Moderne Zeiten

Test: LÂG HyVibe 30 THV30DCE

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(Bild: Dieter Stork)

Der südfranzösische Hersteller, der sonst eher traditionell-zünftig daherkommt, tut hier einen großen Schritt in die E-Acoustic-Zukunft.

LÂG proklamiert die HyVibe 30 als „eine Gitarre, die sich selbst verstärkt, eigene Effekte generiert und sich sogar in einen Bluetooth Speaker verwandeln kann – und das alles ohne Kabel, Pedale oder Amps“. Wow, das macht neugierig!

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ALLES AN BORD

Doch bevor wir uns in den technischen Möglichkeiten verlieren, erst mal zur Gitarre selbst: Die HyVibe 30 ist eine Dreadnought mit rundlichem Cutaway. Die markant gezeichnete, massive Decke aus Bearclaw-Sitka-Fichte trifft auf Zargen und Boden aus Snakewood (figured Bocote) – das macht wirklich was her. Bei der Schalllochumrandung und dem Trussrod-Cover sehen wir statt des bekannten Logos moderne Symbolik als Hinweis auf die technischen Finessen der HyVibe 30.

Der matt belassene Hals aus Khaya hat ein Griffbrett aus Blackwood, das mit 20 Medium-Silver-Nickel-Bünden besetzt ist, auf Einlagen aber gänzlich verzichtet. Die mattschwarzen Die-Cast-Mechaniken bringen dann doch noch etwas altes LÂG-Flair ins Spiel.

(Bild: Dieter Stork)

Jetzt aber zur Elektronik – wobei der Platz hier nicht reicht, um alles umfassend abzuhandeln. Das HyVibe-System präsentiert sich mit einem modern-schlichten Cockpit auf der Zarge. Hat man das System mittels des beiliegenden Ladegeräts mit Energie versorgt, kann es losgehen. Das OLED-Display zeigt gestochen scharf die verfügbaren Menü-Punkte an. Das erklärt sich alles derart gut von selbst, dass ich das ausführliche deutsche Manual gar nicht brauche. Zur Bedienung braucht es nur den An/Aus-Volume-Schalter, die drei Taster für Ab, Auf, Bestätigen/Zurück und den Effekt-Slider.

Ja, es sind diverse Effekte wie Hall, Delay, Tremolo, Phaser, Chorus, Distortion an Bord, und – das ist der Hammer – die hört man auch unplugged aus der Gitarre selbst! Es geht aber noch weiter: Auch ein Metronom und ein Looper stehen zur Verfügung, sodass man sich selbst – immer noch unverkabelt – begleiten kann. Oder man verbindet die LÂG per Bluetooth mit dem Handy und spielt sich ein Playback o.ä. zu.

Natürlich kann man per Klinke die Gitarre herkömmlich auf Anlage verstärken und all das hörbar machen – und es gibt auch noch einen Klinke-Input, um z. B. Effekte einzuschleifen. Wem das alles noch nicht reicht, der kann über die kostenlose HyVibe Mobile App noch vieles mehr konfigurieren, einstellen, modifizieren, aufnehmen …

A-GITARRE

Erstmal: Das hier ist eine tolle Dreadnought mit einem kräftigen, satten, frischen Klangbild und einer erstklassigen Bespielbarkeit. Auch Attack, Dynamik und Sustain punkten ganz weit im Plus. Die Gitarre verbreitet schon sehr viel Spielfreude, bevor die Technik überhaupt ins Spiel kommt. Und dann heißt es frisch drauflos, und stressfrei das HyVibe-System erkunden, ausloten, optimal für sich einsetzen.

 

RESÜMEE

Mein erstes Lob bekommen die Entwickler bei LÂG dafür, dass sie bei ihrem Schritt in die Zukunft nicht vergessen haben, eine richtig gute Dreadnought vorzulegen, die als solche schon Bestnoten verdient. Das zweite Lob geht an HyVibe – mir gefällt die strategische Ausrichtung, bei der es nicht um Samples oder IRs geht, sondern um den Klang der Gitarre plus Effekte, einen Looper und die Fähigkeit, sich selbst zu verstärken. Chapeau!

PLUS

● Gesamtkonzept
● klangliche u. bauliche Qualität
● Fülle der Möglichkeiten

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2021)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Erstaunlich,wie innovativ das LAG Gitarrenlabel derzeit ist.Hatte mal die Firmenhistorie dieses besagten Herstellers verfolgt,und finde es gut,daß LAG heute wieder mit neuen Ideen auf dem Markt vertreten ist.Besitze selbst sogar noch eine alte elektrische LAG „Roxanne“ mit dem obligaten Zusatzvermerk „Original France“ auf der Kopfplattenrückseite,der damalig Garant für die exquisite hochpreisige LAG Modellserie war.Diese edle Elektrische klingt bis dato sehr gut,wurde damals sehr sauber verarbeitet,kam mit beigefügtem Echtheits-Zertifikat,und hat als einzigen Wermutstropfen unter der Elektrik-Poolfach Abdeckplatte des einteiligen Mahagoniekorpus im Innern ein extremes Wirrwarr an bunter Kabelage.Sämtliche Kabellötstellen sind zwar penibel ausgeführt worden,jedoch erstaunte mich das Durcheinander der vielen ultra-dürren Kabeln doch erheblich.Diese alte LAG wurde eben in „Frankreich“ gefertigt,und ist somit durchaus bekannt,für eine „sehr speziell“ verlegte Kabelmontage,die noch unübersichtlicher nicht hätte sein können! Mit der sauberen Kabelmontage nehmen es die Franzosen offenbar nicht so genau?!? Aber klangtechnisch und auch optisch,ist und bleibt diese alte „Roxanne“ letztendlich eine sehr elegante und recht außergewöhnliche „Madame“.Es freut mich,daß die Gitarrenmarke LAG nun wieder mit bezahlbaren Saiteninstrumenten im Blickfeld des modernen Akustik-und Elektrogitarrenbau in Erscheinung treten kann.Und evtl. gehört der damalige „Kabelsalat“ irgendwann auch endlich mal der Vergangenheit an!?! Dies wäre wünschenswert!

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