In diesem Testbericht stellen wir das Larrivée-Modell L-03R aus der Recording-Serie vor. Wie beim Hersteller aus Oxnard, Kalifornien üblich, gibt es in jeder Serie diverse Korpusformen. Diesmal haben wir uns mit der Form „L“ eine ausgewählt, die es schon seit den 70ern bei Larrivée gibt.
Jean Larrivée hat in den späten 60er-Jahren angefangen, Gitarren zu bauen. Zunächst Klassik-Modelle und später auch Stahlsaitenmodelle. Die Korpusform L war die erste eigene, die er entworfen hat. Damals war es eher üblich, eine bestehende Form der beiden Klassiker Martin oder Gibson zu übernehmen. Aber Jean war (zum Glück) schon immer ein eigener Kopf. Die Korpusform ist bis heute erhalten geblieben, nur die Tiefe hat sich im Laufe der Zeit etwas reduziert, wie ein Blick ins Archiv zeigt.
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Der Korpus des Modells L-03R ist aus massivem indischen Palisander gefertigt, an seiner dicksten Stelle 400 mm breit, aber die Taille ist schmal und im oberen Teil etwas schmaler als z. B. eine Dreadnought. Dadurch hat sie insgesamt eine geschwungenere Form und wirkt elegant wie ein 000-Modell, obwohl sie weitaus größer ist. Der Korpus ist mit 110 mm am Endknopf und 90 mm am Halsansatz etwas weniger tief als eine Dreadnought. Das Schallloch hat mit 100 mm einen normalen Durchmesser.
Die massive Sitka-Fichtendecke ist mit einem leicht modifizierten klassischen X-Bracing versehen. Die Holzauswahl und die Konstruktion zusammen sorgen für einen erstaunlich ausgeglichenen, runden Ton mit kräftigen, definierten Bässen, warmen Mitten und klaren, brillanten Höhen: typisch Larrivée.
Die Serie 03 ist Larrivées Erfolgsserie, da sie nach den Spezifikationen seiner teuersten Modelle gefertigt ist, aber auf jedweden Schmuck verzichtet.
Die Gitarre ist seidenmatt lackiert, hat Ahorn-Einfassungen für Korpus und Hals, der Hals ist in Schwalbenschwanz-Bauweise exakt mit dem Korpus verleimt, perfekt eingesetzt und sorgt so für Stabilität und größtmögliches Sustain. Der Hals ist aus Mahagoni mit einem Ebenholzgriffbrett gefertigt. Dazu kommen Sattel und Stegeinlage aus Knochen, ein Ebenholzsteg mit Plastik-Steckern und verkapselte Mini-Mechaniken. Larrivée-Gitarren werden nur aus den besten verfügbaren Massivhölzern hergestellt – beim Bau werden niemals Laminate oder synthetische Hölzer verwendet. Man verwendet FSC-Holz und arbeitet so selektiv wie möglich.
In der Recording-Serie Rosewood gibt es neben der L-03R folgende Modelle, alle mit den gleichen Spezifikationen, der Größe nach von Parlor bis Jumbo: P-03R, 00-03R, OM-03R, OMV-03R, LV-03R, D-03R, D-03R-12, JV-03R (V steht für Venetian Cutaway).
PRAXIS
Die Halsrückseite hat eine abgeflachte D-Form, ist mit etwas über 20 mm angenehm dünn und tendiert in Richtung E-Gitarre, nach oben hin wird sie konstant dicker. Der Korpusansatz ist am 14. Bund. Der flache 16″-Radius tut sein übriges dazu, dass die Gitarre leicht bespielbar ist, egal ob normale Griffe oder Barré-Akkorde.
Ab Werk sind beschichtete D’Addario-Saiten aufgezogen, in den praxisgerechten Stärken .012 – .053. Die Stegeinlage aus Knochen ist kompensiert und die Gitarre intoniert über den gesamten Bereich äußerst sauber. Auch die Saitenlage ist perfekt einjustiert, ebenso wie die 20 wunderbar polierten und perfekt abgerichteten Nickelsilber-Bünde. Wie kommt’s? Der deutsche Vertrieb lässt jedes Modell von einem PLEK-System überarbeiten. Man sieht es und man fühlt es.
KLINGT’S?
Larrivée hat schon früh das klassische von Martin entwickelte X-Bracing nach seinen Klang-Vorstellungen leicht modifiziert: Seine Gitarren stehen für klare, brillante Höhen, dezente, weiche Mitten und sehr volle Bässe. Auffällig ist die Ausgeglichenheit und das wunderbar lange Sustain, aber auch eine gute perkussive Ansprache. Ein oder zwei gute Mikros davor, und die Gitarre kann in all ihrer Ausgeglichenheit aufgenommen werden, egal wie man sie spielt oder für welchen Musikstil. Sie ist ein Allroundtalent. Die Gitarre ist auch mit Pickup System (L.R. Baggs Stagepro) erhältlich, dann lautet ihr Name L03-RE.
OPTIK
Dieses Modell hat eine tolle, einfache Optik. Naturbelassene Hölzer, Einfassungen aus Holz, seidenmatte Lackierung, ein schickes Tortoise-Schlagbrett sowie Sattel, Stegeinlage aus Knochen und Stecker aus Composite-Material, eine schlichte Kopfplatte und verkapselte Mini- Mechaniken mit Metall-Knöpfen. Dots aus synthetischem Pearl sind ins Ebenholzgriffbrett eingearbeitet. Das Modell kommt frisch aus der Fabrik, das sieht man sofort. Man ist schon geneigt, sie mal ein paar Stunden in die Sonne zu stellen, damit die Decke schnell nachdunkelt. Aber aus Erfahrung weiß ich, dass es besser ist, etwas geduldiger zu sein. Der dunkle „Teint“ kommt schon mit der Zeit. Von ganz alleine.
RESÜMEE
Larrivée ist einer der Hersteller, die den amerikanischen Gitarrenbau geprägt haben, aber bei allen Neuerungen und Veränderungen eins nicht vergessen haben: Tradition und Sound. Die Larrivée L-03R aus der Recording-Serie ist ein tolles Beispiel für eine eigenständige Gitarre mit alten Wurzeln. Klassische Bauweise und Hölzer kombiniert mit einer Korpusform, die fürs Recording modifiziert wurde: gut ausbalanciert, ausgeglichenes Klangbild, satt und rund, aber ohne zu Wummern. So wünscht man sich das. Und trotzdem macht dieses Modell auch einfach so Spaß, um sich vom Klang inspirieren zu lassen. Und der Preis stimmt, da auf Schnickschnack verzichtet wird.
Ob hier der Preis „stimmt“,sei mal dahingestellt.Schließlich gibt es in dieser Klasse bei anderen Herstellern (z.B. Eastman,Guild,Gary Levinson,Yamaha und Faith) bereits für knapp unter 1.500,- €uro durchaus ebenbürtige,bzw. gleichwertige Gitarren,die mindestens ebenso top verarbeitet sind,und sehr gut klingen! Für satte 2.290,- €uro gibt es „sogar schon“ eine hochwertige Martin Gitarre,die zwar letztendlich nicht unbedingt viel besser klingt,als eine preislich vergleichbare Akustische aus asiatischer Manufaktur,als reines „Prestige Objekt“ aus den U.S.A. jedoch als „C.F.Martin Gitarre“ den Obulus der ersten Seriengitarre schlechthin besitzt.Was aber nicht wesentlich als besonderer Kaufanreiz gilt.Dieser Trugschluß,daß teure Gitarren generell stets viel besser klingen und immer sauberer verarbeitet wurden,ist mittlerweile bestens bekannt.Hochpreisig ist heute absolut kein Garant mehr dafür,daß alles in bester Zufriedenheit gefertigt wurde.Ich habe sogar bei einer immerhin fast 3.000.- €uro teuren,(nun nicht mehr im aktuellen Ibanez Semi-Akustikgitarrenkatalog einst aufgelisteten Modell AE-900/Made in Japan) erleben müssen,daß die angeblich „hohe Verarbeitungsqualität“ dieses besagten Modells doch sehr zu wünschen übrig ließ.Ein völlig selbstständig abgelöstes Kunststoff Pickguard, ein nervig klapperndes Batteriedeckelchen aus billigstem Plastik, und die Tatsache,daß optisch sichtbare Klebereste der Innenverleimung (Holzstreben und Reifchen) bei der besagten Ibanez -AE 900 Akustikgitarre mit externen Ibanez-Preamp sehr unangenehm auffielen,bestätigt meine Kritik,daß teure Gitarren gegenüber günstigen Saiteninstrumenten nicht unbedingt im Vorteil sind.Mag sein,daß diese neue Larivée „ganz toll“ und ohne jedweden Makel ausgeliefert wird,aber muß es denn immer beinahe 3.000,-€uro kosten?
Danke, daß endlich ‘mal wieder das Thema Preis-Politik vom Vor-Redner auf’s Tapet gebracht wird – wie letzthin auch bei einem Artikel in G&B über die neueste Mexiko-Strat für sage und schreibe 1200 Tacken. Gute Fern-Ost 335- und Paula- oder Folk-Modelle gibt’s für unter 5oo. Amerikanische um die 1000.
In Deutschland gibt’s Gitarren-Bauer, bei denen es Folk-Gitarren-Modelle in
oben beschriebener Qualität (allerdings Einzel-Anfertigung !!!) schon für knapp über 1500.- gibt.
Viele von Euch werden’s wissen – ein bekannter USA – (G)-itarrenhersteller hat vor nicht all zu langer Zeit mit seinen Netto-Gewinnen ‘mal kurz einen europäischen Elektro-Multi-Konzern gekauft.
Da laß’ ich mein Geld doch lieber beim deutschen Gitarrenbauer – der hat’s redlich verdient !!!
Da ich Deinen Kommentar gelesen habe und eine etwas günstigere grosse Western Suche. Kannst Du mir welche empfehlen? Furch Vintage 1 D-modell? Bzw. Lakewood?
Ob hier der Preis „stimmt“,sei mal dahingestellt.Schließlich gibt es in dieser Klasse bei anderen Herstellern (z.B. Eastman,Guild,Gary Levinson,Yamaha und Faith) bereits für knapp unter 1.500,- €uro durchaus ebenbürtige,bzw. gleichwertige Gitarren,die mindestens ebenso top verarbeitet sind,und sehr gut klingen! Für satte 2.290,- €uro gibt es „sogar schon“ eine hochwertige Martin Gitarre,die zwar letztendlich nicht unbedingt viel besser klingt,als eine preislich vergleichbare Akustische aus asiatischer Manufaktur,als reines „Prestige Objekt“ aus den U.S.A. jedoch als „C.F.Martin Gitarre“ den Obulus der ersten Seriengitarre schlechthin besitzt.Was aber nicht wesentlich als besonderer Kaufanreiz gilt.Dieser Trugschluß,daß teure Gitarren generell stets viel besser klingen und immer sauberer verarbeitet wurden,ist mittlerweile bestens bekannt.Hochpreisig ist heute absolut kein Garant mehr dafür,daß alles in bester Zufriedenheit gefertigt wurde.Ich habe sogar bei einer immerhin fast 3.000.- €uro teuren,(nun nicht mehr im aktuellen Ibanez Semi-Akustikgitarrenkatalog einst aufgelisteten Modell AE-900/Made in Japan) erleben müssen,daß die angeblich „hohe Verarbeitungsqualität“ dieses besagten Modells doch sehr zu wünschen übrig ließ.Ein völlig selbstständig abgelöstes Kunststoff Pickguard, ein nervig klapperndes Batteriedeckelchen aus billigstem Plastik, und die Tatsache,daß optisch sichtbare Klebereste der Innenverleimung (Holzstreben und Reifchen) bei der besagten Ibanez -AE 900 Akustikgitarre mit externen Ibanez-Preamp sehr unangenehm auffielen,bestätigt meine Kritik,daß teure Gitarren gegenüber günstigen Saiteninstrumenten nicht unbedingt im Vorteil sind.Mag sein,daß diese neue Larivée „ganz toll“ und ohne jedweden Makel ausgeliefert wird,aber muß es denn immer beinahe 3.000,-€uro kosten?
Danke, daß endlich ‘mal wieder das Thema Preis-Politik vom Vor-Redner auf’s Tapet gebracht wird – wie letzthin auch bei einem Artikel in G&B über die neueste Mexiko-Strat für sage und schreibe 1200 Tacken. Gute Fern-Ost 335- und Paula- oder Folk-Modelle gibt’s für unter 5oo. Amerikanische um die 1000.
In Deutschland gibt’s Gitarren-Bauer, bei denen es Folk-Gitarren-Modelle in
oben beschriebener Qualität (allerdings Einzel-Anfertigung !!!) schon für knapp über 1500.- gibt.
Viele von Euch werden’s wissen – ein bekannter USA – (G)-itarrenhersteller hat vor nicht all zu langer Zeit mit seinen Netto-Gewinnen ‘mal kurz einen europäischen Elektro-Multi-Konzern gekauft.
Da laß’ ich mein Geld doch lieber beim deutschen Gitarrenbauer – der hat’s redlich verdient !!!
Hallo Phil,
Da ich Deinen Kommentar gelesen habe und eine etwas günstigere grosse Western Suche. Kannst Du mir welche empfehlen? Furch Vintage 1 D-modell? Bzw. Lakewood?
LG
Georges