(Bild: Dieter Stork)
JP-2C ODER MARK VII?
Schwere Frage, denn die Verstärker verfolgen eigene Stoßrichtungen: Der Mark VII ist das Flaggschiff der Mark-Serie und ein Universalist auf höchstem Niveau. Der JP-2C von 2016 hingegen ist ein Spezialist, der ganz auf die Anforderungen von John Petrucci abgestimmt ist und dessen Lieblingsversion des Mark IIC+ zum Vorbild hat.
Was die Klangvielfalt angeht, zeigt der Mark VII dem Signature-Modell die Rücklichter, bewegt sich aber bezüglich des IIC+-Voicings auf Augenhöhe. Den JP-2C sehe ich im Vorteil, wenn man ebendiesen Sound favorisiert. Dort steht er in doppelter Ausführung zur Verfügung, mitsamt zweitem GEQ, umschaltbaren Presence-Frequenzen, erweiterten Gain-Variationen und Shred-Voicing.
Hinzu kommt ein erstklassiger anderer Clean-Kanal, der explizit sauber und klavierartig ausfällt. Anders als bei den Mark-Modellen bis zum Mark IV verzichten neue Mark-Verstärker auf einen Input-Gain-Regler und ersetzen diesen durch ein Widerstandsnetzwerk.
Als Sweetspot gilt seitens Mesa Boogie ein Wert knapp oberhalb von sieben, der im Mark VII zum Einsatz kommt. Im JP-2C gibt es vier Variationen dieses Werts, die zwischen dem Sweetspot und 9,5 liegen und so für mehr Gain, Sättigung und ein flüssigeres Solospiel sorgen können, was umgekehrt Dynamik, Attack und Definition kosten kann.
So ist Kanal 2 des JP-2C eher der Rhythmusarbeit und Kanal 3 eher dem Solo-Ton gewidmet. Ein Absenken dieser initialen Gain-Einstellung ist in beiden Modellen nicht vorgesehen. Weiterhin setzt der JP-2C auf eine Class-A/B-Endstufe mit 100 Watt (umschaltbar auf 60 Watt), die laut Doug West weniger dreidimensional und blumig, dafür aber straffer und aggressiver als die Simul-Class-Variante klingt.
Letztlich entscheidet also der Geschmack. Allerdings lebt man im JP-2C aufgrund des Alters mit der analogen Standardversion des Cab Clone.
Doug West, Entwicklungsleiter bei Mesa Boogie ergänzt: Bei der Diskussion über Jahrzehnte alte Verstärker ist zu berücksichtigen, dass etliche Bauteile nicht mehr verfügbar sind.
Entsprechend müssen wir uns dem Klangbild mit anderen Komponenten möglichst exakt nähern. Hierzu erklären wir einen alten Verstärker aus mehreren alten durchaus unterschiedlich klingenden Modellen zur Referenz. Im Mark VII ist diese Referenz das Simul-Class-Modell des Mark IIC+, weil es am häufigsten gekauft wurde und für uns besonders lieblich und komplex klingt.
Da sich nicht jeder Verstärker im Originalzustand befindet, sind wir bemüht, möglichst viele Variablen auszuschließen. Entsprechend messen wir alle Röhren, Potis, Widerstände, Kondensatoren und versuchen diese exakt zu duplizieren, um Konsistenz in der Fertigung zu erreichen – ein großer Unterschied zu einem Musiker, der zwei Exemplare ohne diesen Mehraufwand miteinander vergleicht.
Hinzu kommt die notwendige Erfüllung der Standards für den weltweiten Verkauf, die ein alter Mark IIC+ heute nicht mehr erfüllen würde. Im Vergleich zum JP-2C tönt der Mark VII im Modus IIC+ ein wenig fülliger und runder, weist aber gleichermaßen das schnelle Attack- und das besondere Obertonverhalten auf, dass das Original so begehrenswert macht.
Es klingt kanalübergreifend organisch. Randy Smith, John Marshall, Tom Waugh und ich haben über die Jahrzehnte viele Erfahrungen gesammelt, die wir alle im Mark VII zur Anwendung bringen konnten.
MARK V UND IV
Interessant dürfte sicherlich auch eine Gegenüberstellung mit dem Mark V (90 Watt) sein, der konzeptionell durchaus mit dem Mark VII vergleichbar ist, der übrigens kompakter ausfällt. Generell atmet der Mark VII im Direktvergleich mehr, klingt weniger beengt, dafür ausgewogener, weniger hart und im Bass aufgeräumter.
Für einen fairen Vergleich müsste man allerdings mit identischen Röhren arbeiten, weshalb die folgende Beschreibung nur meinen Höreindruck widerspiegelt. Clean, Fat und Crunch sind vergleichbar und die wesentlichen Unterschiede finden sich somit in den neuen und überarbeiteten Voicings. IIC+ fällt für meine Begriffe im Mark V durchschnittlich und im Mark VII herausragend aus.
Die Option MkIV profitiert im Mark VII von der strafferen Endstufe. Somit müssen Mark-V-Besitzer entscheiden, inwieweit das Fehlen von Tweed, Edge, MkI und Extreme und der weiteren Optionen relevant ist und durch die neuen Voicings aufgewogen wird. Ich selbst vermisse das Extreme-Voicing des Mark V, das ich persönlich durchaus gegen den Modus Mk7 oder MkIIB getauscht hätte.
In einem weiteren Vergleich lieferte mein Mark IVB im Lead-Kanal etwas weniger Gain-Reserven. Er klang etwas roher und im positiven Sinne im Mittenbereich weniger poliert als der Mark VII. Im Bassbereich war er ein dezent wuchtiger, hatte dafür aber etwas weniger Biss in den oberen Frequenzen, was auch an den verbauten Röhren liegen kann.
Insgesamt ist der High-Gain-Sound in diesem alten Modell aufgrund erweiterter Parameter vielseitiger ausformbar. Bemerkenswert dabei der wirksamere Bassregler im Mark IV. Höhere Einstellungen führen zu deutlich mehr Kompression und Bassgehalt in der Verzerrung, während dieser Regler in den vergleichbaren Voicings des Mark V und VII weniger zupackt und die vorbildliche Definition überwiegend beibehält.