Boogies Meisterstück?

Test: Mesa Boogie Mark VII

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Das vollgepackte Innenleben des Mark VII aus der Vogelperspektive (Bild: Dieter Stork)

CAB CLONE IR

Mit seiner integrierten Boxsimulation wartet das Testgerät mit einem praxisrelevanten Mehrwert auf. Im Mark VII befindet sich ein reaktiver Lastwiderstand sowie ein Speicher für insgesamt acht Impulsantworten, die sich über USB jederzeit austauschen lassen. Ab Werk gibt es eine Auswahl an Boxen von 1×12“ bis 4×12“, von Jensen Alnico bis Vintage 30. Diese lassen sich pro Kanal einzeln zuweisen, sodass Clean-, Rhythmus- und Lead-Sounds auf eigene Simulationen zurückgreifen können – das kenne ich so von keinem Mitbewerber!

Das Ausgangssignal lässt sich über eine XLR-Buchse abgreifen und an die Beschallung weitergeben. Zusätzlich sind ein Kopfhörerausgang und ein Dry-Line-Ausgang vorhanden. Über Letzteren kann das Signal ohne Lautsprechersimulation an externe Prozessoren, Endstufen oder den Rechner übergeben werden. CabClone- und Kopfhörerausgang sind gemeinsam pegelbar.

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Ein weiterer Pluspunkt: Dank des Lastwiderstands muss der Mark VII nicht mit einer Box betrieben werden und kann daher geräuschlos auf Bühnen oder zur Aufnahme genutzt werden. So wird er ohne weiteres Zubehör vielseitiger einsetzbar und liefert gut klingende Ergebnisse, was man von den meisten Simulationsausgängen bis vor wenigen Jahren nicht behaupten konnte.

Dabei wird auch schnell klar, wie drastisch der Lautsprecher das Klangbild beeinflusst. Es lohnt sich also, über die gute Vorauswahl von Mesa Boogie hinaus, nach Impulsantworten zu suchen, die den eigenen Geschmack treffen.

Das Klangerlebnis im Raum bringt allerdings erst die echte Box, die man beispielsweise auf der Bühne jederzeit parallel betreiben kann. Auch hier lohnt sich die Suche nach einem passenden Gegenstück, das der Qualität des Verstärkers gerecht wird.

RESÜMEE

Der Mark VII ist schon ein Meisterwerk. Er liefert eine umfassende Bandbreite, die genreübergreifend sämtliche Klänge von Clean bis High Gain in erstklassiger Qualität abdeckt. Dieser Verstärker ist ein Schweizermesser auf Boutique-Niveau. Er wurde bewusst gegenüber dem Mark V gestrafft und bewegt sich daher ein Stück weit vom omnipotenten Alleskönner in Richtung Rennmaschine.

Gleichzeitig steht er klar in der Tradition der Mark-Serie und liefert eine eigenständige Klangwelt abseits von Marshall, Vox, Rectifier oder Soldano. Er ist ein nahezu perfekter, moderner Dreikanaler – vorbildlich kompakt, druckvoll, transparent, artikuliert und dank integrierter IR-Boxensimulation und Lastwiderstand enorm praxistauglich.

Aus dem herrlich wandelbaren Klangangebot, das durchweg sensibel auf Instrument, Elektronik und Spielweise reagiert, stechen für mich die Clean-Sounds und das sagenhaft definierte IIC+-Voicing heraus, das sich gleichermaßen für den Solo- und Rhythmuseinsatz eignet. Für diese High-GainVollendung nehme ich die etwas filigrane Einstellung des GEQ gern in Kauf.

Dass dieser Verstärker nicht zum Schnäppchenpreis zu haben ist, versteht sich von selbst. Aktuell zahlt man hierzulande knapp 4.400 Euro für das Topteil und die Rackversion sowie 400 Euro Aufpreis für den Combo mit 12″-Custom-90-Lautsprecher. Das ist zweifellos ein Haufen Geld, aber für einen in den USA gefertigten Dreikanaler keinesfalls ungewöhnlich.

Gleichwohl sind Vierkanaler von Diezel und Engl eben auch günstiger zu haben. Wer in dieser Preisklasse unterwegs ist, hat ein klares Anforderungsprofil an die Klangqualität und -auswahl. Das Flaggschiff der Mark-Serie verdient sich Lob auf ganzer Breite und hat dabei einen eigenen Charakter, den man gehört und gefühlt haben sollte!

PLUS

● erstklassige Klangauswahl
● Mark IIC+ Voicing
● MIDI
● CabClone IR-Lautsprechersimulation pro Kanal
● kompaktes Bauformat

MINUS

● kein Extreme-Voicing

 

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