Modernes Pro-Tool

Test: Jackson Pro Series Spectra SBA V

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(Bild: Dieter Stork)

Auffällig gefärbte Hölzer, großzügige Ausstattung, Nordstrand Tonabnehmer und ein fairer Preis. Nein, es geht nicht um neue Soundgears, sondern um die Pro Series des amerikanischen Herstellers Jackson. Mit dem Modell Spectra möchte man einen hochwertigen Bass für alle Lebenslagen unter das Volk bringen.

Die Instrumente des Herstellers aus Arizona erfreuen sich vor allem in der Metal-Szene großer Beliebtheit. In gefühlt jeder zweiten Band ist eine der markant spitzen Kopfplatten der Jackson-Instrumente zu sehen. Vielleicht auch, um sich einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, gibt es als Alternative dazu nun die Spectra-Modelle der Pro Series.

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ERSTER EINDRUCK

Optisch geht man hier auf jeden Fall andere Wege. Anstelle von kantigen Designs und deckenden Buntlacken kommen nun weiche Konturen und Holzoptik zum Einsatz. Neu erfunden wurde das Rad hier natürlich nicht, Assoziationen zu dem ein oder anderen Ibanez oder Cort werden beim Betrachten geweckt. Macht nichts, sieht nämlich gut aus, und das Blue-Burst-Finish der Decke macht einen guten Eindruck. Diese ist aus Esche und wird von drei Trennschichten aus Ahorn und Walnuss vom Mahagonikorpus getrennt.

Auffallend ist bei dem Bass aus indonesischer Fertigung der durchgehende Hals aus insgesamt fünf Streifen Ahorn und Walnuss, der die beiden Korpushälften voneinander trennt. Für extra viel Stabilität befinden sich Kohlefaserverstärkungen im Hals, die ein ungewolltes Verziehen verhindern. Wie auch der Korpus ist die Oberfläche des Halses mit Satinlack überzogen, was für ein angenehmes Gefühl an den Fingern sorgt.

Leider sind sowohl im Korpus als auch am Hals kleinere spür- und teilweise sichtbare Pickel im Lack. Nichts Wildes, aber es trübt ein wenig den sonst guten Eindruck, den das Instrument beim Auspacken aus dem Karton hinterlässt.

(Bild: Dieter Stork)

HANDLING

Anders als bei vielen anderen modernen Instrumenten hat der Hals ein recht dickes D-Profil, man hat also gut was in der Hand. Die Folge eines dicken Halses ist leider oft ein Hang zur Kopflastigkeit und da bildet auch der SBA keine Ausnahme. Mit einem ordentlichen Gurt dürfte das allerdings für die wenigsten ein echtes Problem darstellen, zumal die Bespielbarkeit selbst gut und das Gewicht mit etwa 4,1 kg absolut im Rahmen ist.

Die Bundenden sind schön verrundet und dank des durchgehenden Hals-Korpus-Übergangs spielen sich auch die hohen Lagen angenehm. Sicherlich trägt auch der Compound-Radius zum Spielgefühl bei. Während der Radius am Sattel noch 12″ beträgt, nimmt er zum Griffbrettende hin auf 16″ zu, was einer weniger verkrampften Handhaltung entgegenkommt. Angenehm einfach gehen auch Einstellarbeiten an der Single-Saddle-Bridge von statten, wenn die Saitenlage den Bedürfnissen angepasst werden soll.

KLASSISCHER SOUND …

Um auch anspruchsvollen Bedürfnissen gerecht zu werden, kann sich die Ausstattung des Basses wirklich sehen lassen. Als Klangwandler kommen hier zwei echte Singlecoils aus dem Hause Nordstrand zum Einsatz, die die Basis für einen hochauflösenden und druckvollen Sound stellen sollen. Und das gelingt auch im passiven Modus bereits ausgezeichnet. Das Klangbild geht deutlich in Richtung moderner Jazz Bass mit einer guten Ausleuchtung auch der oberen Höhen. In Mittenstellung der Pickup-Blende ist der Klang perkussiv, tight und druckvoll, dabei aber nicht übermäßig aggressiv oder steril. Sehr angenehm. Überzeugend druckvoll wird auch die H-Saite abgebildet, die lange 35″-Mensur wird hier sicherlich mit reinspielen.

Möchte man herausfinden, wie die Tonabnehmer für sich genommen klingen, offenbart sich direkt die Kehrseite eines echten Singlecoils: Brummen. Während sich die Störgeräusche in Mittelstellung perfekt aufheben, kommen sie umso stärker zum Tragen, je weiter man sich von dieser Einstellung wegbewegt. Hier gilt es abzuwägen, was höhere Priorität hat. Absolute Stille oder waschechter Singlecoil-Sound? Geschmackssache, finde ich.

Ordentlich geschirmt reduziert sich das Brummen auch so weit, dass es im Band-Kontext nicht weiter auffällt. Wer das in Kauf nimmt, wird vom Halstonabnehmer mit einem wunderbar warmen und bauchigen Sound belohnt, der trotz seiner Fülle nichts an Definition missen lässt. Auch das Gegenstück an der Bridge weiß mit trockenen Mitten und ordentlich Knurr zu überzeugen.

Bei meinem Testexemplar gab es allerdings zunächst etwas Verwirrung, denn die Pickup-Blende ist andersherum angeschlossen, als ich es erwartet hatte. Voll im Uhrzeigersinn gedreht liegt der Fokus auf dem Bridge-PU, nicht dem Halstonabnehmer. Ob das gewollt oder ein Versehen ist, vermag ich nicht zu sagen, und da es die Funktion auch nicht beeinträchtigt, ist es auch kein Drama. Im Zweifelsfall muss man halt zwei Kabel unter Zuhilfenahme eines Lötkolbens vertauschen.

… MIT MODERNEM EXTRA

Eine passive Tonblende gibt es trotz Passivmodus zwar nicht, doch bietet die 3-Band-Elektronik mehr als genug Flexibilität für fast alle Lebenslagen. Während der Bassregler gut geeignet ist, um den Hals-PU etwas auszudünnen oder den Bridge PU anzufetten, macht er sich bei der Gleichstellung der beiden Tonabnehmer in Mittenrastung meist am besten.

E-Fach mit aktiver Klangreglung (Bild: Dieter Stork)

Aufgrund des eh schon offenen Charakters der Tonabnehmer erfüllt der Höhenregler eher die Funktion einer Tonblende. Zwar ist der Charakter natürlich ein gänzlich anderer, doch um den Bass eher in den Hintergrund eines Ensembles zu platzieren und Saitenklirren zu minimieren, eignet er sich gut. Wer für das Solospiel oder perkussive Einlagen die Obertöne des Basses hervorheben möchte, kann das aber ohne Bedenken machen. Starke Nebengeräusche produziert die Elektronik nämlich nicht und erlaubt so auch das Ausnutzen des ganzen Regelwegs.

Als echtes Wundermittel entpuppt sich der dritte Regler der Klangregelung. Dieser ist für das Anheben bzw. Absenken der Mittenfrequenzen zuständig und kann mittels Kippschalter in seiner Einsatzfrequenz verändert werden. Hierzu stehen drei Optionen zur Verfügung, wobei sich der Hersteller über die genauen Frequenzen ausschweigt. In der Praxis erfüllen alle Frequenzen einen sinnvollen Zweck.

In unterster Stellung des Kippschalters liegt die Einsatzfrequenz am tiefsten und erlaubt die Regelung darüber, wie viel Platz der Bass in den unteren Mitten einnimmt. In einem Kontext, der viel Platz für das Instrument lässt, lässt sich hier eine Extraportion Bauch und Fülle reinregeln oder andersherum eben absenken, wenn es etwa zu undifferenziert wird. Die mittlere Position steuert die nasalen Mitten, die im Band-Kontext oft mit den Gitarren konkurrieren und entsprechend eine dezente Absenkung gut vertragen können.

Für mehr bzw. weniger Durchsetzungsvermögen sorgt die Kontrolle über die oberen Mitten, die durch die oberste Position des Frequenzschalters möglich wird. Insgesamt bietet die Elektronik einiges an Mehrwert, den Bypass-Schalter sehe ich aufgrund fehlender sonstiger passiver Klangregelung als Lösung für das „was wäre, wenn die Batterie plötzlich ausfällt“-Szenario.

 

RESÜMEE

Unterm Strich präsentieren Jackson hier ein tolles Instrument, das trotz kleinerer Schönheitsfehler in allen Testszenarien glänzen kann. Klanglich wird so gut wie alles abgedeckt, und die gute Bespielbarkeit lässt den SBA V mit seiner Ausstattung und Konstruktion als schöne Alternative zu z. B. der BTB-Serie von Ibanez dastehen. Wer moderne, Jazz-Bass-ähnliche Sounds sucht und gern etwas mehr Bass in der Hand hat, dürfte mit dem Spectra aus der Pro Serie fündig werden.

PLUS

● vielseitig
● Klangqualität
● Bespielbarkeit
● Materialien & Konstruktion

MINUS

● Unsauberkeiten im Lack
● leicht kopflastig
● Balance-Poti falsch angeschlossen

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2022)

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