Ganz was Besonderes
Test: Marleaux Consat Signature 5 String RTW Henning Protzmann
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv
MEISTERKLASSE
Bevor ich mich wieder dem Bass widme, ein Wort zum Gigbag: großartig! Das Canto-Gigbag ist eminent tragbar, auch auf dem Rad, aber äußerst stabil durch eingelegte Platten, bei trotzdem moderaten Gewicht. Da ist der Bass bestens geschützt!
So, nun aber wieder zum Consat. Wie ich das von Marleaux nicht anders kenne, kommt er perfekt eingestellt aus dem Bag. Wie die hier nicht nötige Oktaveinstellung vonstattenginge, habe ich ja schon beschrieben. Auch Saitenlage und Abstand der Saiten zueinander wären einzustellen, da gibt es aber selbst für mich nichts zu verbessern.
Die Halskrümmung ist über den Zwei-wege-Stab komfortabel einzustellen, die Fräsung dafür ist angenehm groß und dennoch elegant. Das passende Werkzeug für alle Arbeiten liegt natürlich bei. Dass der Bass auch mit geringer Halskrümmung nicht schnarrt, zeigt, wie akkurat die Bundabrichtung ist. Auch die Bundenden resp. die Griffbrettkanten insgesamt sind auf maximalen Komfort hin bearbeitet. Sämtliche Oberflächen fühlen sich geradezu unglaublich gut an, die matte Lackierung ist perfekt gelungen. Besonders macht sich das logischerweise am Hals bemerkbar, den hat man ja nun die ganze Zeit in der Hand – und legt ihn so schnell auch nicht wieder aus selbiger.
Zusätzlich motiviert dabei die exzellente Balance, sowohl im Sitzen als auch im Stehen. Kopflastigkeit ist trotz des geringen Gewichts absolut kein Thema. Schon trocken gespielt macht der Consat einfach wahnsinnig Spaß. Jeder – wirklich jeder! – Ton ist sofort da, mit definiertem Attack und viel Punch mit einer sehr gleichmäßigen, langen Ausklingphase. Egal ob Sechzehntelstakkato, ganze Noten für getragene Balladen, Akkordarbeit, Slap, Pick, Tap – der Bass liefert auf höchstem Niveau ab.
Diese prachtvolle Vorlage verwandelt die Elektrik ebenso transparent wie tragend. Der Bass ist einfach da und verbreitet unaufdringliche Autorität. Schon ohne EQ, nur über die unterschiedliche Verschaltung der Tonabnehmer, sind zahlreiche Klangvariationen möglich, die allesamt nutzbar sind. Wenn ich jetzt noch das extrem feinfühlig arbeitende Balance-Poti ins Spiel bringe, sind die Möglichkeiten, wenn nicht endlos, dann doch extrem breit gefächert.
Allen Einstellungen gemein ist – unabhängig von Singlecoil, parallel, oder seriell – ein glockiger, edler Oberton, der, ohne zu nerven, den Bass im Bandkontext immer präsent sein lässt. Der kann, wie der beschriebene Grundsound überhaupt, am EQ noch fein abgestimmt werden. Wie ich das von Marleaux-Bässen schon kenne, arbeitet die Klangregelung eher mild. Das ist gut so,soll doch der Charakter nicht auf den Kopf gestellt werden. Der serielle Hals-Pickup solo bietet z. B. mit reduzierten Höhen und Mitten einen satt-tragfähigen Allroundton. Reggae-mäßige Fülle ist genau so abrufbar wie Slapsounds zum Niederknien.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Was für ein Instrument! Der Marleaux Consat Signature 5 Henning Protzmann füllt seine tragende Rolle mit müheloser, unaufgeregter Autorität im Bandsound aus. „Perfekt“ ist ein Wort, das sich häufiger in diesem Test findet, und dazu stehe ich. Holzauswahl und -verarbeitung, Lackierung, Bundierung: alles in Perfektion ausgeführt. Das hat seinen Preis, der aber in meinen Augen für diese Qualität absolut angemessen ist, der entstehende Spielspaß ist eh unbezahlbar. Und dabei ist der Bass dank RTW auch noch ökologisch „sauber“. Ich kann nur wieder einmal den Hut ziehen vor der Handwerkskunst von Gerald Marleaux.
PLUS
● Sounds
● Verarbeitung
● Regio Tone Wood
● Bespielbarkeit
● Gewicht
● Ausbalanciertheit
(erschienen in Gitarre & Bass 05/2023)
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