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Test: Maybach Motone 4

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SOUND

Es mag andere Ansichten geben, aber für mich war der Jazzbass nie Inbegriff dichten, schweren Klangs mit unendlich Tiefbasssustain. Und das liefert der Motone auch nicht. Stattdessen überzeugt der Sound, den die nach traditionellem Vorbild gefertigten Tonabnehmer aus dem Hause Amber-Pickups nach außen tragen mit Lebendigkeit und charmanter Rohheit.

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Vom Hals-PU wird ein rundes Fundament geliefert, dennoch lässt der Ton nicht an Offenheit missen. Der Klang besitzt eine angenehme Brillanz und die typische „Holzigkeit“, die oft mit dieser Tonabnehmerposition einhergeht. Dabei überträgt der PU jede Nuance im Spiel und zeigt erst bei sehr rabiater Spielweise Anzeichen von Kompression.

In Kombination mit der Tonblende reicht die Auswahl an Klängen von wollig warm über dengelig bis direkt. Vom Steg-PU hätte ich mir eine Spur mehr Offenheit gewünscht, dieser hat seinen ausgeprägten Bereich nämlich eher in den Hochmitten.

Für nasalen Funk oder aggressiven Rock (man denke etwa an die ‚Evil Empire‘ von RATM) bietet er so eine erstklassige Ausgangslage, bei filigranem Spiel in den hohen Lagen macht sich jedoch das dezente Hinzumischen des Hals-PUs gut. So gewinnt der Klang mehr Feinzeichnung und Auflösung.

Auch für die Fülle im Bassbereich empfiehlt sich zumindest eine dezente Kombination aus beiden PU, so ist das eben bei sehr stegnahen Tonabnehmern. Sehr angenehm überrascht bin ich von der Stille der Tonabnehmer. Obwohl es sich um waschechte Single Coils handelt, hält sich das Brummen oder Surren erstaunlich in Grenzen. Fast könnte man meinen, es seien Humbucker am Werke, aber je nach Drehung des Basses macht sich das unverkennbare Surren dann doch in angenehm geringen Maße bemerkbar.

Sind beide Volume-Potis voll geöffnet, ist dann aber komplett Stille und der Ton wandelt sich von „roh und leicht“ in „sehr fokussiert und drahtig“. Hier passt die Abstimmung der beiden PU einfach. Wäre der Steg-PU noch offener, bestünde wahrscheinlich schon die Gefahr von zu spitzem oder klirrigem Klang. Slapping klingt wunderbar knackig und direkt, ohne dass der Sound aufgeblasen oder klinisch wirkt.

Den fetten Miller-Sound sollte man also nicht erwarten, und das ist gut so. So bleibt die Lebendigkeit – manche nennen es „Spritzigkeit“ – des agilen Jazzbass-Designs erhalten. Auch mit Fingern gezupft zeigt sich der Motone von der besten Seite. Egal ob hart in die Saiten gelangt oder gestreichelt, der Bass übersetzt mein Spiel, so wie ich es mir vorstelle.

Mit dezenter Zerre entsteht ein wunderbar roher, artikulierter Rocksound, der durch Schließen der Tonblende auch in warme Vintage-Klänge verwandelt werden kann. Auch beim Spiel mit Plek setzt sich der bisherige Eindruck fort und vom Durchachteln über komplexere Figuren à la Tool bis zu Palm Mutes lässt der Maybach alles über sich ergehen und folgt meinen Vorgaben.

Wer schon ein paar Instrumente in der Hand hatte, wird es sicherlich schon erlebt haben, dass sich nicht jedes Instrument für alle Spielarten anbietet. Hier geht der Bass jedoch mühelos bei allem mit und lädt dazu ein, ihn nicht wieder beiseite stellen zu wollen.

RESÜMEE

Von Jaco-esquen Ausflügen auf dem Steg-PU über Slapgewitter à la Flea, knurrigen Rocksounds frei nach Tim Commerford bis zu den wolligen Sounds aus dem Motown und Reggae kann der Maybach Motone die komplette Bandbreite an Sounds abdecken, die wir von einer der beliebtesten und ikonischsten Basskonstruktionen überhaupt kennen.

Dabei fühlt sich das Instrument aufgrund des Halses vielleicht nicht an wie nach 40 Jahren on the road, dafür möchte man den Bass aber auch nicht wieder wegstellen. Bevor man also unter hunderten und tausenden gebrauchten Jazzbässen DEN einen sucht, könnte man auch vielleicht einfach einen Maybach antesten. Nur so als Idee.

PLUS

● Hochwertige Verarbeitung
● gut gemachtes Ageing
● Authentische Nachbildung des Vorbildes in Sound und Feel

MINUS

● Hals nicht geaged

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2024)

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