Im Spurt zum Horizont

Test: KMA Audio Machines Horizont

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(Bild: Dieter Stork)

Nach dem großartigen Astrospurt Phaser legt KMA jetzt noch mal eine Schippe drauf und dürfte damit all jene zufriedenstellen die dachten: Der Astrospurt ist ja toll, aber …

Zu sagen, der Horizont wäre der bessere Phaser, wäre sicher falsch. Aber er ist einfach „mehr“ Phaser. Hier kommt wirklich jeder in den Genuss seines ganz individuellen Tons. Klar, den Phase-90-Sound kriegt man auf Wunsch auch hin, aber dafür könnte man vielleicht auch eine kleinere Kiste kaufen. Hier geht’s um die Player, die genau wissen, was sie wollen – und was ihnen bisher gefehlt hat.

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konzept und bedienung

Der „Interdimensional Multispatial JFET Phaser“ kommt im wunderbar spacig designten Gehäuse daher. Das passt natürlich perfekt, muss man doch aufgrund der vielen Switches und Potis fast den Vergleich zum Cockpit eines Raumschiffs ziehen. Aber keine Sorge: Die Kontrollelemente sind alle sinnvoll angeordnet, passend gruppiert und zudem noch gut lesbar beschriftet – etwas, was leider bei anderen Herstellern nicht immer gegeben ist.

Noch bevor ein einziger Ton aus einem Pedal kommt, bildet man sich ja neben dem optischen oft auch schon einen haptischen Eindruck. Und der ist hier wirklich exzellent. Die Potis sind angenehm schwergängig und die Schalter klacken alle mit dem genau richtigen Widerstand. Auch die Fußschalter sind sinnvoll gewählt. Auf der linken Seite findet sich ein Tap-Taster ohne definierten Schaltpunkt, der sich dadurch luftig-leicht treten lässt. Der Engange-Schalter (On/Off) auf der rechten Seite hingegen liefert mit seinem klaren Schaltpunkt ein deutliches Feedback darüber, ob man den Effekt gerade geschaltet hat oder nicht.

Der Horizont-Phaser bietet zwei Outputs, sowie einen Expression-Pedal Anschluss. Zudem kann man per Send und Return weitere Effekte vor der Phase-ShiftingLine einfügen und somit automatisch mit dem Horizont aktivieren und den Sound bearbeiten lassen.

Nach dem ersten Kennenlernen fragt man sich nun natürlich, was die ganzen Schalter und Potis so können. Zum Glück liegt eine (englische) Anleitung bei, welche zunächst in Prosa und dann pro Bedienelement die Funktionen erklärt. So sind die Basics schnell abgearbeitet: Möchte man zunächst nur den großen Zeh ins Phaser-Wasser halten, bedient man sich einfach der Regler Signal (Output-Lautstärke), Mix, Depth und Spurt (die Geschwindigkeit).

Letztere kann auch über den Tap-Switch bestimmt werden. Damit haben wir die vier großen Potis und die Switches abgehandelt und erzielen so schon einen hervorragenden Phaser-Sound.

Der Klang ist natürlich immer davon abhängig, was die kleineren Bedienelemente so machen: Oben mittig finden wir die Auswahl der Waveform. Hier können acht Formen gewählt werden, darunter Klassiker wie Sinus oder Triangle, aber auch Random Steps und Random Slopes. Darunter geht es weiter mit dem Emphase Modus. Schaltet man diesen ein, so regelt „Reg“, wie viel Regeneration (Feedback) wieder in den Feedback Loop einfließen soll. Die Switches 1-4 wählen nun aus, in welche Stages das Signal zurückgeführt wird. Spätestens wenn man hier mit Kombinationen experimentiert erzielt man Sounds weit außerhalb dessen was der übliche „One-Knob-Phaser“ so bietet.

Mittig auf dem Pedal kann man per Exp-Mode wählen, was das Expression Pedal steuern soll: Den Speed des Phasers oder ein manuelles Sweepen. Der Sweep-Switch wiederum wählt die Modi des Phase Sweeps: Kontrolliert durch den LFO oder durch das Attack des Spiels (Env). Die nächsten Elemente befassen sich dann genau mit dem Envelope: Beim Env-Schalter darf gewählt werden, ob der Envelope nach oben oder unten startet, Fuel wählt die Intensität und Decay die Abklingzeit (bis zu 6s).

Nun finden wir noch den Spurtcontrol-Schalter, welcher wählt, wie die Geschwindigkeit zustande kommt: Nur über den eingebauten LFO, nur per Envelope, oder durch eine Kombination aus beidem. Bei letzterer bildet das Spurt-Poti das Minimum und durch das Attack des Spiels wird auch die Geschwindigkeit erhöht. Mit dem letzten verbleibenden Schalter, dem Stereopan-Switch (de-)aktiviert man das synchronisierte Stereo-Panning.

Warum das so cool ist? Weil man hiermit quasi auch ein super Tremolo eingebaut hat.

KMA Horizont(Bild: Dieter Stork)

ready, set, spurt

Puh, einen kurzen Moment durchatmen bitte nach den ganzen Erklärungen … Und dann tief Luft holen für die geilen Sounds, die hier abgeliefert werden. Klar, einen Phase-90-Sound kriegt man wie oben erwähnt ohne weiteres hin. Auch einen Small-Stone-ähnlichen Ton kann man hervorzaubern.

Aber wie wäre es, wenn man die Wellenform mal weg von den ausgetretenen Pfaden hin zu den Random-Sachen bewegt? Und Spurt dann ordentlich aufdreht? Schon befinden wir uns in „quasi“ Step-Sequencer-Gefilden. Durch den Depth-Regler kann man sehr gut regeln, wie „krank“ das Signal klingt. Er verschiebt das Bias der Wellenform und liefert von dezent zurückhaltendem Background-Effekt bis zu quietschigen Noise-Sounds alles, was das Herz begehrt. Einen Großteil der Magie des Pedals machen die Emphase-Switches aus. Während der erste die Präsenz des Signals betont, bringt der zweite die Mitten und Hochmitten hervor. Besonders lohnenswert sind hier allerdings die Kombinationsstellungen. Als Hörtipp seien 1&3 oder 2&4 empfohlen.

Aber gerade die Möglichkeit, hier alles schnell auf der Oberfläche zu schalten, macht ja den Reiz aus. Und so ergibt sich bei einigen Kombinationen ein extrem lautes und – im besten Sinne – kaputtes Signal. Muss man Bock drauf haben, aber wenn dem nicht so ist, schaltet man die Switches eben wieder auf Off.

Auch den Effektloop sollte man mal getestet haben. Ein Reverb oder Delay wirken hier Wunder und je nach Einstellung hat man hier sphärische Flächensounds für weiter hinten im Mix geschaffen oder drängt sich prägnant nach vorne. Und genau für diese Unterscheidung ist die Kombination aus Envelope und LFO so gut geeignet. Hier kann man durch die Intensität des Spiels wichtige Passagen des Songs auch durch einen automatisch veränderten Phaser-Sound unterstreichen. Das bedarf zwar etwas Zeit zum Nachdenken, wie man es nutzen möchte, allerdings kaum für die Ausführung, da es spielerisch total natürlich und organisch daherkommt.

Eines meiner Lieblingsfeatures ist der Stereo-Switch, kann man damit doch im Mono-Betrieb den Horizont mit einem Klick auf ein Tremolo umstellen. Und was für eins. Auch dieser Effekt profitiert natürlich massiv von dem Waveform-Regler und den anderen Möglichkeiten des Fine-Tunings. Hier kriege ich sogar Sounds hin, die dem Trem des Strymon Flint ähneln.

resümee

Dass KMA Audio Machines für beste Qualität, super Haptik und eine liebevolle Optik stehen, ist nichts neues. Auch dass die Berliner Jungs Phaser bauen können muss man seit dem Astrospurt (Test in Ausgabe 10/2016) niemandem mehr sagen. Der Horizont greift all dies auf und trägt es gekonnt auf das nächste Level. Hier gibt es mehr Anschlüsse, mehr Regler, mehr Möglichkeiten. Und das alles bei übersichtlichem Layout und verhältnismäßig einfacher Bedienung. Alles scheint so getuned, dass es fast in jeder Einstellung gut klingt. Bei den Funktionen, dem Sound, dem Vergleich mit der Konkurrenz und der liebevollen Handarbeit, die in Deutschland in dieses Pedal gesteckt wurde muss man auch den Preis als fast schon günstig bezeichnen.

www.kma-machines.com

Preis: ca. € 289

PLUS
• Sounds
• Haptik
• Tremolo-Sounds
• Emphase-Optionen
• Vielseitigkeit

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2018)

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