Vintage modern!

Test: Knaggs Guitars Eric Steckel Kenai T/S Single Cutaway

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(Bild: Dieter Stork)

Eric Steckel ist erst 33 Jahre alt, wurde aber schon im Alter von zwölf Jahren von John Mayall zu den Bluesbreakers auf die Bühne geholt. Er ist virtuoser Guitarslinger vom alten Schlag mit einer Leidenschaft für lange Gitarrensoli. Zwölf Alben hat der emsige US-Musiker inzwischen mit seinem Riff-schweren „Blues-Metal“ herausgebracht. Joe Knaggs hat dem jungen Veteranen ein Signature-Instrument gewidmet.

SET NECK DESIGN +

Das Kenai-Design ist ein bewährtes und beliebtes Standardmodell aus dem Hause Knaggs. Damit legte Joe seine Version oder Interpretation einer klassischen Mahagoni Set-Neck Carved-Top-Gitarre vor. In dieser Signature-Ausführung wurde sie nach den Wünschen von Eric Steckel modifiziert.

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An alle Modelle legt Joe Knaggs, vormals Masterbuilder und Private Stock Manager von PRS, persönlich Hand an. Bei T/S steht das T für Thicker Body und das S? Na klar – für Steckel. Gegenüber dem herkömmlichen Kenai-Modell tritt die Steckel-Version also mit einem dickeren Body auf, der mehr in Richtung der klassischen Les Paul ausgelegt ist.

Der Korpus wurde aber in der größeren Grundform der Kenai belassen. Gefertigt aus selektiertem Mahagoni und kombiniert mit einem superben Figured Maple Top von eleganter Wölbung, kommt auch das Erscheinungsbild der Steckel-Kenai über das mit Zierstreifen hinterlegte Natural Binding und die lockende Duane-Allman-Burst-Gloss-Relic-Lackierung mit feinem Vintage-Crackling nicht zu kurz. Die etwas stärkeren Relic-Spuren im Bereich der Decke hinten oben sind mit aufgelegtem Arm nicht zu sehen.

(Bild: Dieter Stork)

Im Gegensatz zur Les Paul verfügt die Kenai über eine Korpuskontur am Boden für die komfortable Anlage und die leicht nach innen geführte obere Korpusschulter sorgt für eine bessere Freistellung der hohen Bünde. Der einteilige Mahagonihals mit Kenai T/S Custom Neck Profile (12″ Griffbrettradius) ist oberhalb des 16. Bundes mit fließend angepasstem Halsfuß in den Korpus eingeleimt, der Halsrücken wurde für einen samtigen Griff leicht angeschliffen.

Klassischer Set Neck aus Mahagoni mit Palisandergriffbrett (Bild: Dieter Stork)

Im Griffbrett aus Palisander finden minutiös bearbeitete Medium-Jumbo-Bünde und „Modern Morning Star“-Inlays Platz. Die rückseitig von Hand signierte und nummerierte große Knaggs-Kopfplatte ist mit einer verzierten Auflage aus Ebenholz besetzt. Optisch wie funktional angemessen sind die Vintage Tuners von Kluson.

(Bild: Dieter Stork)

Anstelle der einteiligen Knaggs Influence Bridge wünschte Eric sich als weitere Annäherung an die Les Paul eine klassische TOM-Bridge mit Stoptail von TonePros. Ausgestattet ist die Eric Steckel Kenai mit Seymour Duncan „Candy“-Humbuckern, abgeleitet vom PAF-Sound einer alten Les Paul gleichen Namens. Deren Pickups wurden auf Wunsch Erics von Seymour analysiert und entsprechend dem Vintage-Original auf moderaten Output gewickelt.

Die Steuer- und Schaltmimik ist klassisch ausgelegt und positioniert: 2 Volume, 2 Tone und 3-Way Toggle Switch. Die Verarbeitung und Einrichtung der Steckel Kenai T/S ist wie immer bei Knaggs in jeder Hinsicht High End.

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TRADITIONELLER TON – HANDHABUNG MODERN

Eric wollte es vom Sound her PAF-selig traditionell, aber was die Handhabung angeht doch lieber komfortabel modern. Nach dieser Maßgabe hat er zusammen mit Joe auf Grundlage des bewährten Kenai-Designs sein Signature-Instrument erarbeitet.

Mit seinem etwas größeren Korpus und doch gut tragbaren 3,8 kg für diesen Gitarrentypen richtet sich die Gitarre dank der rückseitigen Anlagebucht sitzend wie stehend gespielt praxisgerecht aus. Der rundlich ausgebaute Hals mit T/S-Custom-Neck-Profil erweist sich bei einer Sattelbreite von 43,5 mm als echter Handschmeichler.

Alles geht mit diesem sehr elegant ausgeformten Hals, nicht zuletzt auch dank toller Bundierung und perfekt gemachten Setups, einfach super flüssig von der Hand. Nicht von schlechten Eltern ist dann auch die Klanggüte, die Tonfestigkeit und die Schwingfreude, mit der die Steckel-Signature antritt. Akkorde tönen rund, warm und stimmlich ausgeglichen. Die einzelnen Noten verfügen aber auch über einen drahtigen Kern, der für Durchsicht und Kontur bei Mehrklängen sorgt – eine perfekte Melange!

Seymour Duncans Candy-Humbucker liefern einen pointiert offenen PAF-Ton. Klassisch, aber keinesfalls angestaubt. Immer noch kann ein versiert gemachter Pickup dieser Kategorie begeistern. Manches bleibt einfach verlässlich gut, markiert einen schwer zu erreichenden Standard. Man kann es dann kaum besser, lediglich anders machen, was natürlich ebenfalls seine Berechtigung hat.

In der Steckel-Signature beweist der Candy-Humbucker in Halsposition jedenfalls wieder einmal, warum dieser satte, schlotzige PAF-Ton so beliebt ist. Diese tonale Dichte, saubere Trennschärfe und offene Transparenz bei Mehrklängen, die konkrete und doch nachgiebige Ansprache auf den Anschlag hin, das goldene Timbre – da kommt zusammen, was zusammen gehört! Anschmelzen im Overdrive ist natürlich sowieso cremige PAF-Pflicht, dennoch wird der Ton perkussiv herausgestellt, nur um sich dann in der goldenen Sonne lang auszustrecken. Sorry, man kommt um Metaphern zur sprachlichen Annäherung einfach nicht herum.

Lassen wir den süßen Schmelz hinter uns und schalten auf den Steg-Pickup, so gibt der uns auch sofort bar heraus, ohne dass wir ihn groß bitten müssen. Leichtfüßig löst sich der Ton, tanzen Akkorde trotz feiner Mittennase transparent, irgendwie trocken und luftig aus den Speakern. Das ist zunächst ein sehr dezidiertes, aber nicht unbedingt besonders auffälliges Klangbild. Das ändert sich dann aber deutlich in Zerrpositionen, wenn der Löwe von der Kette gelassen wird. So schön auch das Knurren, so scharf der Biss, immer lässt sich diese Gitarre führen.

Von Soft bis High Gain reagiert sie extrem dynamisch auf das Plektrum, auf die variabel eingesetzte Spieltechnik. Das ist jetzt aber nicht nur was für den tief-in-die-Seele-Hineinhorcher, auch ein Zerr-Brett verlegt sie mit links, folgt dem Shredder in die Hölle. Hilft ihm aber notfalls auch zurück auf den Stairway to Heaven. Du bist in der Lage dein Spiel zu kontrollieren? Sie sorgt auch in Extremsituationen für saubere Artikulation, für perkussive Präsenz und packt dich an mit vokalem Ausdruck! Sensible Gemüter und zwischen-den-Zeilen-Leser mögen es vielleicht durchgehört haben: dieses Steckel-Modell ist ein Knaller!

PAF Replica Candy Humbucker von Seymour Duncan (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Mit dem Modell Kenai hat Joe Knaggs seine Interpretation der Single-Cutaway-Set-Neck-Mahagonigitarre vorgelegt. Eine durchaus eigenständige Auslegung, die in der Eric Steckel Kenai T/S-Version nochmals eine besondere Zuspitzung in Richtung „Vintage modern“ erfuhr.

Klar: man könnte das Konzept konservativ nennen, aber was ist falsch daran, das Beste zu erhalten und in spieltechnischer Perfektion bereitzustellen? Die vorgelegte Steckel Signature vereint nämlich genau diese Aspekte in sich und bietet neben tollen Spieleigenschaften und absolut famos klingenden PAF-Sounds auch noch einen Look zum Niederknien. Und da Meister Joe Knaggs bei diesen Instrumenten auch noch höchstselbst die Hand anlegt, haben wir es überdies mit ausgesprochenen Masterpieces zu tun. Fazit: Referenzklasse!

PLUS

● stimmiges Set-Neck-Design
● Tonfestigkeit, Sustain
● Tonabnehmer
● PAF-Sounds
● Bundierung, Setup, Verarbeitung
● Handhabung, Spielbereitschaft

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2023)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Runde 6.600,-€ sind für eine Elektrische mit künstlich erzeugten Lackrissen wahrhaftig eine sehr hohe Geldsumme! Mal objektiv betrachtet,bekomme ich bei meinem versierten Gitarrenbauer in Hennigsdorf/Brandenburg bereits für knappe 1.900,-€ eine maßgeschneiderte E.-Solidbody Custom handmade Gitarre mit voll massivem Mahagoni-Korpus,handgewickelten Pickups,und solider Hardware nach meinen Wünschen gefertigt. Wer kauft dann noch eine Knaggs Gitarre für über 6.000,-€ ? Welcher Geldbetrag für eine hochwertige E.-Gitarre zur Verfügung steht,entscheidet natürlich jeder Gitarrist selbst.

    Mein Wunsch: berichtet doch zukünftig einfach mal über einheimische Gitarrenbauer aus der Region Berlin und Umgebung,deren Preise für eine handgefertigte E.-Gitarre schon bei unter 2.000,-€ starten. Ich war doch sehr erstaunt darüber,daß dies aktuell bei meinem langjährigen Gitarrenbauer in Hennigsdorf/Landkreis Oberhavel bei Berlin durchaus möglich ist!

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  2. Es gibt aber auch genügend deutsche Gitarrenbauer, deren Gitarren in den Preisregionen der Knaggs sind. Also werden wir entweder von all diesen verar…, oder es gibt doch einen guten Grund für den Preis. Anscheinend werden sie gekauft. Interessant wäre in G&B einmal eine Gegenüberstellung dieser beiden Gitarrenkategorien. Handmade in D günstig, Handmade in D teuer. Ich weiß nicht, wie das ausgehen würde, aber ich denke schon, dass teure Gitarren schon auch ihren Wert und Grund/Berechtigung haben.

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  3. Es ist wie mit den komischen Trend kaputte Kleidung für das Vielfache wie für nicht kaputt zu bezahlen.
    Wie ich es auch drehe und wende komme ich nicht auf aufgerufenen Preis.
    Was haben Menschen vorn die rampunierten Instrumenten? Wollen sie vortäuschen als wenn sie jeden Tag Stunden mit dem Instrument üben und Jahrzehnte Tourstress hinter sich hat. Bei. meiner Strat hat sich seit 30 Jahren und intensiver Benutzung der Lack nicht abgenutzt. Egal.
    Wie sieht das Instrument nach Jahrzehnten aus? Wenn dieser Trend wieder verflogen ist, wie verkauft es sich dann?
    Irgendwie der selbe Unsinn wie “Handwired”. Ich finde es werden im Musikbereich mehr und mehr zitronenfrische Illusionen für sehr viel Geld verkauft. Aber wer hat und kann soll dann mal. Kann ja auch Spaß machen. Aber wo bleiben am Ende die, die da nicht mehr mit können? Ich würde für das Geld lieber zu Rare Guitars fliegen und mir da was wirklich altes kaufen und sogar noch Geld sparen als mir so einen Fake kaufen.
    Meine Erfahrung ist, dass es auch ausgezeichnete Instrumente unterhalb 1000 Euro gibt und teuer keine Garantie für ein Instrument das besser ist bzw. zu einem passt.

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