Effekte aus der guten alten Zeit

Test: J. Rockett Audio Designs Mr. Moto & Monkey Man

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Allen digitalen Algorithmen zum Trotz liebt fast jeder Gitarrist Amp-Crunch, Tremolo und Federhall. Rockett Audio packt die klassischen Effekte der Fifties und Sixties in zwei kompakte, schick aussehende Boxen und macht das Pedal-Board so zum Fender-Amp.

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Ich gebe es zu: ich mag Effektpedale, die eine übersichtliche Anzahl von Sounds in guter Qualität produzieren. Lieber ein toller Grundsound mit ein paar Schattierungen als unzählige Modi, die man live nur auf den Knien umstellen und unter Stress abrufen kann. Da scheint es Rockett Audio ähnlich zu gehen – alle Pedale dieser Firma, die ich bis jetzt in der Hand hatte, konzentrieren sich auf einen konkreten Sound, dessen Vorbild oft in den goldenen Zeiten der Rockgeschichte liegt. Auch Mr. Moto und Monkeyman bilden da keine Ausnahme. Nicht umsonst heißt die Effektreihe aus der sie stammen „Tour-Series“ und orientiert sich am auf der Bühne stehenden Gitarristen.

Monkey Man

In schickem Surf-Green bietet der Affenmann die Simulation eines Tweedamps. Die hatten bekannter Weise keinen Hall, was Rockett Audio nicht davon abhält, dem Pedal eine Federhall-Simulation zu spendieren. Man hat also einen Amp im Pedalformat mit Hall und kann so fast jeden Cleanamp als Lautmacher nutzen – gutes Konzept für den reisenden Musikus.

Drei simple Regler stehen zur Verfügung: Volume regelt die Ausgangslautstärke, Speaker Breakup ist für den Verzerrungsgrad zuständig (der an die Lautsprecherverzerrung eines Tweedamps angelehnt sein soll, letztendlich aber ein klassischer Gain-Regler ist) und Spring Reverb regelt das Mischverhältnis zwischen Original- und Hallsignal. Halllänge und -art ist fest eingestellt und sorgt nicht für Kopfzerbrechen. Schon die ersten Töne aus dem grünen Kästchen sorgen für nach oben gehende Mundwinkel. Eine angenehm offene Verzerrung kommt aus dem Speaker, die definitiv an einen alten Fender-Amp erinnert.

Das klingt bluesig-warm und lässt sich stufenlos regeln – vom leichten Aufbrechen für Akkorde und Soul-Sexten über SRV-Blues bis zu dreckigen Neil-Young-Sounds. In höheren Regionen des Speaker-Breakup-Potis flattern und matschen die Bässe authentisch wie bei einem Amp, der an der Grenze seines Leistungsvermögens arbeitet. Nicht das Richtige für zackige, tighte Powerchord-Achtel, aber schön für bluesige Leads, die mit der Anschlagsstärke in der Verzerrung gesteuert werden und rotzig daherkommen. Der Monkey Man lässt die angeschlossene Gitarre ehrlich zur Geltung kommen und verarbeitet vorgeschaltete Verzerrer oder Booster wie ein guter Röhrenamp.

Mit einem Rockett Archer oder Tube Screamer kann man den Crunch des Pedals singen lassen und hat so schnell ein paar Soundvarianten zur Verfügung. Der Spring Reverb wird seinem Namen gerecht und klingt wie ein Federhall aus einem Amp.

Das ultimative Surf-Scheppern ist nicht sein Ding. Stattdessen sorgt er für leichten Raum oder atmosphärische Breite ohne dem Klang die Definition zu nehmen. Das ist einfach gut und Praxis orientiert gemacht – Daumen hoch! Als letztes Pedal in der Kette des Boards platziert, kann der Monkey Man so einem OK-klingenden Cleanamp zum gut funktionierenden Live-Sound verhelfen, was jeden Musiker, der mit Miet-Amps spielt, erfreuen dürfte.

Mr. Moto

Im schicken Orange-Sparkle mit aufgedrucktem Surf-Bully sammelt das nach dem Belairs Song ‚Mr. Moto‘ benannte Pedal direkt optische Pluspunkte bei mir.

Im Inneren verbirgt sich ein zwischen Sinus- und Rechteckwelle hin- und her regelbares Tremolo. Neben der Wellenform, kann die Effektstärke (Depth) und Geschwindigkeit eingestellt werden. Hinter dem Tremolo liegt ein mit Verb betitelter Hall, der etwas wirkungsvoller und – passend zum Namen – surfiger ausfällt als der des Monkey Man. Etwas brillanter und deutlicher wahrnehmbar, deckt er problemlos die Spanne zwischen leichtem Hintergrund-Reverb und wirklich nassen Sounds ab.

Das Tremolo ist deutlich an das eines Verstärkers angelehnt und liefert keine krass zerhackten Sounds. Mit dem Wave-Regler ganz links klingt es nach Soul und den Sixties und kommt auch in höheren Geschwindigkeiten dem Spielrhythmus nicht in die Quere – selbst bei voll aufgedrehtem Depth-Regler ist noch Originalsignal hörbar. Von dieser Position kann man stufenlos in die Rechteckwelle wechseln.

Das verstärkt zuerst die Wahrnehmbarkeit des Tremolo-Effekts und führt ab ca. 14 Uhr zu Swamp- und Psychedelic-Sounds. So kann das Tremolo auch rhythmisch eingesetzt werden, was man natürlich mit der Hand per Gehör einstellen muss. Egal welchen Tremolo-Sound man einstellt – es klingt immer angenehm, nie störend oder kaputt. Dreht man Depth und Speed auf 0 kann man den Herrn Moto als reines Hall-Pedal verwenden. Nicht schlecht, denn einen Tremolosound braucht man nicht in jedem Song.

Alternativen

Durch die Kombination mit einem Hall-Effekt besitzen die zwei Rockett Audio-Pedale ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Für einen Federhall im Pedalformat bieten sich das Catalinbread Topanga (mit surfiger Ausrichtung) oder der ebenfalls aus dem Hause Rockett Audio stammende Boing (eher Verstärker-mäßig) an.

Tweed- und Blackface-artige Verzerrung erzeugt man mit dem Lovepadal Les Lius oder Super Six. Ein ähnliches, vielleicht noch hochwertigeres Tremolo bietet das Fulltone Supa Trem. Allerdings ist man in jeder dieser Pedalkombinationen sofort beim doppelten Preis angelangt, was die zwei Treter aus der Tour-Serie zur auch finanziell interessanten Alternative macht.

Resümee

Man merkt es, wenn die Köpfe einer Pedalfirma selbst aktive Musiker sind und eine klare Vorstellung vom gewünschten Sound haben. Sowohl der Monkey Man als auch Mr. Moto halten, was die Beschreibung verspricht: Gut klingende Amp-Verzerrung auf der einen und ein an die klassischen Vorbilder angelehntes Tremolo auf der anderen Seite.

Hinzu kommt in beiden Pedalen ein schön tönender, praxisgerechter Hall. Stabile Konstruktion, intuitive Bedienung und einen schönen Look mit Retro-Flair gibt’s umsonst dazu. Empfehlenswert!

PLUS

  • gute Sounds, die den klassischen Vorbildern entsprechen
  • intuitive Bedienung
  • praxisgerechte Variabilität
  • ansprechendes Design

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2019)

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