Crazy Trains

Test: Jackson RRT3 & JS32T

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(Bild: Dieter Stork)

Nach unzähligen Auflagen des beliebten Randy-Rhoads-Model in eher moderneren Gefilden, bringt Jackson nun mal wieder eine etwas retro-orientierte Variante der RR-Form auf den Markt. Zum Vergleich haben wir gleich zwei weiße Schönheiten – eine aus der Pro- und eine aus der günstigeren JS-Serie. Was diese beiden Gitarren gemeinsamen haben und wo die Unterschiede liegen, wollen wir hier klären.

Nicht viele Gitarristen sind so eng mit ihrem Signature-Modell verknüpft, wie der 1982 unter tragischen Umständen viel zu früh verstorbene Randall William Rhoads. Nicht nur sein musikalisches Erbe ist bis heute in Stein gemeißelt, auch das von Jackson für ihn entworfene Signature-Modell, die RR-Baureihe, ist eng mit dem blonden Gitarrenwunder verknüpft.

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So wird die asymmetrische V-Form unter Gitarristen noch immer schlicht als „Rhoads“ bezeichnet. Interessanterweise kam Randy Rhoads selber kaum noch dazu, seine eigene Gitarre zu spielen: Zum Zeitpunkt seines Todes existierten lediglich zwei Prototypen der Form, welche gelegentlich live zum Einsatz kamen. Seine Hauptgitarren blieben jedoch die weiße 1974er Les Paul Custom sowie die ikonische Polka-Dot-V von Karl Sandoval.

Dafür setzten in den vergangenen Jahrzehnten Größen wie Kirk Hammett (Metallica), Alexi Laiho (Childern of Bodom) oder auch Andreas Kisser (Sepultura) auf die asymmetrische V-Form und halfen so, Randy Rhoads’ Namen immer wieder ins Gedächtnis der Gitarrenwelt zu rufen.

AUF ZACK!

Grundsätzlich haben wir es hier mit zwei recht ähnlichen Instrumenten zu tun, deren Unterschiede erst bei näherer Betrachtung deutlich werden. Nehmen wir uns also zunächst das etwas teurere RRT-3-Modell vor. Die Gitarre versprüht einen gewissen Vintage-Charme, was unter anderem an der cremeweißen Lackierung mit den schwarzen Pinstripes, der goldenen Hardware und der Abwesenheit eines Floyd-Rose-Vibrato liegt.

Stattdessen werden die Saiten durch den Korpus über eine TOM-Brücke geführt. Beim Holz hat man sich – ganz traditionell – für Flügel aus Mahagoni entschieden, welche seitlich an den durchgehenden, einteiligen Ahornhals angeleimt wurden. Um die maximale Steifheit der Konstruktion zu gewährleisten, wurde der Hals parallel zum Halsstab mit zwei weiteren, rechteckigen Stäben aus Graphit verstärkt.

Während Korpus und Kopfplatte im gleichen Farbton hochglanzlackiert wurden, ist dem Hals ein seidenmattes Ölfinish zuteil geworden, welches sich richtig gut anfühlt und einen Blick auf die Maserung des Holzes gewährt. Das Griffbrett aus Ebenholz trägt 22 Jumbo Bünde und wurde – wie sollte es auch anders sein – mit den für das Rhoads-Modell typischen Sharkfin-Inlays aus Perlmutt versehen. Während die 648mm lange Mensur noch ganz in der Tradition des Ursprungsmodells steht, wurde beim Griffbrett-Radius der moderne Compound-Radius von 12“ am Sattel bis hin zu 16“ am Griffbrettende gewählt.

Durchgehender Hals mit mattem Öl-Finish bei der RRT-3 (Bild: Dieter Stork)

Im Hinblick auf die verwendeten Tonabnehmer kam bei Jacksons RR-Baureihe schon so ziemlich alles zum Einsatz, was Rang und Namen hat. So wurden in der Vergangenheit sowohl aktive EMGs als auch eine ganze Reihe unterschiedlicher Seymour-Duncan-Pickups verwendet. Auch bei der RRT-3 kommen Pickups des amerikanischen Pickup-Riesen zum Einsatz: hier wurde ein Set aus der SH6-Distortion-Reihe gewählt.

Um einen direkteren Sound mit mehr Sustain zu erreichen, wurden die Tonabnehmer unter den Pickup-Rahmen direkt ins Korpusholz geschraubt. Dazu gesellen sich ein 3-Weg-Toggle-Switch sowie ein Master-Tone- und ein Master-Volume-Poti, welche allesamt mit passenden, goldenen Kappen versehen wurden. Alles in allem ist die RRT3 absolut sauber verarbeitet und zeigt, dass Jackson im Sub-1000-Euro-Preissegment der Pro-Reihe beeindruckende Qualität abliefert.

Als zweite Testgitarre haben wir hier die deutlich günstigere JS32T vorliegen. Es fällt sofort auf, dass ein deutlich neutraleres Weiß gewählt wurde, was der Gitarre zusammen mit der schwarzen Hardware und den schwarz lackierten Flanken einen moderneren Look gibt. Der nächste große Unterschied ist der Ahornhals, welcher mit vier Schrauben mit dem Pappelkorpus verbunden ist. Genau wie beim Schwestermodell kommt auch bei der JS32T eine Graphite-Verstärkung des Halses zum Einsatz.

Ein weiterer, nicht unwichtiger Unterschied zum teureren Modell ist das verwendete Griffbrett. Statt Ebenholz kommt hier Amaranth zum Einsatz, welches ebenfalls mit den typischen Sharkfin-Inlays versehen ist, im Gegensatz zur RRT-3 aber mit 24 Bünden ausgestattet wurde. Statt der Seymour-Duncan-Pickups hat sich Jackson bei der JS32T für die hauseigenen High-Output-Humbucker entschieden, welche über eine identisch ausgelegte Elektronik gesteuert werden. Allerdings wurde hier ein schwarzes Schlagbrett verwendet, welches optisch sehr gut zu den schwarzen Bevels passt.

Alles in allem bleibt festzustellen, dass sich auch die JS32T keinesfalls verstecken muss. Angesichts des wirklich schmalen Preises, bekommt man hier ein toll verarbeitetes Instrument.

Hauseigene High-Output-Humbucker bei der günstigen JS32T (Bild: Dieter Stork)

SATT UND SAUBER

Nun müssen sich die zwei weißen Rhoads natürlich auch klanglich behaupten können. Bevor ich jedoch auf den Sound eingehe, möchte ich noch ein paar Worte zum Handling der beiden Testgitarren verlieren. Gemeinhin wird der V-Form (und somit indirekt auch der Randy Rhoads) ein eher schlechtes Handling nachgesagt.

Nun – im Sitzen gespielt mag das zuweilen sogar zutreffen. Ohne Gurt ist es gar nicht so einfach, die asymmetrische Form in einer bequemen Position zu fixieren. Im Stehen gespielt, sieht die Lage dann allerdings völlig anders aus. Durch die schlaue Positionierung der Gurtpins, sind die Gitarren nicht einmal im Geringsten kopflastig und bieten ein einzigartiges Spielgefühl, welches sich mit keiner anderen Form vergleichen lässt. Die Instrumente hängen sehr ausbalanciert am Gurt und lassen sich trotz der ausladenden Flügel fantastisch handlen.

Akustisch gespielt zeigen sich beide Testgitarren von einer vorbildlichen Seite. Während die RRT-3 akustisch gespielt mit einem erstaunlich gesunden Bassfundament und kräftigen Mitten aufwartet, klingt die JS32T ein wenig drahtiger und schlanker. Gemein ist beiden Instrumenten ein schnelles Attack und eine schön gleichmäßige Auflösung der Obertöne.

Am Verstärker wird deutlich, dass die beiden Jacksons durch die Wahl ihrer Pickups nicht unbedingt für den Clean-Betrieb gedacht sind. Die Seymour-Duncan-SH6-Pickups sind ja schon so etwas wie ein moderner Klassiker unter den High-Output-Tonabnehmern und bieten eine beeindruckende Kombination aus satten Mitten, einem aggressiven Attack und einem gleichermaßen kraftvollen wie präzisen Bassfundament.

Die von Jackson produzierten Tonabnehmer der JS32T haben noch ein klein wenig mehr Leistung und sorgen dafür, dass die Gitarre mit kräftig zupackenden Mitten ausgestattet ist. Im Zerrkanal des Amps weiß hier vor allem der Halstonabnehmer zu überzeugen. Die angenehme Kompression und die satten Mitten erzeugen einen wunderbaren Leadsound, der ungemein tragend ist und zu ausufernden Soloeskapaden verführt.

Auf den jeweiligen Steg-Pickups gespielt, werden die Unterschiede zwischen den beiden Gitarren noch einmal deutlicher: Während die JS32T hier einen druckvollen und massiven Ton liefert, weiß die RRT-3 durch eine beeindruckende Klarheit zu punkten. Die Mitten klingen bissig und angriffslustig, was der Gitarre eine Lebendigkeit einhaucht, die für schnelles Riffing sehr förderlich ist.

Trotzdem bleibt ein gesundes Bassspektrum nicht auf der Strecke, was wiederum dafür sorgt, dass eine gewisse Wärme, die bei den RR-Versionen mit einem (freischwebenden) Floyd-Rose-System häufig auf der Strecke bleibt, bei der RRT-3 auf jeden Fall vorhanden ist. Trotz aller Unterschiede wissen beide Gitarren im Praxistest zu begeistern. Hier bekommt man in der jeweiligen Preisklasse einen richtig guten (Metal) Sound bei toller Verarbeitungsqualität geboten.

RESÜMEE

Jackson stellt mit den beiden hier getesteten Gitarren zwei tolle und spannende Varianten ihrer Rhoads-Modelle aus ganz unterschiedlichen Preissegmenten vor. Sicher wurde das oft gerühmte Rad hier nicht neu erfunden, aber das dürfte auch gar nicht das Ziel des Herstellers gewesen sein. Ganz im Gegenteil: Gerade die RRT-3 verbindet den hohen Qualitätsstandard der modernen Fertigung mit einem gewissen Retro-Feeling und besonders Gitarristen, welche dem Floyd-Rose-System weniger zugetan sind, kommen hier voll auf ihre Kosten.

Die JS32T bietet natürlich eine etwas kostenoptimierte Ausstattung, die sich vor allem in der Wahl des Holzes und der Tonabnehmer niederschlägt. Bedenkt man aber, dass dieses Modell lediglich ein Drittel der RRT-3 kostet, gehen diese Abstriche vollkommen in Ordnung. Beide Gitarren wissen voll zu überzeugen und bekommen eine klare Empfehlung für all jene, die sich für das Randy-Rhoads-Signature-Modell begeistern können.

PLUS

● Verarbeitung
● komfortable Spielbarkeit im Stehen
● Sound
● Optik (RRT3)
● Tonabnehmer (RRT3)
● Preis/Leistung (JS32T)

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2020)

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