Boogies Meisterstück?

Test: Mesa Boogie Mark VII

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(Bild: Dieter Stork)

Nach mehrjähriger Pause feiert das Mesa-Boogie-Team um Firmengründer Randall Smith unter der Regie von Gibson endlich seine Rückkehr nach Europa. 2023 trat der Mark VII in die Fußstapfen seines Vorgängers mit der Ziffer fünf und löste diesen nach 13 Jahren Dienstzeit ab. Wenn die berühmte Mark-Serie nun sogar zwei Ziffern voranschreitet, muss man die Ohren spitzen.

Seit über fünfzig Jahren fertigt Mesa Boogie Boutique-Verstärker und darf sich eine Reihe von Innovationen an die Brust heften. Nie hat man sich auf den eigenen Lorbeeren ausgeruht, sondern fortwährend nach neuen Klangfarben und technischen Lösungen gestrebt.

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VOLLAUSSTATTUNG

Der Mark VII bietet eine klangliche Voll(röhren)bedienung mit drei Kanälen und ist bezüglich seiner Ausstattung auf der Höhe der Zeit. Trotz immenser Funktionalität hat es der Hersteller aus Petaluma dabei geschafft, den Verstärker in einem herrlich kompakten Gehäuse unterzubringen – zu haben als Head, im Rackformat oder als 1×12“-Combo.

Beginnen wir den Rundgang: Pro Kanal gibt es sechs identische Regler – Gain, Master, dreibandiger passiver Tone-Stack und Presence. Hingegen lässt sich der fünfbandige grafische Equalizer (GEQ) pro Kanal automatisch oder über den mitgelieferten Fußschalter zuschalten.

Weiterhin gibt es individuelle Kanalregler für den verbauten Federhall und kanalgetrennte Wahlschalter zur Reduzierung der Ausgangsleistung von 90 auf 45 oder 25 Watt: Simul-Class mit vier sowie Class-A-Pentoden- und Class-A-Trioden-Betrieb mit zwei Röhren.

Rückansicht mit allen nötigen Anschlüssen (Bild: Dieter Stork)

3 X 3 UND MEHR

Als wäre das nicht genug, lässt sich jeder Kanal zwischen drei Voicings umschalten. Gegenüber dem Mark V wurde die Anzahl der Betriebsarten von neun auf sieben reduziert (Clean, Fat, Crunch, Mark 7, Mark IIB, Mark IIC+, Mark IV). „Edge“ und „Tweed“ wurden gestrichen und durch Dopplungen von „Fat“ und „Crunch“ in den Kanälen 1 und 2 ersetzt, die sich entsprechend nunmehr besser verteilen oder gar doppelt aufrufen lassen.

Ausgetauscht wurden die Modi „MkI“ und „Extreme“ und gegen die Varianten „IIB“ und „Mk7“ ersetzt. Dazu verzichtet der Mark VII auf Bright- und BoldSchalter, den Variac-Modus, Röhrengleichrichter für den 45-WattBetrieb, übergeordnete Master- und Solo-Pegelsteller, den ergänzenden Preset-EQ und einige weitere Details.

Dafür gibt es frontseitig die Umschaltung der Ausgangsleistung, die Reverb-Regler sowie Schalter für die Kanalauswahl, den Loop und den Federhall. Die rückwärtige Umschaltung des Mark V auf den Triodenbetrieb entfällt und der 10-Watt-Modus wurde durch eine 25-Watt-Position ersetzt.

Auf der Rückseite finden sich neben dem seriellen Loop vier Lautsprecherausgänge, der Fußschalteranschluss, brandneue MIDI-Anschlüsse sowie eine mögliche Umschaltung der Endstufenröhren (6L6/EL34). Neu in der Mark-Serie ist die Lautsprechersimulation „CabClone IR“ mit Lastwiderstand und Kopfhörerausgang sowie Lautsprecherauswahl pro Kanal.

Erwartungsgemäß sieht es im kleinen Gehäuse ziemlich belebt aus. In der komplexen Schaltung arbeiten fünf Vorstufen- und Treiberröhren, vier 6L6-Endstufenröhren in Simul-Class-Schaltung, stattlich große Ausgangsübertrager und Netzteile sowie eine Siebdrossel. Da ist der leise arbeitende Lüfter keine Überraschung. Viel mehr hätte man in diesem Gerät kaum unterbringen können. Unübersichtlich finde ich den Mark VII dennoch nicht – ganz im Gegenteil.

Dazu trägt auch der bühnentaugliche Fußschalter bei, der die Kanäle, den Loop, den GEQ und den Hall schalten kann, was alternativ nun endlich auch per MIDI möglich ist.

(Bild: Dieter Stork)

(Bild: Dieter Stork)

KLANG

Der Mark VII klingt überwältigend gut, deckt ein immenses Spektrum ab und ist in jeder Stilistik zu Hause. Alle Kanäle tönen erstklassig, reagieren dynamisch sowie mit Klangveränderungen auf das Instrument, dessen Elektronik und die Spielweise. Die besten Ergebnisse erreicht man bei vollem 90-Watt-Headroom, allerdings klingt das Testgerät auch leise hervorragend oder erlaubt es effizienter, Endstufensättigung ins Spiel zu bringen. Da reagiert der Mark VII teils sogar mit schönem „Sag“.

Beide Clean-Voicings sind sauber, transparent und knackig: „Clean“ kommt schlank daher, „Fat“ mit mehr Bassfundament. Sie sind nicht auf den GEQ angewiesen und lassen sich bei Bedarf mit einem gelungenen Federhall unterfüttern.

Bei hohen Gain-Einstellungen brechen die Sounds auf und können per Booster/Overdrive zum Crunch bewegt werden. Dabei stellt insbesondere Fat eine gute Plattform für Pedale dar, bis hin zu Distortion- und Fuzz-Effekten. Für den eigentlichen Crunch sind die gleichnamigen Modi in Kanal 1 und 2 zuständig. Druckvoll, dynamisch und straff findet sich hier ein solider, ausgewogener und eigenständiger mittenpräsenter Rock-Sound, der sich ebenfalls gut boosten lässt.

Eine authentisch britische Gangart sollte man nicht erwarten, sondern den eigenen Charakter der Mark-Serie. Das letzte Voicing in Kanal 2 ist die Neuerung Mark VII („Mk7“), ein druckvoll-wuchtiger High-Gain-Sound mit gewisser Sättigung, der sich ebenfalls gut ohne GEQ nutzen lässt. Je nach Tonabnehmer liefert er ein artikuliertes und schubkräftiges Brett. Gleichzeitig hört man wieder die Mittennase der Mark-Serie heraus.

Im dritten Kanal beginnt es mit der Klangvariante „IIB“. Diese explizit dynamische Betriebsart ist fetter und gesättigter abgestimmt und weist klaren Vintage-Charakter auf. Kein moderner Rock- oder Metal-Sound, aber ein Ton, der sich für Crunch-Einlagen und BluesRock-Leads eignet und das Einsatzgebiet des Verstärkers sinnvoll ausweitet.

Zumindest für mich ist Kanal 3 allerdings fest abonniert auf die High-Gain-Voicings. „IIC+“ ist für mich das Glanzlicht – erstklassig definiert, explizit anschlagsbetont, schlank und dennoch weder zu metallisch noch blutleer, sondern im Gegenteil mit ungeschlagenem Mittengehalt. Genau mein Ding! Über den unabdingbaren GEQ lassen sich diverse Varianten formen – vom ultrastraffen Rhythmus-Sound bis hin zum singenden Solo-Ton und das ohne störende Rauscheskapaden.

Auch Power-Crunch ist bei heruntergeregeltem Gain bestens umsetzbar und geht stets mit herrlichem Spielgefühl einher. Dieser Sound klingt polierter und weniger roh als mancher Marshall, aber keinesfalls harmlos, sondern herrlich aggressiv und tonal klar definiert. Kein Wunder, warum die Originale so hoch im Kurs stehen.

Da kann die ebenfalls überzeugende Variante MkIV nicht ganz mithalten. Sie wartet mit vergleichbaren Gain-Reserven auf, fällt etwas aggressiver und basskräftiger aus, aber auch etwas “gedrungener”. Matschig werden beide Sounds selten, lassen sich über das tiefste Band des GEQ aber mit ordentlich Druck versehen.

Umgekehrt entscheiden hier oft wenige Millimeter zwischen perfektem Sound, zu heller bzw. mittenbetonter Abstimmung oder zu viel Basswucht. Spannend ist die sensible Ansprache des Verstärkers auf die eingesetzte Elektronik. Dieser spiegelt die Eigenschaften von Single-Coils sowie passiven oder aktiven Humbuckern mit ihren individuellen Vorzügen genau wieder.

Dabei versteht es sich von selbst, dass die jeweils besten Einstellungen hierbei immer wieder anders ausfallen. Der Mark VII ist deshalb wie seine Vorgänger ein Verstärker, der fein abgestimmt genutzt werden sollte.

In allen Fällen nehmen übrigens die Presence-Regler wesentlichen Einfluss auf das Klanggeschehen und sogar das Gain-Empfinden. In diesem Zusammenhang ein großes Lob für die informativen englischen Handbücher, die definitiv einen näheren Blick wert sind.

PIT-STOP

Der Mark VII ist ein Klang-Chamäleon. Kanal 1 bietet grandiose Clean-Sounds, die keinen Mitbewerber fürchten müssen und auch als Pedalplattform fungieren können. Das alternative Crunch-Voicing klingt überzeugend, aber nicht unbedingt britisch. Kanal 2 allein bietet mit Fat-Clean, Crunch und Mk7- High-Gain eine sehr variable Bandbreite, die die Kanäle 1 und 3 bestens erweitert.

Die Modi IIC+ und MkIV sind die Glanzlichter im High-Gain-Bereich. IIC+ katapultiert sich im Nu zu einem meiner favorisierten High-Gain-Rhythmus-Sounds überhaupt. Mk7 fügt dem eine fett abgestimmte Variante hinzu, die auch ohne GEQ funktioniert, für mich selbst aber weniger ein Kaufargument darstellt. Bleibt schließlich der Vintage-Sound IIB, der dem Verstärker bei Bedarf eine gänzlich andere Note verpassen kann.

(Bild: Dieter Stork)

 

JP-2C ODER MARK VII?

Schwere Frage, denn die Verstärker verfolgen eigene Stoßrichtungen: Der Mark VII ist das Flaggschiff der Mark-Serie und ein Universalist auf höchstem Niveau. Der JP-2C von 2016 hingegen ist ein Spezialist, der ganz auf die Anforderungen von John Petrucci abgestimmt ist und dessen Lieblingsversion des Mark IIC+ zum Vorbild hat.

Was die Klangvielfalt angeht, zeigt der Mark VII dem Signature-Modell die Rücklichter, bewegt sich aber bezüglich des IIC+-Voicings auf Augenhöhe. Den JP-2C sehe ich im Vorteil, wenn man ebendiesen Sound favorisiert. Dort steht er in doppelter Ausführung zur Verfügung, mitsamt zweitem GEQ, umschaltbaren Presence-Frequenzen, erweiterten Gain-Variationen und Shred-Voicing.

Hinzu kommt ein erstklassiger anderer Clean-Kanal, der explizit sauber und klavierartig ausfällt. Anders als bei den Mark-Modellen bis zum Mark IV verzichten neue Mark-Verstärker auf einen Input-Gain-Regler und ersetzen diesen durch ein Widerstandsnetzwerk.

Als Sweetspot gilt seitens Mesa Boogie ein Wert knapp oberhalb von sieben, der im Mark VII zum Einsatz kommt. Im JP-2C gibt es vier Variationen dieses Werts, die zwischen dem Sweetspot und 9,5 liegen und so für mehr Gain, Sättigung und ein flüssigeres Solospiel sorgen können, was umgekehrt Dynamik, Attack und Definition kosten kann.

So ist Kanal 2 des JP-2C eher der Rhythmusarbeit und Kanal 3 eher dem Solo-Ton gewidmet. Ein Absenken dieser initialen Gain-Einstellung ist in beiden Modellen nicht vorgesehen. Weiterhin setzt der JP-2C auf eine Class-A/B-Endstufe mit 100 Watt (umschaltbar auf 60 Watt), die laut Doug West weniger dreidimensional und blumig, dafür aber straffer und aggressiver als die Simul-Class-Variante klingt.

Letztlich entscheidet also der Geschmack. Allerdings lebt man im JP-2C aufgrund des Alters mit der analogen Standardversion des Cab Clone.


Doug West, Entwicklungsleiter bei Mesa Boogie ergänzt: Bei der Diskussion über Jahrzehnte alte Verstärker ist zu berücksichtigen, dass etliche Bauteile nicht mehr verfügbar sind.

Entsprechend müssen wir uns dem Klangbild mit anderen Komponenten möglichst exakt nähern. Hierzu erklären wir einen alten Verstärker aus mehreren alten durchaus unterschiedlich klingenden Modellen zur Referenz. Im Mark VII ist diese Referenz das Simul-Class-Modell des Mark IIC+, weil es am häufigsten gekauft wurde und für uns besonders lieblich und komplex klingt.

Da sich nicht jeder Verstärker im Originalzustand befindet, sind wir bemüht, möglichst viele Variablen auszuschließen. Entsprechend messen wir alle Röhren, Potis, Widerstände, Kondensatoren und versuchen diese exakt zu duplizieren, um Konsistenz in der Fertigung zu erreichen – ein großer Unterschied zu einem Musiker, der zwei Exemplare ohne diesen Mehraufwand miteinander vergleicht.

Hinzu kommt die notwendige Erfüllung der Standards für den weltweiten Verkauf, die ein alter Mark IIC+ heute nicht mehr erfüllen würde. Im Vergleich zum JP-2C tönt der Mark VII im Modus IIC+ ein wenig fülliger und runder, weist aber gleichermaßen das schnelle Attack- und das besondere Obertonverhalten auf, dass das Original so begehrenswert macht.

Es klingt kanalübergreifend organisch. Randy Smith, John Marshall, Tom Waugh und ich haben über die Jahrzehnte viele Erfahrungen gesammelt, die wir alle im Mark VII zur Anwendung bringen konnten.

MARK V UND IV

Interessant dürfte sicherlich auch eine Gegenüberstellung mit dem Mark V (90 Watt) sein, der konzeptionell durchaus mit dem Mark VII vergleichbar ist, der übrigens kompakter ausfällt. Generell atmet der Mark VII im Direktvergleich mehr, klingt weniger beengt, dafür ausgewogener, weniger hart und im Bass aufgeräumter.

Für einen fairen Vergleich müsste man allerdings mit identischen Röhren arbeiten, weshalb die folgende Beschreibung nur meinen Höreindruck widerspiegelt. Clean, Fat und Crunch sind vergleichbar und die wesentlichen Unterschiede finden sich somit in den neuen und überarbeiteten Voicings. IIC+ fällt für meine Begriffe im Mark V durchschnittlich und im Mark VII herausragend aus.

Die Option MkIV profitiert im Mark VII von der strafferen Endstufe. Somit müssen Mark-V-Besitzer entscheiden, inwieweit das Fehlen von Tweed, Edge, MkI und Extreme und der weiteren Optionen relevant ist und durch die neuen Voicings aufgewogen wird. Ich selbst vermisse das Extreme-Voicing des Mark V, das ich persönlich durchaus gegen den Modus Mk7 oder MkIIB getauscht hätte.

In einem weiteren Vergleich lieferte mein Mark IVB im Lead-Kanal etwas weniger Gain-Reserven. Er klang etwas roher und im positiven Sinne im Mittenbereich weniger poliert als der Mark VII. Im Bassbereich war er ein dezent wuchtiger, hatte dafür aber etwas weniger Biss in den oberen Frequenzen, was auch an den verbauten Röhren liegen kann.

Insgesamt ist der High-Gain-Sound in diesem alten Modell aufgrund erweiterter Parameter vielseitiger ausformbar. Bemerkenswert dabei der wirksamere Bassregler im Mark IV. Höhere Einstellungen führen zu deutlich mehr Kompression und Bassgehalt in der Verzerrung, während dieser Regler in den vergleichbaren Voicings des Mark V und VII weniger zupackt und die vorbildliche Definition überwiegend beibehält.

Das vollgepackte Innenleben des Mark VII aus der Vogelperspektive (Bild: Dieter Stork)

CAB CLONE IR

Mit seiner integrierten Boxsimulation wartet das Testgerät mit einem praxisrelevanten Mehrwert auf. Im Mark VII befindet sich ein reaktiver Lastwiderstand sowie ein Speicher für insgesamt acht Impulsantworten, die sich über USB jederzeit austauschen lassen. Ab Werk gibt es eine Auswahl an Boxen von 1×12“ bis 4×12“, von Jensen Alnico bis Vintage 30. Diese lassen sich pro Kanal einzeln zuweisen, sodass Clean-, Rhythmus- und Lead-Sounds auf eigene Simulationen zurückgreifen können – das kenne ich so von keinem Mitbewerber!

Das Ausgangssignal lässt sich über eine XLR-Buchse abgreifen und an die Beschallung weitergeben. Zusätzlich sind ein Kopfhörerausgang und ein Dry-Line-Ausgang vorhanden. Über Letzteren kann das Signal ohne Lautsprechersimulation an externe Prozessoren, Endstufen oder den Rechner übergeben werden. CabClone- und Kopfhörerausgang sind gemeinsam pegelbar.

Ein weiterer Pluspunkt: Dank des Lastwiderstands muss der Mark VII nicht mit einer Box betrieben werden und kann daher geräuschlos auf Bühnen oder zur Aufnahme genutzt werden. So wird er ohne weiteres Zubehör vielseitiger einsetzbar und liefert gut klingende Ergebnisse, was man von den meisten Simulationsausgängen bis vor wenigen Jahren nicht behaupten konnte.

Dabei wird auch schnell klar, wie drastisch der Lautsprecher das Klangbild beeinflusst. Es lohnt sich also, über die gute Vorauswahl von Mesa Boogie hinaus, nach Impulsantworten zu suchen, die den eigenen Geschmack treffen.

Das Klangerlebnis im Raum bringt allerdings erst die echte Box, die man beispielsweise auf der Bühne jederzeit parallel betreiben kann. Auch hier lohnt sich die Suche nach einem passenden Gegenstück, das der Qualität des Verstärkers gerecht wird.

RESÜMEE

Der Mark VII ist schon ein Meisterwerk. Er liefert eine umfassende Bandbreite, die genreübergreifend sämtliche Klänge von Clean bis High Gain in erstklassiger Qualität abdeckt. Dieser Verstärker ist ein Schweizermesser auf Boutique-Niveau. Er wurde bewusst gegenüber dem Mark V gestrafft und bewegt sich daher ein Stück weit vom omnipotenten Alleskönner in Richtung Rennmaschine.

Gleichzeitig steht er klar in der Tradition der Mark-Serie und liefert eine eigenständige Klangwelt abseits von Marshall, Vox, Rectifier oder Soldano. Er ist ein nahezu perfekter, moderner Dreikanaler – vorbildlich kompakt, druckvoll, transparent, artikuliert und dank integrierter IR-Boxensimulation und Lastwiderstand enorm praxistauglich.

Aus dem herrlich wandelbaren Klangangebot, das durchweg sensibel auf Instrument, Elektronik und Spielweise reagiert, stechen für mich die Clean-Sounds und das sagenhaft definierte IIC+-Voicing heraus, das sich gleichermaßen für den Solo- und Rhythmuseinsatz eignet. Für diese High-GainVollendung nehme ich die etwas filigrane Einstellung des GEQ gern in Kauf.

Dass dieser Verstärker nicht zum Schnäppchenpreis zu haben ist, versteht sich von selbst. Aktuell zahlt man hierzulande knapp 4.400 Euro für das Topteil und die Rackversion sowie 400 Euro Aufpreis für den Combo mit 12″-Custom-90-Lautsprecher. Das ist zweifellos ein Haufen Geld, aber für einen in den USA gefertigten Dreikanaler keinesfalls ungewöhnlich.

Gleichwohl sind Vierkanaler von Diezel und Engl eben auch günstiger zu haben. Wer in dieser Preisklasse unterwegs ist, hat ein klares Anforderungsprofil an die Klangqualität und -auswahl. Das Flaggschiff der Mark-Serie verdient sich Lob auf ganzer Breite und hat dabei einen eigenen Charakter, den man gehört und gefühlt haben sollte!

PLUS

● erstklassige Klangauswahl
● Mark IIC+ Voicing
● MIDI
● CabClone IR-Lautsprechersimulation pro Kanal
● kompaktes Bauformat

MINUS

● kein Extreme-Voicing

 

Auf der nächsten Seite: Interview mit Doug West

INTERVIEW MIT DOUG WEST (ENTWICKLUNGSLEITER MESA BOOGIE)

Wie würdest Du den Mark VII in der Mesa-Produktlinie einordnen?

Ganz sicher an der Spitze! Kein anderer unserer Vollverstärker erreicht diese Kombination aus Tiefe, Variabilität und einen derart ausgewogenen organischen Klang mit zugehörigem Spielgefühl. Ich halte den Mark VII für den umfassendsten und gleichzeitig rein klingendsten Verstärker, den wir je gebaut haben.

Obwohl alle Verstärker der Mark-Serie inspirierend sind, bewegt sich keiner auf derart hohem Niveau, verpackt keiner das Klangangebot so elegant und mühelos. Als Zielgruppe sehe ich jeden Musiker, der fantastische Sounds und eine ebensolche Klangbreite sucht, ohne dabei Kompromisse eingehen zu wollen.

Umgekehrt wage ich zu sagen, dass jeder der sieben Klänge auch als puristischer Einkanaler bestehen könnte. Es ist also keinesfalls nötig, alle Gerichte auf der Speisekarte zu bestellen. Dabei gefällt mir der Gedanke, dass der Mark VII mit dem Musiker wachsen kann und für viele Jahre in jedem Genre ein Zuhause hat.

Warum wurden einige Betriebsarten des Mark V aussortiert oder ersetzt?

Bei den Arbeiten an dem Nachfolger des Mark V hatten wir mit zehn Jahren Erfahrung die Absicht, mit spannenden Neuerungen aufzuwarten. So klingt der Mk1-Modus zwar toll, birgt aber auch Stolperfallen bei der Einstellung. So wuchs die Idee, dem Mark IIB einen Besuch abzustatten, der sich deutlich von den vorhandenen High-Gain-Sounds absetzt und den Klang der Gitarre und einen Vintage-Ton in den Fokus rückt.

Weiterhin empfanden wir Tweed und Edge im Vergleich zu Crunch als weniger praxisgerecht und teilweise redundant, weshalb wir diesen Sound nun in zwei Kanälen anbieten. Vom Mk7-Voicing waren wir bereits im Prototypenstadium so begeistert, dass wir beschlossen haben, eine Versionsnummer zu überspringen.

Diese Betriebsart platziert sich zwischen Mark-Serie und Dual Rectifier. Sie stellt eine mögliche neue High-Gain-Plattform dar, lässt sich aber auch fantastisch für Sounds mit weniger Verzerrung nutzen, die bezüglich der Spieldynamik von reichhaltigen Obertönen profitieren. Es sind sogar nahezu unverzerrte Klänge möglich. Dieses Voicing ist das perfekte Gegengewicht zu IIC+ und MkIV in Kanal 3.

Gibt es Veränderungen bei den identischen Voicings zwischen Mark V und VII?

Die Betriebsarten Clean, Fat, Crunch und MkIV sind hinsichtlich der Vorverstärkerschaltung nahezu unverändert. Allerdings haben wir den Loop und das Layout der Schaltung verändert sowie die finalen Lautstärkeregler (Output/Solo) aus dem Signalweg entfernt.

Weiterhin nutzen wir neben einem anderen Ausgangsübertrager auch den deutlich größeren Netztrafo aus dem JP2C. Der Klang hat durch diese Veränderungen übergreifend an Unmittelbarkeit und Geradlinigkeit gewonnen, so auch bei IIC+. Die Entscheidung zum Wegfall einiger Optionen hat aber auch viel mit unserem Wunsch nach einem kompakteren Format zu tun.

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2024)

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