Nuevo e alla moda

Test: Markbass Little Mark IV, Little Mark 58R, MB58R 102 P

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(Bild: Dieter Stork)

Die letzten Jahre haben uns krass vor Augen geführt, dass vieles, was selbstverständlich scheint, in kurzer Zeit ausgehebelt werden kann – Stichwort Lieferketten. Geräte waren plötzlich auf Monate nicht lieferbar, manche wurden gar auf unbestimmte Zeit aus dem Programm genommen. Wie geht man als Hersteller mit diesen Herausforderungen in Zukunft um?

Eine Antwort liefert der italienische Hersteller Markbass. Da wurde in einer an Apple erinnernden Präsentation im letzten Jahr eine völlig neue Serie vorgestellt – aber auch das klassische Standard-Topteil hat eine erneute Überarbeitung erfahren.

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DUE AMPLIFICATORI, DUE ALTOPARLANTI

Fangen wir damit mal an. Wer sich schon mal mit dem Standard-Amp von Markbass, dem Little Mark, auseinandergesetzt hat, wird auch beim aktuellen Mk IV viel Bekanntes wiederfinden. Eine Vierbandklangregelung mit zwei Mittenbändern, Gain und Master sind die Grundausstattung, der Line Out ist, wie gehabt, stufenlos regelbar.

Ebenfalls weiter Teil der Klanggestaltung ist der Old-School-Regler, ein Low-Pass mit einer oberen Grenzfrequenz von nicht mehr wahrnehmbaren 20 kHz und einer deutlich wahrnehmbaren unteren von 250 Hz – darüber wird radikal gekappt. Beim LM III hieß das noch VLE, für „Vintage Loudspeaker Emulator“. Geneigte Fans der Marke wissen, dass daneben der VPF-Regler seinen Platz hat, der „Variable Preshape Filter“.

Da betritt der Neue nun Neuland: Statt eines stufenlosen gibt es nun nur noch einen festen Preshape. Der sitzt recht prominent über dem Gain-Poti und hat die drei Schalterstellungen Flat (also aus), Preshape (an) und FSW (per Fußschalter fernzuschalten). Ist der Preshape an, wird das mit einer blauen LED angezeigt, der Anschluss für den optionalen Fußschalter liegt rechts unter dem Netzschalter. Neben dem Preshape kann dann auch Mute ferngesteuert werden, der sonst am Gerät mit einem Druckschalter über der Eingangsbuchse aktiviert wird.

Auf der Rückseite hat sich zum Vorgänger gar nichts getan. Na gut, fast gar nichts: Komplett gleich ist die Ausstattung mit der Netzbuchse für Kaltgerätestecker samt Sicherung, der Effektweg mit Send und Return, sowie der Line Out als XLR mit Schaltern für Pre/Post und Ground-Lift. Die Verbindung zum Lautsprecher erfolgt über Klinke oder eine Speaker-Twist-Buchse, also nicht mehr original Neutrik, aber weiterhin als Kombibuchse mit der Möglichkeit, auch hier eine Klinke anzuschließen. Was es dagegen auch in der neuen Generation nicht gibt, sind Anschlüsse für Aux-In und Kopfhörer. Zur (leisen) Übungszentrale zu Hause oder on the road taugt der Amp damit nicht.

(Bild: Dieter Stork)

Ganz neu im Programm ist der Little Mark 58R. Die 58 steht für das Alter von Firmenchef Marco de Virgiliis bei der Vorstellung der Serie letztes Jahr, R für Revolution. Bisschen viel Anspruch und Ego? Gucken wir mal … Während der LM IV in dem üblichen, leichten Metallgehäuse kommt, ist der LM 58R aus ABS-Kunststoff. Das bringt nicht nur das Gewicht von schon leichten 2,4 kg auf glatte 2 kg runter, es soll auch leichter recyclebar sein.

Zum neuen Bewusstsein rund um die Fertigung gehört auch, was Markbass „Glokalisierung“ nennt: Ein Fokus auf lokal gefertigte Teile, die dann auch in Italien zusammengebaut werden. Die Frontplatte zeigt das typische schwarz-gelbe Design, lässt aber auch schon den anderen Aufbau augenfällig werden. Gleich vier Buchsen tummeln sich ganz links. Oben die beiden für Send und Return, unten XLR-Line-Out und Klinken-Input. Dazwischen sitzen zwei Minischalter für Ground-Lift und Pre/Post.

Die zusätzlichen Buchsen vorne bringen eine etwas andere Anordnung der ansonsten gleichen Regler. Über dem gelben Gain (nebst Clip-LED) sitzt wieder der Badewannenschalter mit drei Positionen, die vier EQ-Regler arbeiten bei den gleichen Frequenzen. Line Out (unten) und Old School (oben) sind gestapelt worden, damit der farblich abgesetzte Master-Regler wieder für sich steht. Neben dem Master versteckt sich der Minischalter für den Mute, unter dem Netzschalter sitzt der Anschluss für den optionalen Fußschalter, der wieder neben dem Mute den Preshape fernbedienen kann.

Die Rückseite ist aufgeräumt. Neben der Netzbuchse gibt es gleich drei Lautsprecheranschlüsse, zweimal als Klinke, einmal als originale zweipolige Neutrik-Speakon-Buchse – that’s it. Neutrik NL4 und Ähnliche passen übrigens nicht mehr, sondern ausschließlich NL2 und Artverwandte. Also Augen auf beim Kabelkauf! Auch hier wird auf Aux-In und Headphones-Out verzichtet, einen Tuner-Out gibt es auch nicht – kommt bald der Markbass Clip-Tuner?

Ebenfalls mit dem MB58R-Logo versehen und von italienischer Provenienz ist die neue 2×10“-Box. Die kommt mit einem tatsächlich revolutionären Boxengehäuse aus Kunststoff – vollständig recyclebar. In der Größe zwischen Traveler 102 und Standard 102 angesiedelt, fasst sich das Cabinet schon ungewohnt an (der Ausdruck „Lego-Box“ machte die Runde), überzeugt aber sofort mit seiner Kompaktheit und sehr geringem Gewicht: fast fünf Kilo weniger als die Standard und immer noch fast zwei unter der Traveler!

Das ist eine Ansage, auch wenn es nicht reicht, den auf Carbon setzenden, ebenfalls italienischen Rekordhalter aus dem Hause GR Bass zu entthronen. Das Kunststoffgehäuse hat großzügige rückseitige Bassreflexöffnungen, mit zwei gut platzierten Schalengriffen ist die Box entspannt tragbar. Das übliche Metallgitter vor den Speakern schützt selbige, und auch der gewohnte Filzbezug gibt sich die Ehre. Allerdings so, dass bis auf die komplett frei bleibende Rückseite, alle Seiten nur teilweise abgedeckt sind, wobei der Filz in Vertiefungen „eingelegt“ wird.

Auf weiteren Kanten- oder Eckenschutz wurde verzichtet. Gummifüße gibt es für die Aufstellung hochkant und quer. Das Anschlussfeld hat neben zwei originalen Neutrik-Speakon- bzw. Klinken-Kombibuchsen gleich drei Kippschalter für die Steuerung des Hochtöners zu bieten: Einer schaltet ihn insgesamt an und aus, ein weiterer dämpft um 6 dB, der dritte um 9 dB. Sind beide Dämpfungen aktiv, wird er um 15 dB runtergeschaltet.

Der Hochtöner in dieser Box ist ein Piezohorn, die Speaker haben keramische Magneten. Von der 2x10er gibt es drei Varianten, diese hier heißt 102 P. Daneben gibt es noch die 102 Energy mit Neodym-Zehnern und 1“-Kompressionshorn sowie die 102 Pure, ebenfalls mit Neodym-Zehnern, aber einem 1“-HiFi-Horn. Mit knapp 10 kg sind sie noch leichter als die 102 P.

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(Bild: Dieter Stork)

MOLTO SUONO

Der Little Mark IV springt mit vernehmbarem, aber nicht derbe störendem Lüfter an. Mich interessiert erst mal die neue Badewanne, also einmal den Preshape geschaltet und … naja. Gefällt mir so gut wie der alte VPF-Regler voll aufgedreht – also nicht sonderlich. Ein übermächtiger Bottich mit fetten Bässen, reichlich Höhen und massiv ausgehöhlten Mitten. Kann im passenden Umfeld einen beeindruckenden Slap-Sound produzieren, muss aber nicht. Zum Glück gibt es ja die wie gewohnt gut arbeitende Klangregelung.

Die Bässe etwas gezügelt, die tiefen Mitten kräftig reingeschoben, schon macht sich ein edler Allroundton breit, den ich allein mit dem EQ ohne Preshape so nicht exakt nachgebildet bekomme. Ohne Preshape und mit den Klangreglern in der nicht rastenden Mittelstellung, ist das Topteil neutral. Der Einsatz des Vierband-EQs verläuft erwartet gut und wird niemanden überraschen, der schon einmal einen Markbass-Amp oder -Combo mit entsprechender Ausstattung gespielt hat.

Auch wenn er laut Homepage upgedatet wurde, sind die Einsatzfrequenzen gleichgeblieben, die Regelcharakteristik auch – meistens reichen schon kleine Bewegungen der Regler. Was den Old-School-Regler angeht, bin ich froh, dass der nicht auch als Schalter ausgeführt ist … Den für mich persönlich brauchbaren Bereich finde ich sogar relativ groß, aber irgendwann wird es mir einfach zu dunkel im Ton.

Die Endstufe bewirbt Markbass als MPT, also „Mark Proprietary Technology“, was nichts anderes heißt, als dass sie eine Eigenentwicklung ist und nicht von Dritten zugekauft. In Verbindung mit einem unauffällig arbeitenden, neu entwickelten Bi-Band-Limiter ist ausreichend saubere Leistung am Start, um auch in lauteren Bands bestehen zu können.

Punkten können auch der DI-Out mit dem praktischen, stufenlosen Pegelsteller und der ebenso praktische Mute-Schalter. Sämtliche Erkenntnisse bezüglich Klang(regelung) und Wiedergabe kann ich eins zu eins auf den Little Mark 58R übertragen, bei gleicher Einstellung sind der Indonesier und sein italienischer Bruder nicht auseinanderzuhalten. Das fällt dagegen leicht, wenn man beide in die Hand nimmt.

Normalerweise schreibe ich bei Basstops nicht über Haptik, aber hier ist das 58R-Top einerseits noch mal fast ein halbes Kilo leichter und andererseits sehr fühlbar aus Plastik. Das macht jedoch einen durchaus robusten Eindruck. Ein Blick ins Gehäuse zeigt, dass der Deckel stabilisierende Verstrebungen hat und zudem mittig abgestützt wird. Für den normalen Betrieb sollte das definitiv reichen.

Optisch finde ich das neue Styling mit mehr gelben Akzenten auf der schwarzen Metallfront ansprechend, die Knöpfe fassen sich gut und sicher an. Wie schon beschrieben ist außer dem Gehäuse die größte Veränderung, dass alle Anschlüsse außer denen für die Speaker nach vorne gewandert sind. Eine Entscheidung, die ich etwas zwiespältig sehe, denn zum einen wird es bei Belegung aller Buchsen ganz schön voll auf der linken Seite, zum anderen kommt man an die Minischalter für Pre/Post und Ground-Lift nur schwer ran. Natürlich schaltet man beides in der Regel nur ein Mal, bevor man mit der Probe, Aufnahme oder Live-Performance loslegt – fummelig ist das trotzdem.

Während das Material eines Topteilgehäuses keinen Einfluss auf dessen Sound hat, ist das bei einer Box schon anders. Was die Robustheit angeht, machen die Flächen einen guten Eindruck, wohingegen ich vor allem Kanten mit kleinem Radius mit dem Fingernagel eindrücken kann … Wie der Kontakt zum Beispiel mit spitzem Ständerwerk für Hi-Hat, Becken, oder Mikro ausgeht, mochte ich nicht testen.

Unbeaufsichtigt würde ich die Box im Bandbus nicht alleine lassen. Entsprechend hatte ich mir im Vorfeld Gedanken gemacht, wie die Speaker denn in dem Material halten. Das hat Markbass aber elegant gelöst: Die Schallwand ist ganz normal aus Multiplex und von vorne mit dem intern ordentlich verstärkten Gehäuse verschraubt, alles solide und so, wie es sein soll. Das Gleiche lässt sich auch zum Sound konstatieren.

Im Tiefgang ist die Box naturgemäß beschränkt, bringt aber auch die tiefe H-Saite satt und konkret rüber, in den Höhen kann der Piezo-Hochtöner mit guter Auflösung und keinesfalls billiger Wiedergabe überzeugen. Das Schalterklavier ist zwar etwas umständlich, ermöglicht aber sehr präzise Anpassung an den persönlichen Geschmack. Mit einem Markbass-Top kann der Hochtöner auch einfach voll aufgefahren, und dann mit dem Old-School-Regler wieder eingefangen werden.

Bis in recht hohe Lautstärken bleibt der Ton sauber und mit Bass und Amp gut formbar, bevor die Physik einsetzt. Da zerren zumindest bei mir aber eher die Speaker, als dass sich das Gehäusematerial bemerkbar machen würde. Als Monitor auf der Bühne und/oder als Alleinbeschallung bei dezenterer Umgebung taugt die Box alleine allemal, wenn’s etwas mehr sein muss, rastet eine zweite Box in Aussparungen ein, wenn beide horizontal aufgestellt werden. In jedem Fall hält auch ein leichtes Topteil gut auf dem Filz der Box.

RESÜMEE

Wie revolutionär ist das Ergebnis der Markbass’schen Überarbeitung? Beim Little Mark IV geht es „nur“ um eine Überarbeitung, und auch die neue Generation kann wieder überzeugen. Ich bleibe dabei: Preshape hätte ich lieber weiter stufenlos regelbar, da wurde gut Funktionierendes ohne Not geändert, und Anschlüsse für Aux und Kopfhörer wären auch schön. Dennoch ein gutes Paket mit sonst bewährter Ausstattung und Leistung.

Gleiches gilt genauso für die italienische Variante, die durch noch geringeres Gewicht und einen günstigeren ökologischen Fußabdruck zusätzliche Punkte sammelt – und das aktuell zum gleichen unverbindlich empfohlenen Preis wie beim LM IV. Richtig revolutionär wird es dann bei der Box, die völlig neuartiges Material in den Boxenbau einbringt und dabei mit geringem Gewicht, aber gewichtigem, griffigem Sound bei sehr fairem Preis überzeugt.

Allerdings würde ich beim Transport doch etwas mehr Sorgfalt walten lassen als bei konventionellen Holzgehäusen. Vielleicht gibt es ja demnächst mal passende Hüllen von Markbass. Sicher gibt es in dieser Machart auch andere Boxenformate und Combos, während bei den Topteilen auch noch Little Marcus, Casa, Rocker, und Ninja im neuen Format angekündigt bzw. schon auf dem Markt sind. Für Markbass-Fans und solche, die es werden wollen, definitiv zum Antesten empfohlen!

PLUS

● Sound
● Leistung
● Gewicht
● ökologischer Fußabdruck (MB58R)
● Preis/Leistung

MINUS

● Topteile ohne Aux- und Headphone-Anschlüsse
● LM 58R ohne Tuner-Out

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2023)

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