Leisetreter

Test: Lehle Switch BTN & Module SW

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(Bild: Dommers)

Das weltweite Renommee des deutschen Herstellers und seiner hochprofessionellen innovativen Switcher, Volume-Pedale, Preamps und Einzelkomponenten dürfte hinlänglich bekannt sein. Es gibt nur wenige Pedalboards, auf denen kein Lehle-Produkt zu finden ist, egal in welcher Liga der/die Benutzer unterwegs sind.

Bereits seit einiger Zeit bietet Burkhard Georg Lehle die in sämtlichen seiner Pedale verwendeten Lehle-Switch-BTN-Fußschalter zum Austausch gegen Standard- oder 3DPTSchalter an. Da es sich bei dem Switch BTN jedoch um einen Taster handelt, ist er mit den wenigsten Effektpedalen unmittelbar kompatibel. Zu diesem Zweck hat Lehle das Module SW entwickelt, ein True-Bypass-Umschaltmodul, welches etwas kleiner als eine 9-Volt-Blockbatterie ist (25 x 40 x 14 BHT/mm) und den BTN-Taster quasi zum Schalter umfunktioniert.

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MECHANIK

Der Lehle Switch BTN kommt in einem Edelstahlgehäuse mit M12- Gewinde, passt in Bohrungen für M12- und 15/32″-US-Gewinde und ist intern mit vergoldeten Messingkontakten versehen. Diese verkraften mindestens 1.000.000 elektrische wie mechanische Schaltvorgänge und der Switch selbst eine Gewichtsbelastung von ca. 100 kg. Der Tasterknopf besteht aus eloxiertem Aluminium. Zwei auf der Unterseite austretende halogenfrei isolierte Litzen dienen zum Anschluss an das SW-Modul bzw. zum direkten Anschluss, wenn das Pedal mit einem Fußtaster ausgestattet ist. In diesem Fall ist das Lehle Module SW natürlich nicht erforderlich.

Das Lehle Module SW-L ist von einem voll vergossenen abgeschirmten Metallgehäuse umgeben, aus dem zehn 10 cm lange Litzen mit unterschiedlichen Mantelfarben herausragen. Innen steuert ein intelligenter Mikro-Controller ein goldkontaktiertes Relais (für verlustfreies Signal-Routing) und eine aktive Umschaltknackunterdrückung. In Kombination mit dem BTN-Fußtaster bietet das Module SW sogar noch drei verschiedene, speicherbare Betriebsmodi, nämlich Latching (ein/aus), Momentary (an, solange der Taster gedrückt wird) oder Mixed (jeweils kurz drücken = an bzw. aus, gedrückt halten = an, loslassen = aus). Dank internem Flash-Speicher bleiben diese Einstellungen auch nach der Unterbrechung der Stromzufuhr erhalten.

Apropos: Da das Umschaltmodul SW-L den Platz der 9-VoltBatterie einnimmt, kann ein kleines „lehle-fied“ Pedal wie das Vorliegende nur noch per externem Netzteil betrieben werden. Die meisten größeren Gehäuse bieten indes Platz für Batterie und Lehle-Modul, dessen Stromverbrauch in ausgeschaltetem Zustand 7mA, im Aktivzustand 21mA beträgt und somit Batteriebetrieb möglich ist.

EINBAU

Selbstverständlich sollen in diesem Test nicht nur Fußtaster und Modul unter die Lupe genommen werden, sondern auch die Installation und Funktion beider Lehle-Komponenten.

Damit selbst Elektronik-Laien – handwerklich einigermaßen begabt sollten sie jedoch sein – in der Lage sind, den Einbau zu bewältigen, stellt Lehle ein informatives, leicht verständliches Präsentationsvideo über jeden Arbeitsschritt zur Verfügung. Als Demonstrationsobjekt soll mein geliebtes Bluebird Overdrive von Mad Professor diesen operativen Eingriff über sich ergehen lassen.

Schritt 1: Aufschrauben des Pedals (Bild: Dommers)

An Werkzeug sind erforderlich: Kreuzschlitzschraubendreher, Inbusschlüssel für die Potiknöpfe, Schlüssel oder Nüsse für die Poti-, und Klinkenbuchsen- und Schaltermuttern, Lötkolben, Lötzinn, Seitenschneider, Messer oder Abisolierzange, Schrumpfschlauch, ein kurzes Klinkenpatchkabel, Multimeter mit Durchgangsmessung und – ganz wichtig! – Entlötkolben. Mit einer simplen Entlötpumpe wird das Auslöten des 3PDT-Schalters nämlich zur echten Geduldsprobe.

Schritt 2: Ausbau der Platine (Bild: Dommers)

Nachdem ich das Pedalgehäuse vollständig „ausgeweidet“ habe, entlöte ich die Status-LED und den 3PDT-Fußschalter von den Platinen. Achtung: Um die Leiterbahnen nicht zu beschädigen, ist dabei extreme Vorsicht geboten. Danach sollten die neun Lötpunkte (oder zumindest vier, dazu später mehr) des Schalters frei von Lotrückständen sein. Nun kann ich BTN-Taster, LED und Module SW-L einsetzen.

Schritt 3: Switch BTN einsetzen (Bild: Dommers)

Ich verlöte die beiden blauen Litzen des Tasters mit den beiden blauen des Moduls und isoliere die Lötstellen mittels Schrumpfschlauch. Die grüne Litze soll an die Anode (+), die braune an die Kathode (-) der LED. Da die des Bluebird OD jedoch an der stirnseitigen Kante des Pedals sitzt, muss ich die beiden Litzen um ca. 2 cm verlängern. Selbstverständlich hat Lehle dem Modul bereits einen Vorwiderstand für die LED spendiert.

Schritt 4: Montage des Module SW (Bild: Dommers)

Quasi als Intermezzo und zum besseren Verständnis erläutert das Video derweil die Funktionsweise und häufigste Verdrahtung eines 3PDT-Schalters. Nun kommen das Multimeter und das Patchkabel zum Einsatz, mit deren Hilfe ich die beiden der neun Lötstellen des Ex-3PDT-Schalters ausmache, an denen die Ein- und Ausgangssignale der Klinkenbuchsen anliegen. Kurze Notiz auf einem Zettel: Mittlere Reihe/Mitte = Input, mittlere Reihe/links = Output).

Jetzt dürfen die Platinen wieder ins Pedalgehäuse, und alle Muttern und Potiknöpfe werden befestigt. Den alten Batterie-Clip belasse ich an der Platine und verbinde die schwarzen und roten Litzen des Moduls mit den Kontakten der Netzteilbuchse. Abschließend löte ich die Litzen von Input (weiß), Output (orange), Send (zum Effektschaltkreis, gelb) und Return (grau) auf die Platine. Bodenwanne wieder unter das Pedalgehäuse geschraubt – fertig.

Schritt 5: Rückbau der Platine (Bild: Dommers)

EINSATZ

Gespannt schließe ich das Bluebird OD an Amp, Gitarre und (!) Netzteil an und nehme alles in Betrieb. Oh, die bislang etwas schwächliche rote LED leuchtet heller! Im Modul wurde nämlich ein 82 Ohm, also ein Vorwiderstand mit niedrigerem Wert verwendet, was ich jedoch begrüße. Schließlich kann Lehle nicht ahnen, welchen Widerstandswert der schwedische Effekthersteller für seine LEDs benutzt. Anyway, signal- und zerrmäßig arbeitet mein Overdrive wie eh und je, allerdings mit vernachlässigbarem elektrischem aber gänzlich ohne mechanisches Schaltknacken.

Zudem lässt sich der BTN-Taster auch geschmeidig und komfortabel mit einem Finger betätigen. Klasse! Nun noch flugs den Betriebsmodus programmiert. Ich entscheide mich für Mix: Netzteilstecker ziehen, BTN-Taster gedrückt halten, Stecker wieder anschließen, warten bis die LED drei Mal blinkt, Taster loslassen. That‘s it.

RESÜMEE

Nach dem Switch BTN bietet Lehle mit den Modulen SW nun die lange erwartete Möglichkeit, den gleichermaßen verschleiß- wie geräuschfreien und mit ca. 100 kg belastbaren Fußtaster auch als Schalter nutzen zu können. Wie vom Hersteller gewohnt, finden hochwertigste Komponenten wie Edelstahlgehäuse, vergoldete Messingkontakte, Alu-Tasterknopf usw. Verwendung. Neben der nahezu geräuschfreien Schaltfunktion punktet der Fußtaster mit hohem Bedienkomfort und extremer Langlebigkeit, das Module SW neben seiner Kompaktheit mit drei programmierbaren Betriebsarten.

Dank einer leicht verständlichen, anschaulichen Montageanleitung per Präsentationsvideo, wird es dem handwerklich geschickten und über Lötkenntnisse verfügenden Elektronik-Laien ermöglicht, ein Effektpedal auf den Switch BTN und das Module SW umzurüsten. Alternativ zum geschlossenen Module SW-L sind die kostengünstigeren Varianten SW-OFL (offene Platine mit Litzen) und SW-OF (offene Platine ohne Litzen) erhältlich.

Internet:

www.lehle.com
www.lehle-components.com

Preise bei Einzelabnahme (Staffelpreise möglich):

Switch BTN: ca. € 12,90
Module SW-L: ca. € 39,90
Module SW-OFL: ca. € 29,90
Module SW-OF: ca. € 19,90

PLUS

● Konzept
● Signalqualität
● Qualität der Bauteile
● verschleißfreie Komponenten
● drei Schaltbetriebsarten
● Montagevideo

MINUS

● bei kleinen Pedalgehäusen nach Umbau kein Batteriebetrieb mehr möglich

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2020)

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