Test: Maybach Teleman T61 Caddy Blue Aged & VegaTrem VT2
von Michael Dommers, Artikel aus dem Archiv
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Bild: Dieter Stork
Bild: Dieter Stork
RESÜMEE
Die Qualität der Maybach-Gitarren dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Zwar hatte ich bislang schon einige von ihnen in Händen, ein Tele-Modell allerdings noch nicht. Am Ende bin ich förmlich geflasht. Schwingfreude, beeindruckende Dynamik und stabiles Sustain, perfekt auf die T61 abgestimmte Amber-Pickups, die der Gitarre ausdrucksstarke und charaktervolle Vintage-Sounds entlocken. Der kräftige Hals lässt sich auch dank der vorzüglich bearbeiteten Bünde stressfrei bespielen.
Hinsichtlich ihrer Verarbeitung lässt die Teleman keine Wünsche offen, Nitrolackierung und Politur sind tadellos, das Aging ist eher dezent ausgefallen. Bei der Spielfreude, die einem diese Maybach bereitet, dürfte das durch zahlreiche Einsätze zu erwartende Natural Aging ohnehin nur eine Frage der Zeit sein. Kurz, eine fantastische Gitarre zum absolut fairen Preis, mal nicht Made in Asia, sondern bei unseren Nachbarn in Tschechien.
Mit über zwanzig Jahren Erfahrung als Roadie und professioneller Musiker bei einigen der populärsten spanischen Künstler ist Isaac Vega der Schöpfer von Vega-Trem und hat neben seinem VT1 UltraTrem für Strat-Modelle auch das auf der Maybach Teleman montierte revolutionäre VT2 Teletrem entwickelt. Dieses besteht zunächst aus zwei Basisplatten aus jeweils 4 mm dickem Edelstahlblech.
Die flache Platte #1, für deren Montage die einzigen Veränderungen an der Gitarre in Form zweier 1,5 mm Deckenbohrungen erforderlich sind, dient zur Aufnahme des Steg-Pickups und der Messerkanten der Basisplatte #2, in deren rechtwinklig nach oben gebogenem Ende sechs Oktavjustierschrauben lagern und die Saitenringe gemäß dem Toploader-Prinzip durchgeführt werden. Diese Platte bildet das bewegliche Vibratosystem und ist mit sechs zylinderförmigen Messing-Bridges bestückt. Mit etwa 30 mm hat Isaac Vega den Oktavjustierbereich äußerst großzügig bemessen.
Der unkonventionell designte Edelstahl-Vibratohebel, dessen Drehmoment über eine große, gerändelte Muffe eingestellt werden kann, wird auf der Basisplatte eingesteckt. Zwei eingelassene Gummiringe und eine Teflonmanschette garantieren spielfreien Sitz. Und wo befinden sich die Vibratofedern?! Genau das ist das Revolutionäre am VT2. Diese sind rechtwinklich unter Basisblech #2 befestigt und deren Montageschrauben oben neben den Reiterschrauben sichtbar. Die sechs Federn passen exakt in die Korpusbohrungen der ursprünglichen Saitendurchführungen, deren rückseitige Aufnahmehülsen zuvor entfernt werden müssen.
Nach Einführen der Vibratofedern, an deren Ende kleine Gewindestücke angebracht wurden, schraubt man auf der Korpusrückseite in die vorhandenen Bohrungen Gewindehülsen auf die Federenden. Mit diesen und einem Schraubendreher lassen sich die Spannungen der sechs Federn einzeln justieren. Ein informatives Video-Tutorial dazu findet man auf www.vegatrem.com. Der Hersteller bietet Teletrems in den Varianten Classic und Modern für Teles unterschiedlicher Baujahre an, da die Maße zwischen Saitendurchführung und oberster Steg-Pickup-Schraube variieren (Classic 71 mm, Modern 66 mm).
Die VT2-Vibratoplatte unserer Testgitarre hatte Maybach auf der Korpusdecke aufliegend justiert und damit die Möglichkeit von Up-Bendings blockiert. Lockert man jedoch die Federn, hebt sich die Platte in den Schwebezustand, was m. E. die Stimmstabilität erhöht. Das VT2 bereichert sowohl den Klang als auch das Sustain der Gitarre, lässt sich komfortabel handhaben und funktioniert unter optimalen Bedingungen (gleitfreudige Stringtrees und Sattelkerben, Knickwinkel der Saiten am Sattel usw.) und praxisnaher, eher gefühlvoller Handhabung weitestgehend verstimmungsfrei. Dive Bombs sollte man dem Teletrem indes keinesfalls zumuten.
So einen Vibrato-Hebel hätte ich gern für mein VS100 😉