Völlig losgelöst …
Test: Line 6 POD Go Wireless
von Florian von der Ohe, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
KLANG UND BEDIENUNG
Das Helix, bzw. die Pod-Reihe klingt schon immer gut. Und einfach zu bedienen ist sie (für einen Modeller) auch. Da ich aktuell in einer ziemlichen Red-Hot-Chili-Peppers-Phase festhänge, probiere ich mal, einen klassischen Frusciante-Sound aus dem Pod zu holen. Klar, es gibt hier keine virtuellen Modelle aller Amps und Effekte, die er nutzt, aber man kommt schon ziemlich nah dran. Ein klassisches DS-1 und Fuzz vor einem Marshall, der sein Signal in eine 4x12er mit T75-Speakern schickt. Dazu ein wenig Hall und bei Bedarf Modulation. Das passt doch.
Nun weiß ich aus anderen Versuchen, dass es einige Impulsantworten des Speakers gibt, die mir vermutlich noch besser gefallen als die integrierte Lösung. Zum Glück ja gar kein Problem und schnell auf das Gerät geladen. Auch die Sounds, die ich sonst so gern habe, sind schnell gefunden: Ein cleaner Fender-Sound, ein dreckiger Orange und ein Soldano oder Revv für High Gain sind nur wenige Umdrehungen des Potis entfernt. Der neue „Line 6 Ventoux“-Amp, welcher klanglich an alte Orange und Fender Tweeds angelehnt ist, reiht sich gekonnt in diese Riege ein. Mich erinnert er dabei insbesondere an Orange und verträgt sich so besonders gut mit 4x12ern und gerne auch tiefer gestimmten Gitarren.
Auch die Effekte können sich wirklich hören lassen. Ja, es gibt noch besseres am Markt, aber im Mix oder wenn man einfach zu Playbacks spielen will, wird dieser Unterschied ohnehin geringer. Und auch, wenn ich es im HX-Test schon erklärt hatte: Wer mal einen Pod unter die Füße kriegt, sollte wirklich das Euclidean-Delay testen (und das Reverse-Delay für den ‚Give It Away‘- Sound). Zu meinen RHCP-Versuchen passt hier wiederum sehr schön das neue „Dynamic Plate“-Reverb. Kling gut!
Und obwohl das Gerät dann doch ganz schön viel kann, bleibt die Bedienung immer sehr einfach. Man sieht auf dem Display wahlweise das Preset und was die einzelnen Fußschalter machen, oder die Signalkette mit der Möglichkeit sie zu bearbeiten. Am oberen Poti wechselt man von einem Effekt zum nächsten, am unteren wählt man das Modell aus und an den Potis unter dem Display trifft man die Einstellungen. Sehr intuitiv! Auch die seit Jahren etablierte Farbcodierung für die Fußschalter hilft sehr weiter. So weiß man auch im Editiermodus, auf welchem Schalter man jetzt mal schnell den Drive wegschalten kann.
RESÜMEE
Seien wir mal ehrlich: Was Line 6 mit dem Pod Go (Wireless) anbietet, hat gar nicht so viel Konkurrenz, wie man auf den ersten Blick glauben mag. Das Gerät weiß durch super Sounds und einfache Bedienung zu überzeugen und macht nun durch den Wireless Transmitter noch mehr Spaß. Reduzierte Anschlussmöglichkeiten und ähnliches darf man ihm eigentlich nicht vorwerfen, denn dafür gibt es ja die Helix-Geschwister. Wer also ein Rundumsorglos-Paket ohne goldene Wasserhähne sucht, wird hier glücklich.
PLUS
● intuitive Bedienung
● Sounds
● Gewicht
● Preis
● Wireless macht echt Spaß
MINUS
● Wireless Transmitter lädt nur in Input-Buchse
(erschienen in Gitarre & Bass 01/2023)
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Kann man mit einem zweiten Sender über den Pod Go spielen, während der erste in der Input -Buchse lädt?
Seien wir mal ehrlich. Der Sound ist das eine. Die Bedienung der andere. Und die Wireless-Funktion das nächste. Und viele werden sich das genau dieses Gerät wegen dieser Funktion kaufen – sonst würde der normale Go ja auch reichen.
Aber genau hier ist das eigentliche Problem, was in dem Test zwar erwähnt wird, aber irgendwie doch übergangen wird: die Wireless-Funktion, die das Gerät eben von allen anderen unterscheidet!!! So wird am Anfang auf bereits vorliegende Test (z.B. der Go) verwiesen und dann doch die Effekte beschrieben. Da blieb gefühlt wohl kein Platz mehr um auf alles gleichgewichtig einzugehen!?
Fakt ist, dass das Thema mit dem Laden des Senders das Gerät als Wireless-Produkt praktisch unbrauchbar macht. Ich hätte mir gewünscht, dass die Frage gestellt wird, warum es diesen Aufbewahrungsschacht gibt, dieser aber nicht zum Laden genutzt werden kann!? Oder warum zum Laden die Input-Buchse als einzige zur Verfügung steht!? Oder warum das Gerät eingeschaltet bleiben muss, damit der Sender dort geladen wird!?
Kleines Beispiel aus der Praxis: während der Probe ist der Sender alle. Da die Input-Buchse zum Laden verwendet wird legt man den Sender zur Seite, steckt ein Kabel rein, spielt weiter, ABER kann diese Zeit nicht zum Laden nutzen. Probe ist vorbei und alle wollen Heim. Jetzt müsste man das Gerät theoretisch allein und unbeaufsichtigt an lassen, damit nun ein Laden möglich ist!? Was für ein Quatsch, denn das Laden funktioniert leider nur bei eingeschalteten Gerät!?! Wenn man also schon die Input wählt zum Laden, dann sollte die auch laden können, wenn das eigentliche Gerät aus ist. Zudem bietet Line6 keine andere Lösung an, wie ein zusätzliches kleines Ladegerät, in den man des Sender nur zum Laden reinstecken kann!?
Wie gesagt ist daher das eigentliche innovative Feature des Go Wireless in der Praxis nahezu unbrauchbar weil total unlogisch durchdacht. Und da hätte ich mir einfach gewünscht, dass so was konkreter angesprochen wird – sonst denkt der Hersteller immer noch er hätte alles richtig gemacht!
Ich sehe es wie der Vorkommentator, was für ein Quatsch das laden des Senders so technisch zu lösen. Nutze den Go selbst mit einem Harley Benton AirBorne für 60 € und gut is. Das kann man dann auch anderweitig nutzen. Für Bandproben ist diese Lösung eh ein no go wenn auf halber Strecke der Sender leer ist. Hier nutze ich ein AKG WMS, da tauscht man eine AA Batterie in 2 Sekunden aus und weiter gehts umgehend für deutlich länger als beim AirBorne, und gleicher Preis gebraucht 😉