von Christian Braunschmidt, Artikel aus dem Archiv
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(Bild: Dieter Stork)
Gleich zwei neue Varianten ihrer EC-Serie gab es von LTD im letzten Jahr. Dabei setzt der Hersteller nicht nur auf eine frische Optik, sondern hat auch bei den Tonabnehmern für Neuerung gesorgt.
Die ESP Eclipse bzw. die LTD EC-1000 konnte sich wie kaum eine andere Gitarre als modernes und eigenständiges Modell vom Vorbild der altehrwürdigen Gibson Les Paul emanzipieren. Der dünnere Korpus mit seinem komfortablen Bauch-Shaping und die 24 Bünde machen die Eclipse/EC seit Jahrzehnten zur ersten Wahl, wenn es um eine etwas zeitgemäßere Interpretation der klassischen Solidbody Singlecut geht.
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Gitarristen wie beispielsweise Kirk Hammett (Metallica), Will Adler (Lamb of God) oder Richard Z. Kruspe (Rammstein) vertrauen auf eben diese Serie. Dass der japanische Gitarrenriese aber auch ein Instrument für Traditionalisten im Angebot hat, zeigt wiederum die EC-1000T CTM.
GOLDENE GALAXIE
Beide Testinstrumente fußen auf dem gleichen Fundament: Wie bei nahezu allen EC-Gitarren kommt hier ein dreiteiliger, eingeleimter Mahagoni-Hals in Kombination mit einem Mahagoni-Korpus zum Einsatz, wobei der EC-1000T eine Decke aus Riegelahorn spendiert wurde. Außerdem wartet der Body dieser Gitarre mit einer Dicke von satten 52 mm auf, was im Vergleich mit den 43 mm der normalen EC-1000 schon einen gewaltigen Unterschied macht. Um das Gewicht nicht in die Höhe schnellen zu lassen, wurde der Korpus mit Weight-Relief-Fräsungen versehen, was sich als durchaus rückenschonend erweist.
Das schwarze Binding auf der Zarge der EC-1000 hat einen dezenten Auftritt und bietet viel visuellen Raum für die außergewöhnliche Lackierung. Leider sind an ein paar Stellen Unsauberkeiten in der Ausführung zu sehen. Um den klassischen Look der EC-1000T abzurunden kommt hier sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite eine Einfassung aus cremeweißen und schwarzen Kunststoffstreifen zum Einsatz, was gut zum Sunburst und dem braunroten Rücken des Instruments passt.
Beide Gitarren haben ein ansehnliches Griffbrett aus dunklem, kakao-farbenem Makassar-Ebenholz, auf dem die typischen Flag-Inlays sitzen. Während die EC-1000T klassischerweise mit 22 Bünden auskommt, verfügt die EC-1000 über 24 Bünde, wobei beide Modelle mit sauber verarbeitetem Extra-Jumbo-Bunddraht aus Edelstahl ausgestattet sind, was für einen sehr geringen Verschleiß sorgt.
Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden ECs findet man in der Hardware: Die Kombination aus Tone Pros Locking-TOM-Bridge in Verbindung mit dem passenden Stop-Tailpiece ist in der 1000er-Reihe von LTD mittlerweile Standard und hat sich dank der Arretierung mittels zweier kleiner Madenschrauben als überaus praxistauglich erwiesen.
Während die EC-1000 passend zu ihrer Gold-Andromeda-Lackierung (mehr dazu weiter unten) mit goldener Hardware versehen wurde, setzen LTD bei der EC-1000T im Kontrast zum matten Tobacco Sunburst auf eine gänzlich schwarze Hardware. Bei beiden Gitarren laufen die Saiten schnurgerade über einen Kunststoffsattel zu den hauseigenen Locking-Mechaniken, die für einfaches Saitenwechseln und hohe Stimmstabilität sorgen.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Testinstrumenten besteht in der Wahl der Tonabnehmer: Während in der EC-1000 Gold Andromeda die inzwischen bewährte Kombination aus Fishman-Fluence-Modern-Tonabnehmern (Alnico-Magnet auf der Hals-Position, Keramik am Steg) ihren Dienst verrichtet, wurde die EC-1000T mit den ebenfalls aktiven Fluence-Classic-Open-Core-Pickups aus gleichem Hause ausgestattet. Während man bei den Fluence-Modern-Humbuckern mittels der Push/Pull-Funktion des Master-Tone-Reglers zwischen den zwei Voicings wählen kann, stehen einem bei den Open-Core-Pickups sogar ganze drei Voicings pro Tonabnehmer zur Verfügung (der Volume-Regler des Hals-Humbuckers ist hier ebenfalls als Push/Pull-Poti ausgeführt).
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zu der durchaus extravaganten Farbe der EC-1000: Die leicht glitzernde Gold-Andromeda-Lackierung changiert zwischen einem kräftigen Rot, blassem Gold, hellem Orange und dunklem Lila, je nach Lichtintensität und Einfallswinkel. Das ist natürlich ein Hingucker und wirkt in der Ausführung ausgesprochen hochwertig und gekonnt.
FEUER FREI!
Nehmen wir uns zunächst die EC-1000 vor, die ja im Wesentlichen ein etablierter Klassiker von LTD ist. Durch den dünnen Korpus und das rückwärtige Shaping spielt sich die Gitarre sowohl im Sitzen aus auch stehend absolut hervorragend. Schön ausgewogen am Gurt hängend, bietet die EC-1000 eine tolle Spielbarkeit bis in die höchsten Lagen.
Trocken gespielt, zeigt sich ein knackiger Ton, bei dem vor allem die breitschultrigen Mitten im Vordergrund stehen. Brillante Höhen mit knackiger Betonung des Attacks, sorgen für eine tolle Auflösung auch komplexerer Akkorde, während das straffe Bassfundament einen kleinen Schritt nach hinten tritt, was angesichts der grundlegenden Ausrichtung der Gitarre nicht sonderlich verwundert.
Bereits im Handling macht sich ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Testgitarren bemerkbar: Der dickere Body der EC-1000T sorgt für deutlich „klassischeres“ Les-Paul-Feeling, ohne dass dabei aber ein zu hohes Gewicht stören würde. Sowohl im Sitzen als auch im Stehen hängt diese Gitarre ebenfalls ausgewogen am Gurt und präsentiert sich akustisch gespielt als etwas luftiger und weniger komprimiert im Gesamteindruck. Die Verteilung über die verschiedenen Frequenzbänder ist etwas gleichmäßiger, wenngleich auch hier die brillant-schmatzenden Höhen positiv auffallen.
Gehen wir an den clean eingestellten Verstärker, zeichnen die Fluence-Modern-Pickups der EC-1000 das gewohnte Bild: während der Hals-Tonabnehmer vor allem im zweiten Voicing dank der klaren Höhen und des etwas nach hinten gerückten Mittenspektrums zu punkten weiß, wird auf der Steg-Position sofort deutlich, dass Clean-Sounds nicht unbedingt die Königsdisziplin dieses Tonabnehmers sind. Vor allem die oberen Mitten treten einen gewaltigen Schritt nach vorne, während das gesamte Tiefenspektrum abermals gestrafft wird.
Dieser Eindruck setzt sich im Distortion-Betrieb des Verstärkers nahtlos fort. Was ich immer wieder beeindruckend finde, ist, dass Fishman es geschafft hat, die Fluence-Modern-Pickups mit zwei verschiedenen aber absolut gleichwertigen Voicings auszustatten. Während Voicing 1 des Steg-Humbuckers stark in die klangliche Richtung eines EMG 81 tendiert, ist die zweite Klangebene ausgewogener, mit einem weniger aggressiven Mitten-Voicing und etwas luftigeren Bässen ausgestattet. Hier von einem „Besser“ oder „Schlechter“ zu sprechen, scheint mir jedoch unmöglich, da die grundsätzliche Klangqualität wirklich sehr hoch ist.
Wo sich die EC-1000 Gold Andromeda als wahre Riffing-Maschine entpuppt, schlägt die EC-1000T deutlich mildere Töne an: Durch den geringeren Output der Fluence-Classic-Open-Core-Pickups und die fehlende Beule in den Hochmitten, ergibt sich ein deutlich breiter aufgestelltes Mittenspektrum und ein insgesamt homogeneres Klangbild.
Bereits auf der Hals-Position hat man, dank der drei verschiedenen Voicings, eine große Auswahl verschiedener Sounds, die alle sowohl im Clean- als auch im Zerr-Modus des Verstärkers eine gute Figur machen. Das dritte, als Singlecoil ausgewiesene Voicing klingt zwar nicht wie ein echter Einspuler, macht in der Praxis dank seiner schimmernden Transparenz dennoch einiges her. Der Steg-Pickup ist ab Werk so angeschlossen, dass hier zunächst einmal Voicing 2 anliegt, das sich an den heißer gewickelten PAF-Humbuckern der späten 70er-Jahre orientiert und im direkten Vergleich zu Voicing 1 eine ganze Schippe mehr Output hat.
Kräftige Mitten und schnell reagierende Bässe sorgen dafür, dass auch tiefere Stimmungen mit dieser Gitarre kein Problem sind. Möchte man einen Gang zurückschalten, bieten Voicing 3 (Singlecoil) und vor allem Voicing 1 (Vintage PAF) tolle Alternativen, die beide eine gewisse „Luftigkeit“ in den Höhen aufweisen und ausgesprochen dynamisch auf Anschlagsstärke und Volume-Regler reagieren. Im Vergleich zur EC-1000 Gold Andromeda bietet die EC-1000T nicht nur einen etwas flexibleren Sound, sondern auch einen insgesamt fetteren Ton, dessen Bassfundament trotzdem nicht schwammig wirkt, sondern auch bei tieferen Tunings klar umrissen bleibt.
ALTERNATIVEN
Alleine im Portfolio von LTD Guitars befinden sich derzeit sage und schreibe 21 verschiedene Varianten des EC-1000-Models. Egal ob mit Fishmann-, EMG- oder passiven Seymour-Duncan-Tonabnehmern, ob mit klassischer TOM/Stop-Tailpice-Bauweise, einem Floyd Rose oder gar einer modernen Evertune-Brücke – hier ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei.
Wenn es etwas preiswerter sein soll, könnte man auch die zahlreichen Versionen der günstigeren EC-401 in Betracht ziehen. Wer dagegen über ein etwas höheres Budget kann sich guten Gewissens bei den E-II-Eclipse-Modellen umschauen. Die E-II Eclipse DB beispielsweise, bietet eine coole Vintage-Optik mit allen Vorzügen der modernen Eclipse-Bauweise, in einer Qualität, wie sie in diesem Preissegment schwer zu toppen ist.
RESÜMEE
LTD hat mit der EC-1000 Gold Andromeda und der EC-1000T CTM die EC-Reihe um zwei interessante Optionen erweitert, die nicht nur optisch absolut ansprechend sind, sondern unheimlich viel Gitarre für den aufgerufenen Preis bieten. Während die EC-1000 Gold Andromeda mit ihrer extrovertierten Lackierung und den verbauten Fishman-Fluence-Modern-Tonabnehmern klar die Metal-Fraktion anspricht, bietet die EC-1000T CTM durchaus etwas für die traditioneller orientierten Gitarristen.
Der dickere Korpus und die unheimlich gut klingenden Fluence-Classic-Open-Core-Pickups liefern ein cooles Retro-Feeling in Verbindung mit maximaler Vielseitigkeit. Beide Gitarren werden professionellen Ansprüchen absolut gerecht, und es bleibt festzustellen, dass es schwer sein dürfte, eine ähnlich moderne Singlecut mit einem solch guten Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden.