(Bild: Dieter Stork)
Motone – das klingt wie Mo(re) Tone, oder Motown, oder vielleicht Mo(jo) Tone? Maybach selbst schreibt, es steht für „Master of Tone“. Zierten Gitarren der Marke schon des Öfteren die Seiten dieses Magazins, wird es höchste Zeit für einen Bass, um diesen unbescheidenen Anspruch auf den Prüfstand zu stellen.
Als „true bass icons“ tituliert Maybach seine Tieftöner. Zu erraten, welche Bass-Ikonen da Pate standen, erfordert dabei genau gar keinen Gehirnschmalz.
BESTE ZUTATEN
Während der Motone J wenig überraschend an den Jazz Bass angelehnt ist, folgt der Motone P-1 der allseits bekannten und beliebten reinen P-Bass-Blaupause, während der P-2 einen Jazz-Pickup am Steg addiert. An der bewährten Korpusform wurde nichts verändert, die Shapings auf Vorder- und Rückseite entsprechen dem, was die Originale in den 60ern und deren Neuauflagen zu bieten hatten oder haben.
Als Korpusholz wurde amerikanische Roterle gewählt – auch hier wieder Altbewährtes, und angenehm leicht noch dazu. Das wird auch durch Roasting erreicht, die beliebte stabilisierende und gewichtsreduzierende Thermobehandlung, die sich die Gründerväter des E-Basses noch nicht haben träumen lassen.
Das Finish ist ein leicht vergilbtes Vintage Cream in Nitro mit gemäßigtem Aging. Relics polarisieren auch nach fast dreißig Jahren immer noch. Wie auch immer man dazu steht, der künstliche Maybach-Alterungsprozess überzeugt mich durch geschmackvolle, realistische Ausführung. Der Hals dagegen – und ich hätte nicht gedacht, dass ich das jemals schreiben würde – könnte etwas mehr Aging vertragen. Meistens nerven mich übertriebene „Spielspuren“ auf der Halsrückseite, die noch dazu gerne, zur Kopfplatte wie zum Halsfuß hin, abrupt enden. Beim P-1 beschränkt es sich auf ein paar Schrammen entlang der Kopfplattenkante, das war’s.
Ansonsten ist das Nitrofinish des Felsahornhalses makellos und muss selbst abgespielt werden. Das aber, so versichert mir Maybach-Chef Toni Götz im Telefonat, ginge relativ schnell, und erklärt weiterhin, dass man beschlossen habe, die Hälse „clean“ zu belassen, weil es seitens der Kundinnen und Kunden zu viele unterschiedliche Vorstellungen gab. Dazu kam oft der Aspekt, dass man sich an einer geagten Stelle des Halses unangenehm „fest sah“, und ihn deswegen irgendwie nicht mehr genießen konnte.
(Bild: Dieter Stork)
Ganz ohne Alterungsspuren kommt auch das dicke und gerade aufgeleimte Griffbrett aus indischem Palisander, in diesem Fall auch gut und richtig so. 20 Medium-Jumbo-Bünde gibt es hier zu bespielen, Perlmutt-Dots vorne und in der Flanke weisen den Weg. Der Knochensattel hat eine Breite von knapp 43 mm und kommt damit deutlich preciesk rüber. Die Kopfplatte finde ich geschmackvoll, auch wenn es vor allem die E-Saite ziemlich aus der geraden Bahn zieht. Das war bei den Originalen auch oft in mehr oder minder starker Ausprägung der Fall, aber wenn man eh eigene Akzente setzt …
Neben dem Zugang zur Stahlstabmutter, der hier dankenswerterweise offen zugänglich ist, und einem Niederhalter für die D- und G-Saiten, finden sich hier vier Gotoh-Mechaniken, die klassisch aussehen, perfekt wie gewohnt funktionieren und dazu noch die gewichtsreduzierte Res-O-Lite-Variante sind. Damit wirken sie der unbeliebten Kopflastigkeit entgegen. Während an dieser Stelle wieder Neuzustand herrscht, wurde die ebenfalls von Gotoh stammende Brücke auf „gut gepflegt, aber schon ein paar Jahre unterwegs“ getrimmt. Natürlich ohne die Funktion zu beeinträchtigen.
Die Gurtpins und die Halsplatte der gewohnten Vierfach-Verschraubung passen sich eher der Brücke an. Ohne Kampfspuren präsentiert sich das sehr hübsche Tortoise-Schlagbrett, das in meinen Augen wirklich sehr gelungen ist.
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ONE BASS FITS ALL
Okay, wie schlägt sich also diese Mischung aus schon Vorgealtertem und noch selbst Abzuspielendem? Um so viel vorwegzunehmen: Wenn es watschelt wie eine Ente und quakt wie eine Ente, ist es wahrscheinlich – ein P-Bass. Die Balance ist wie erwartet, mit einem Hauch Kopflastigkeit, die aber aufgrund des geringen Gewichts leicht beherrschbar ist. Im Sitzen ist davon kaum etwas zu spüren und auch ein etwas angerauter Gurt lässt sie quasi verschwinden.
Der Hals liegt satt in der Hand, mit ordentlich Substanz, aber nicht zu dick. Er stellt im Maybach-Sortiment die Mitte dar, und ist sowohl dicker als auch dünner bestellbar. Ein wenig mühsam ist die Bespielbarkeit in den untersten Lagen, weil der sonst sauber gearbeitete Knochensattel noch tiefer gekerbt sein dürfte. Das ist aber auch das einzige Hindernis, die Bearbeitung der Bünde lässt keine Wünsche offen. Kein Wunder, ist doch eine Plek-Maschine als letzte Instanz tätig, die die Abrichtung kontrolliert und perfektioniert.
Eine weitere Plek-Sitzung bekommt man als Maybach-Käufer:in übrigens zum halben Preis, wenn man nach zwei, drei Jahren den Prozess wiederholt haben möchte. In dieser Zeit hat sich der Hals in der Regel noch mal richtig „gesetzt“.
Zurück in der Gegenwart, bleibt selbst mit an der Brücke noch leicht tiefer gelegten Saiten jegliches Schnarren außen vor. Durch Abwesenheit glänzen auch tote Punkte auf dem Griffbrett, der neuralgische Punkt um den 7. Bund auf der G-Saite klingt stabil aus, wie alle anderen Töne auch. Alles kommt mir seltsam bekannt vor. Wer sich schon mal etwas intensiver mit einem P-Bass auseinandergesetzt hat, weiß genau, was zu erwarten ist, wie es sich anfühlt und wo alles seinen Platz hat. Wobei – eine sehr feine Änderung hält der für Maybach angefertigte Lollar-Split-Coil bereit, dessen Cover so abgerundet sind, dass er als Daumenstütze noch angenehmer wird.
Schon beim trockenen Anspielen zeigen Bass und Pickup weitere Qualitäten. Das Sustain in den hohen Lagen ist ausgesprochen gesund und lädt zu singenden Eskapaden im sonst eher staubigen Bereich des Griffbretts ein, unterstützt durch völlige Abwesenheit unsauberer Schwingungen, die andere Tonabnehmer durch (zu) starken magnetischen Zug erzeugen.
Im Bandkontext fügt sich der Motone P-1 so perfekt ein, als hätte ich nie einen anderen Bass dabei gehabt. Das Zusammenspiel mit der Bassdrum ist die helle Freude, satt und konkret trägt das Fundament entspannt den Rest der Kapelle. Dabei ist der Ton am Amp eher warm und rund, auch ohne Einsatz der Höhenblende, die den Bass bei Bedarf noch wärmer und wolliger macht. Dass das noch nicht alles ist, macht in meinen Augen die Klasse des Maybach Motone aus.
Der Bass reagiert ausgesprochen sensibel auf den Anschlag. Das betrifft einerseits die Position: Vom Halsansatz über die „natürliche“ Position auf Höhe des Pickups bis kurz vorm Steg ändert sich der Ton sehr deutlich und bleibt dabei immer auf höchstem Niveau. Andererseits zeigt der Motone die gleiche Sensibilität auch in Bezug auf die Anschlagsintensität. Mit zunehmender Kraft beim Zupfen reagiert der Bass mit immer mehr Attack, ohne Substanzverlust.
Auch Plektrumarbeit wird mit Kante und Fundament wiedergegeben. Übermäßig ins Gesicht springt einem der Ton nie, aber leichte (und angenehme) Rüpeligkeit macht sich schon breit. Wie von Maybach auch beworben, ein Ton, der sich auch mit rotzigen Röhrenamps und Zerrpedalen aller Art bestens verträgt.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Auf den ersten Blick ist der Motone P-1 eine gute P-Bass-Interpretation und auf den zweiten Blick bleibt er das auch, offenbart aber einige feine Details in Sachen Holzauswahl, Hardware, Pickup … Man hat sich bei Maybach viele Gedanken gemacht, was man dem bewährten Design Gutes tun kann, ohne vertraute Bahnen zu verlassen. Das ist fast perfekt gelungen, wobei der Sattel im Laden vor dem Verkauf sicher noch nachgefeilt würde, zumal nicht viel zum reinen Glück fehlt.
Für den Preis eines Instrumentes von der Stange bekommt man hier einen Bass auf Teambuilt-Niveau, mit Optionen beim Halsprofil und Griffbrettradius, dessen sensible Reaktion auf Anschlagort und -stärke und deren Umsetzung in exzellent ausformulierte, klassische Töne mich vollends überzeugt haben. Zum eigenen Antesten empfohlen!
PLUS
● Sound
● Bespielbarkeit
● Mechaniken
● Pickup
● Optik Korpus
● Hölzer
● Gewicht
● Gigbag
MINUS
● Sattelkerben
(erschienen in Gitarre & Bass 09/2023)