Viva la revolution!

Test: Martin SC 13-E

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ALTE IDEALE

Wer sich für annähernd 2000 Euro eine Martin kauft, der möchte natürlich zuvorderst eine richtig gute Acoustic haben – und die bekommt er auch. Die ersten Akkorde präsentieren sich laut, klar, vollmundig, mit viel Dynamik und Sustain. Das Klangbild passt eben nur in keine bestehende Schublade mit der Aufschrift „OM“ oder „Dreadnought“ oder ähnlichem.

Die SC 13-E hat einen richtig guten, aber eigenen Akustikklang, der absolut imstande ist, auch einem traditionell ausgerichteten Acoustic-Player Freude zu bereiten. Und dann kommt die Bespielbarkeit – da kann nun wirklich niemand etwas dagegen haben. Einfach allererste Sahne! Mit der Saitenlage einer E-Gitarre (.011er-Satz) geht es durch alle Lagen. Solos lassen sich total easy aus dem Handgelenk schütteln.

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Mit dieser Gitarre kann man sicherlich auch lange Schichten auf der Bühne gut überstehen. Dazu trägt auch das raffinierte Halsprofil bei – es ist in den tiefen Lagen unter den Basssaiten schlanker, und in den hohen Registern unter den Diskantsaiten. Man muss es nochmal extra betonen: Wie die Spielhand vom 1. bis über den Korpusrand hinweg zum 20. Bund geführt wird, ist ohne Beispiel. Hut ab! Auch der Einsatz eines Kapos auf hohen Bünden ist leichter denn je – sogar am 10. Bund angebracht, kann ich problemlos ein Lagerfeuer-G greifen und erhalte so ein F-Akkord mit ganz neuem Voicing.

Dieses Road-Modell soll ja auf die Bühne und somit verstärkt gespielt werden. Also Kabel rein und los. Da die gesamte Korpus-Konstruktion der Unempfindlichkeit in Sachen Feedback dienen soll, versuche ich erstmal genau so eine Rückkopplung zu provozieren … Gain schön weit auf, Bässe voll rein, Volume hoch … ich habe wohl noch nie so laut getestet wie jetzt gerade, aber: kein Feedback in Sicht. Alle Achtung.

Der Sound ist überzeugend, der Klangregler ist recht dezent in seiner Wirkung, was aber völlig OK ist, wenn der Grundsound stimmt. Ein Problem gibt es aber, und ich hoffe und nehme an, es liegt nur bei diesem Exemplar vor: Die tiefe E-Saite wird leiser übertragen als die anderen fünf Saiten. Das darf in dieser Liga nicht passieren, lässt sich aber beheben.

RESÜMEE

Mit der SC 13-E hat Martin als angesehener Traditionshersteller einen mutigen Schritt gemacht, der sich vollkommen bezahlt macht. Wir haben hier nicht etwa eine Gitarre mit einigen trendigen Gimmicks, sondern ein komplett durchdachtes, modernes „Workhorse“ für Anspruchsvolle. Die Features und baulichen Besonderheiten dieses Instruments machen durchweg Sinn. Und ja, das ist durch und durch eine Martin … eine etwas andere Martin. Tolle Gitarre – unbedingt antesten!

PLUS

● komplett neu konzipierte E-Acoustic
● revolutionäre Halsanbringung
● erweiterte Justage-Möglichkeiten
● Verarbeitung, Lackierung, Werkseinstellung
● Halsprofil, Bespielbarkeit
● akustisch wie auch elektrisch überzeugender Klang
● völlige Feedback-Unempfindlichkeit

MINUS

● tiefe E-Saite elektrisch zu leise übertragen

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)

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