Schwarz, schlicht und simpel …
Test: LTD EC-201 & TE-201
von Christian Braunschmidt, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
METALBRETTER
Dass wir es hier trotz der großen optischen Ähnlichkeit mit zwei klanglich sehr unterschiedlichen Gitarren zu tun haben, dürfte schon aufgrund der Konstruktion klar sein. Den Anfang macht die EC-201. Hier erwarte ich einen etwas fetteren Sound als bei der TE. Und ja: Schon akustisch gespielt bestätigt sich dieser Eindruck. Die Singlecut zeigt hier eine gewisse Wärme mit einem satten und dennoch schnell ansprechenden Bassfundament, das trotz einer klanglichen Fülle schön präzise „am Plektrum klebt“.
Am Verstärker setzt sich dieser Eindruck fort, wobei der eingebaute LH-150B-Humbucker ein sattes Pfund an Durchschlagskraft beisteuert. Wir haben es hier keineswegs mit einem Leisetreter zu tun – im Gegenteil: Schon im cleanen Kanal entlockt die EC-201 meinem Amp ein sattes Britzeln und fügt dem Sound eine gewaltige Portion Mitten hinzu. Im Drop-D-Tuning, was mit der Werksbesaitung problemlos möglich ist, liefert die Gitarre einen satten Schub an Tiefmitten und Bässen, ohne dabei an Präzision und Attack zu verlieren.
Verzerrt gespielt bietet die EC ein ausgesprochen dichtes, durchsetzungsfähiges Klangbild, das eindeutig auf die härtere Gangart zugeschnitten ist. Wer maximale Transparenz und eine sehr hohe Detailauflösung sucht, könnte mit der Kombination aus Hölzern, Mensur und dem LH-150B Pickup hier an die Grenzen stoßen – hier wäre ein Wechsel zu einem etwas transparenteren Pickup eventuell ratsam.
Anders bei der TE-201: Bereits akustisch gespielt, präsentiert sich die Gitarre im Bassbereich etwas schlanker mit einer ausgeprägten Nase in den oberen Mitten, während die Tiefmitten etwas zurückgenommen sind. Erstaunlicherweise scheint die Kombination aus langer Fender-Mensur und geschraubtem Ahornhals mit dem LH-150B-Tonabnehmer besser zu harmonieren: Der verstärkte Ton klingt ausgewogener und transparenter als bei der Singlecut-Gitarre. Vor allem die deutliche Ausdünnung im Bassbereich steht TE-201 ausgesprochen gut. In Drop-D-Stimmung liefert das Instrument einen schönen, präzisen Druck und ich habe das Gefühl, dass die Saite hier noch etwas mehr am Plektrum hängt.
Um nicht missverstanden zu werden: Beide Gitarren liefern tollen Sounds und ich bin überrascht von der Qualität des verbauten Tonabnehmers. Hier ist es, wie so oft, eine Frage des persönlichen Geschmacks. Möchte man einen etwas fetteren, schiebenden Sound, ist man mit dem EC-201 etwas besser bedient. Legt man mehr Wert auf Transparenz und ein aggressiveres Pick-Attack, greift man einfach zur TE-201.
Eine Gemeinsamkeit beider Gitarren ist die Möglichkeit, den Humbucker zu splitten: Hier wird der Sound natürlich zunächst deutlich leiser und naturgemäß auch etwas „schwachbrüstiger“. Sicherlich ist diese Option ein nettes Feature für einen etwas cleaneren Sound (wenn man z.B. einen Einkanalverstärker ohne richtigen Clean-Kanal spielt) – einen vollwertigen Singlecoil-Sound, vergleichbar mit einem hochwertigen Singlecoil, darf man hier nicht erwarten.
Die Bespielbarkeit ist bei beiden Gitarren absolut einwandfrei: Das relativ geringe Gewicht von jeweils ca. 3,1 kg sowie die ausgewogene Position am Gurt (hier hat die ED-201 die Nase vorn) machen beide Gitarren sehr komfortabel spielbar.
RESÜMEE
Die beiden Testgitarren aus LTDs 201er Serie können im Test durchaus überzeugen. Gerade für die recht klar umrissene Zielgruppe gibt es hier zwei hochwertige, weitgehend gut verarbeitete und ziemlich gut klingende Gitarren. Klar, diese Preissegment ist hart umkämpft und es gibt mannigfaltige Angebote aller möglichen Hersteller, von Harley Benton bis Charvel/Jackson, mit teilweise üppigerer Ausstattung.
Möchte man aber den typischen ESP/LTD-Look und mag die absolut straighte Ausführung unserer Testgitarren, führt an der EC- bzw. der TE-201 kein Weg vorbei. Der Hersteller hat es geschafft, das Feeling seiner deutlich teureren Gitarren in ein wesentlich erschwinglicheres Preissegment zu bringen. Dass man hier keine vollwertige E-II oder gar ESP bekommt, dürfte jedem klar sein. Und doch umweht die beiden 201er Gitarren ein Hauch japanischer Gitarrenbaukunst, die zu Recht zum Besten gehört, was man heute für Geld kaufen kann.
PLUS
● simples Design
● Spielbarkeit
● moderne Metal-Sounds
● geringes Gewicht
MINUS
● Werkseinstellung
● Mechaniken
(erschienen in Gitarre & Bass 10/2023)
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Für nur etwas mehr Geld gibt‘s Fender Mexiko und Epiphone China. So werden diese Gitarren nicht viel Käufer finden.
Nicht alles was hinkt ist auch ein Vergleich… ? Ich denke die hier angesprochene Zielgruppe lockt eine Mexiko Fender oder ne Epiphone Paula nicht hinter dem Ofen vor. Hat alles seine Daseinsberechtigung!