Extravaganz mal anders

Test: JHF Mithril

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SOUND

Auch beim Tonabnehmer wird auf bewährte Produkte zurückgegriffen. So befindet sich in diesem Bass ein MM-Style-Humbucker aus der Fertigung von Harry Häussel, wobei Jacob auch hier offen für Experimente ist. Anders als der klassische Stingray kommt dieser Hirschfelder-Viersaiter jedoch ohne Batterie oder Aktivelektronik aus.

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Stattdessen zieren jeweils ein Poti für Lautstärke und Höhenblende die Front des Basses. Zusätzlich bietet ein massiver Kippschalter die Möglichkeit zur Umschaltung der Spulenkonfiguration. Instrumenten aus Metall wird oft piano- oder glockenartiges Attack und Sustain nachgesagt. Beides ist hier zutreffend, wobei auch die fetten Magneten im Tonabnehmer ihre Rolle zum dichten und tragenden Sound beisteuern.

Im parallelen Modus liefert das Instrument einen sehr klaren und obertonreichen Sound, ich möchte beinahe glockenartig sagen. Gerade bei Mehrklängen in tieferen Registern zeigt sich die Klarheit als Vorteil. Mir persönlich gefallen aber die beiden anderen Modi noch etwas besser, da sich hier die bissige Resonanz des Tonabnehmers mit dem prägnanten Obertonbild der Stahlkonstruktion verbindet und je nach Spielweise ein singender bis schneidender Klang entsteht. Das Klangbild wird bissiger und prägnanter, was dem Instrument nach meinem Geschmack besser steht, insbesondere in Verbindung mit der ungewöhnlichen Optik.

Tapping klingt selbst ohne zusätzlichen Kompressor bereits sehr homogen und präsent und beim starken Reinlangen mit den Fingern oder dem Plektrum entstehen durchdringende, jedoch keineswegs unangenehm penetrante Sounds. Insbesondere in Kombination mit low bis midgain Verzerrung gefällt mir das Klangbild des Hirschfelders im Single-Coil-Modus ausgesprochen gut.

Seriell wird hier nochmal eine ordentliche Schippe draufgelegt und aus den drahtigen Hochmitten und unteren Höhen der Single-Coil-Verschaltung wird ein bissiger, satt komprimierter Sound. Für einen seriellen Humbucker klingt das ganze jedoch noch ausgesprochen detailreich und obertonreich. Hier bilden die enorm steife Konstruktion und der Häussel-Tonabnehmer ein gutes Team.

Wer es lieber gutmütiger angehen möchte, kann natürlich auch einfach die Tonblende bemühen und den Klang so abrunden und entschärfen. Unabhängig von den Pickup-Modi zeigt die Stahlkonstruktion ihre Stärken im Bassbereich mit wunderbar langem und gleichmäßig abfallenden Sustain. Auf den beliebten Kompressor zum „dick machen” dürften die meisten mit so einem Instrument wohl verzichten können, der Ton steht von ganz allein fett und ausdauernd im Raum.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Wer ein Hirschfelder-Instrument kaufen möchte, sollte sich darüber im Klaren sein, dass es nach traditionellen Kriterien keineswegs perfekt sein wird und es auch nicht sein soll. Es sind vielmehr eigenwillige, charakterstarke Instrumente eines Erbauers, der den Mut hat, gegen den Strom zu schwimmen. Die Basis bleibt dabei jedoch nicht auf der Strecke und so überzeugt der JHF-Viersaiter nicht nur klanglich auf ganzer Linie.

Plus

  • Individuelles Instrument mit Charakter
  • Sound
  • Hochwertige Einzelkomponenten

Gut zu wissen

  • Brücke beim Testexemplar noch verbesserungswürdig

Minus

  • Sehr rustikale Verarbeitung

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2025)

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