klangregelungen, die nicht nur im Bass kräftig nachlegen können. Die gut ausbalancierte Speaker-Simulation bewährt sich in der Praxis. resümee Die Frage, ob Mooers Micro-Preamps ihren Vorbildern wirklich gleichkommen, sollte man aus oben genannten technischen Gründen nicht in den Vordergrund stellen. Markanz an sich und der Gebrauchswert sind die Faktoren, die zählen. Unter dieser Prämisse ergibt sich zweifelsfrei ein günstiges Preis-/Leistungs-Verhältnis, denn wenn man bedenkt, wie wenig die Micro-Preamps kosten, bleibt als Fazit, dass sie einen höchst respektablen, ja sogar beeindruckenden Gegenwert bieten.

PLUS
• Sound, Qualität, Bandbreite
• zwei Kanäle, variable Bedienung
• zweckmäßige Speaker-Simulation
• Verarbeitung, Qualität der Bauteile

Mooer 019 UK Gold PLX + 020 Blueno

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2019)

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