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Test: Maybach Teleman T61 Caddy Blue Aged & VegaTrem VT2

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(Bild: Dieter Stork)

Inzwischen erfreuen sich Maybach-Gitarren und -Bässe, eine Marke der deutschen Firma iMusicnetwork, nicht nur europaweit steigender Beliebtheit, es gibt sogar Händler in Incheon/Südkorea, Guangzhou/China, Tel Aviv/Israel und Saint Paul/Mauritius. Handgebaut in Tschechien bieten die Instrumente Vintage-Feel und -Klang zum fairen Preis.

Die Maybach Teleman T61 wurde mit dem revolutionären VT2 Teletrem Vibrato der spanischen Firma Vega-Trem nachgerüstet, welches ebenfalls zum Portfolio von iMusicnetwork zählt.

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ZUTATEN

Wie die Modellbezeichnung der Teleman erkennen lässt, haben wir es mit dem Typ 1961er Tele zu tun, der sich weitestgehend am Original orientiert, jedoch in zahlreichen Details optimiert wurde. Für den Body, dessen Formgebung 1:1 vom Original übernommen wurde, verwendet Maybach nicht die traditionelle Erle, sondern Sugar Pine (Zucker-Kiefer), die überwiegend im Westen Nordamerikas wächst und die größte aller Kiefernarten ist.

Bei Maybach-Instrumenten werden das E-Fach und, wo erforderlich, auch die Unterseite des Pickguards sorgfältig mit Kupferfolie abgeschirmt und beides mit der Instrumentenerdung verbunden. Vorbildlich! Innen treffen wir auf hochwertige Komponenten wie CTS-Potis, CRL-Schalter und einen in die Zarge eingelassenen dreifach verschraubten Göldo-Buchsentopf, der die zuverlässig packende Switchcraft-Klinkenbuchse trägt.

(Bild: Dieter Stork)

Das Palisandergriffbrett bietet 21 perfekt bearbeiteten Wagner-9662-Medium-Jumbo-Bünden Platz. Um den Halsstab mit stirnseitigem Inbuskopf zu justieren, hilft nach Entfernen des Pickguards ein einseitig verkürzter Inbusschlüssel oder die (aufwendigere) Demontage des Halses. Letzteres bringt eine extrem präzise und stramm gefräste Aufnahme an den Tag, die dem Hals keinerlei Spiel lässt und mitsamt des Konterblechs und den vier Holzschrauben nicht nur eine stabile Verbindung, sondern auch beste Schwingungsübertragung garantiert.

Hinter dem optimal abgerichteten Knochensattel erreichen die Saiten die smooth und präzise arbeitenden vintage-style Gotoh SDS510 Tuner. Ein Stringtree drückt das E1/H2-Saitenpaar in die Sattelkerben.

Gotoh Tuner (Bild: Dieter Stork)

Als Steg und Saitenhalterung kommt bei unserer Teleman T61 das besagte Vega-Trem VT2 Teletrem zum Einsatz. Mehr dazu im separaten Kasten. Serienmäßig verwendet Maybach Amber-Pickups, hier zwei Twangtone-50-Singlecoils in traditioneller Tele-Paarung. Beim Stegeinspuler wurden die AlNiCo-5-Magnete unter den G- und D-Saiten zur Verbesserung der Balance leicht erhöht. Das Niveau des Hals-Pickups lässt sich nach Entfernen des Pickguards justieren. Verwaltet werden die Twangtone 50s klassisch per Master-Volume, Master-Tone und Dreiwegschalter.

Vega-Trem VT2 Teletrem mit eingeschraubtem Hebel (Bild: Dieter Stork)

DICKER HALS & SCHLANKE BÜNDE

Ergonomie, Haptik und Balance eines Tele-Modells zu beschreiben, käme Eulen nach Athen zu tragen gleich. Die hochglänzend polierten Nitro-Finishes von Body und Halsrücken – das „aged“ in der Modellbezeichnung bezieht sich primär auf einzelne Lackrisse im Korpus – besitzen angenehmen Grip, und bis auf die leicht gerundeten Korpuskanten spielt Ergonomie bei diesem Gitarrentyp bekanntermaßen eher eine untergeordnete Rolle. Der für eine 61er Tele recht fette aber dennoch nicht Baseballschläger-formatige Hals füllt meine Hand perfekt aus und lässt sich daher komfortabel spielen. Die schlanken Bünde sind nur einen knappen Millimeter hoch, und kommen daher meinen Vorlieben sehr entgegen.

Schon beim ersten Saitenanschlag fallen die Schwingfreude der gesamten Konstruktion, das enorme Sustain und das kraftvolle, ausgewogene und lautstarke Klangbild der Maybach T61 Teleman auf: Drahtig straffe Bässe, prägnante Mitten, knackig klare Höhen und ein reichhaltiges, breites Obertonspektrum. Spontane, präzise Ansprache und blitzschnelle, lebendige Tonentfaltung sorgen für beste Dynamik und unterstützen ausdrucksstarkes, nuanciertes Spiel.

Der Hals-Pickup des Amber-Twangtone-50-Sets liefert einen kraftvoll voluminösen, von runden Bässen, schmatzenden Mitten und Brillanz geprägten, bluesig singenden Ton, der klare, luftige Akkorde mit präziser Saitentrennung und hohem Durchsetzungsvermögen bietet und auch im Overdrive-Betrieb lebendige Tranzparenz und gesunde Dynamik zeigt.

Erwartungsgemäß meistert der Stegeinspuler den namengebenden Twang mit Bravour, nämlich mit fetten, knackig drahtigen Bässen, perkussiven Mitten und bissigen, glasklaren Höhen. Letztere besitzen jedoch keineswegs übermäßige, nervige, sondern geschmackvoll abgestimmte Schärfe. Der Pickup kann aber nicht nur Country, Rockabilly und Rock’n’Roll. So rockt er per Overdrive-Pedal oder am heftig zerrenden Amp, was das Zeug hält, ohne allzu viel von seiner exzellenten Dynamik auf der Strecke zu lassen.

Zudem unterdrückt er im Kombieinsatz dank entgegengesetzter Wicklungen und Polarität Brummgeräusche, bei dem beide Twangtone-Pickups ein perfekt ausgewogenes Set bilden, das sowohl wunderbare, glockig transparente Clean- als auch erdige Crunch- und singende Leadsounds bereithält.

Auf der nächsten Seite: Resümee & Vega-Trem

RESÜMEE

Die Qualität der Maybach-Gitarren dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Zwar hatte ich bislang schon einige von ihnen in Händen, ein Tele-Modell allerdings noch nicht. Am Ende bin ich förmlich geflasht. Schwingfreude, beeindruckende Dynamik und stabiles Sustain, perfekt auf die T61 abgestimmte Amber-Pickups, die der Gitarre ausdrucksstarke und charaktervolle Vintage-Sounds entlocken. Der kräftige Hals lässt sich auch dank der vorzüglich bearbeiteten Bünde stressfrei bespielen.

Hinsichtlich ihrer Verarbeitung lässt die Teleman keine Wünsche offen, Nitrolackierung und Politur sind tadellos, das Aging ist eher dezent ausgefallen. Bei der Spielfreude, die einem diese Maybach bereitet, dürfte das durch zahlreiche Einsätze zu erwartende Natural Aging ohnehin nur eine Frage der Zeit sein. Kurz, eine fantastische Gitarre zum absolut fairen Preis, mal nicht Made in Asia, sondern bei unseren Nachbarn in Tschechien.

PLUS

● (Vintage-)Sounds & Twang
● Ansprache, Dynamik & Sustain
● Optik
● Qualität Hölzer & Hardware
● Amber Twangtone 50 Pickups
● Spielbarkeit
● Verarbeitung
● Preis/Leistung

 

VEGA-TREM VT2 TELETREM

Vega-Trem Seitenansicht (Bild: Dieter Stork)

Mit über zwanzig Jahren Erfahrung als Roadie und professioneller Musiker bei einigen der populärsten spanischen Künstler ist Isaac Vega der Schöpfer von Vega-Trem und hat neben seinem VT1 UltraTrem für Strat-Modelle auch das auf der Maybach Teleman montierte revolutionäre VT2 Teletrem entwickelt. Dieses besteht zunächst aus zwei Basisplatten aus jeweils 4 mm dickem Edelstahlblech.

Die flache Platte #1, für deren Montage die einzigen Veränderungen an der Gitarre in Form zweier 1,5 mm Deckenbohrungen erforderlich sind, dient zur Aufnahme des Steg-Pickups und der Messerkanten der Basisplatte #2, in deren rechtwinklig nach oben gebogenem Ende sechs Oktavjustierschrauben lagern und die Saitenringe gemäß dem Toploader-Prinzip durchgeführt werden. Diese Platte bildet das bewegliche Vibratosystem und ist mit sechs zylinderförmigen Messing-Bridges bestückt. Mit etwa 30 mm hat Isaac Vega den Oktavjustierbereich äußerst großzügig bemessen.

Der unkonventionell designte Edelstahl-Vibratohebel, dessen Drehmoment über eine große, gerändelte Muffe eingestellt werden kann, wird auf der Basisplatte eingesteckt. Zwei eingelassene Gummiringe und eine Teflonmanschette garantieren spielfreien Sitz. Und wo befinden sich die Vibratofedern?! Genau das ist das Revolutionäre am VT2. Diese sind rechtwinklich unter Basisblech #2 befestigt und deren Montageschrauben oben neben den Reiterschrauben sichtbar. Die sechs Federn passen exakt in die Korpusbohrungen der ursprünglichen Saitendurchführungen, deren rückseitige Aufnahmehülsen zuvor entfernt werden müssen.

Nach Einführen der Vibratofedern, an deren Ende kleine Gewindestücke angebracht wurden, schraubt man auf der Korpusrückseite in die vorhandenen Bohrungen Gewindehülsen auf die Federenden. Mit diesen und einem Schraubendreher lassen sich die Spannungen der sechs Federn einzeln justieren. Ein informatives Video-Tutorial dazu findet man auf www.vegatrem.com. Der Hersteller bietet Teletrems in den Varianten Classic und Modern für Teles unterschiedlicher Baujahre an, da die Maße zwischen Saitendurchführung und oberster Steg-Pickup-Schraube variieren (Classic 71 mm, Modern 66 mm).

Die VT2-Vibratoplatte unserer Testgitarre hatte Maybach auf der Korpusdecke aufliegend justiert und damit die Möglichkeit von Up-Bendings blockiert. Lockert man jedoch die Federn, hebt sich die Platte in den Schwebezustand, was m. E. die Stimmstabilität erhöht. Das VT2 bereichert sowohl den Klang als auch das Sustain der Gitarre, lässt sich komfortabel handhaben und funktioniert unter optimalen Bedingungen (gleitfreudige Stringtrees und Sattelkerben, Knickwinkel der Saiten am Sattel usw.) und praxisnaher, eher gefühlvoller Handhabung weitestgehend verstimmungsfrei. Dive Bombs sollte man dem Teletrem indes keinesfalls zumuten.

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. So einen Vibrato-Hebel hätte ich gern für mein VS100 😉

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