Gib Kante!

Test: Ibanez RG6PPBFX-TSR Premium

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(Bild: Dieter Stork)

Aktuelles aus der Premium-Serie und klare Ansage dazu: Das neue windschlüpfrige Premium-Modell RG6PPBFX mit Bare-Knuckle-Pickups und schnellem Wizard Neck kennt nur eine Richtung: Blitzstart aus der Poleposition!

Mit dem inzwischen altbewährten RG-Design hat Ibanez einen Klassiker im Bereich der Metal-Gitarren gelandet. Das Modell ist schon seit 1987 in vielfältigen Variationen ununterbrochen in Produktion.  Die hochwertigen Prestige RGs kommen aus Japan (Fujigen), die RG Premium und Standard Modelle (mittleres Preissegment) wer­den in Indonesien gefertigt.

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STREIFENHÖRNCHEN TRIFFT WILDEN STIER

Mit dem Modell RG6PPBFX-TSR wendet Ibanez sich gezielt an Spie­ler, die eine feste Hardtail Bridge dem Vibrato-System vorziehen. Ansonsten finden wir auch in diesem Modell die bekannten Vorzü­ge des RG-Designs vereint. Der schnittige Double-Cutaway-Korpus mit diesen teuflisch spitzen Hörnern ist bei der vorliegenden Pre­mium-Ausführung aus amerikanischer Linde gefertigt und um eine plane Decke aus gemaserter Pappel von 8 mm Stärke ergänzt. Im Bereich der Armauflage wurde das Top mit einer Kontur spielför­derlich abgerundet, welche farblich gut kaschiert die Pappelbasis durchscheinen lässt. Auch am Boden oben finden wir eine Bucht zur komfortablen Anlage des Instruments am Spieler.

11-streifiger Wizard-Hals (Bild: Dieter Stork)

Der mit vier Schrauben ultrafest angedockte Hals mit Wizard-Halsprofil aus 11-teilig miteinander verleimten Streifen von Ahorn, Walnuss und Purpleheart wurde höchst präzise in seine Halstasche eingepasst. Im Griffbrett aus Ebenholz von 16″ sitzen 24 Jumbo-Bünde (Jescar EVO Gold), die mit Premium Fret Edge Treatment verarbeitet wur­den, sich also vollkommen gratfrei und elegant verrundet präsen­tieren. Mother of Pearl Dot Inlays und Luminescent Side Dots (sehr gut!) kennzeichnen die Lagen. Der modelltypische, gut abgewin­kelte Kopf mit Matching Headstock-Auflage ist mit seriösen Gotoh MG-T Locking Mechaniken ausgestattet.

Von denen aus werden die Saiten mit geradem Zug über den Sattel aus Kunststoff in 648 mm-Mensurlänge hinüber zur Mono-Rail Hardtail Bridge am Korpus geführt. Die besteht aus sechs einzelnen Elementen zur separaten Schwingungsübertragung der Saiten mit jeweils individuell in Höhe und Weite justierbaren Saitenreitern.

Mono-Rail Hardtail Bridge (Bild: Dieter Stork)

Die Elektrik: zwei gezielt für den modernen Metal-Gitarristen ent­worfene ausgangsstarke Bare-Knuckle-Aftermath-Humbucker im „Twin Screw Coil Design“ (Hand-wound in UK) sind mit Burnt-Chrome-Kappen in den Korpus geschraubt. Zur Kontrolle steht lediglich ein einzelner Volume-Regler bereit. Anwählen lassen sich die Pickups ganz konventionell mit einem 3-Wege-Schalter. Ein Alter-Switch bietet per Coil Tap überdies noch erweiterte Möglich­keiten der Klanggestaltung: alternativ zu hören sind darüber in den Außenpositionen des Schalters jeweils nur die inneren Einzel­spulen der Humbucker oder in der Mittelstellung die beiden inne­ren Spulen zusammengeschaltet.

Der Premium RG6PPBFX können wir eine namensgerecht vorzügli­che Verarbeitung in hohem Industriestandard bescheinigen. Das Modell ist überdies in der attraktiven Farbe Tropical Seafloor lackiert, kommt mit vergoldeter Hardware und wird in einem Gigbag ausgeliefert.

GROSSER TONUMFANG & POTENTE ELEKTRIK

Die Handhabung der Ibanez RG mit flachem Wizard-Hals ist natürlich nicht neu. Neugierig macht aber die elektrische Ausstattung der Premium RG6PPBFX mit den heißen Bare Knuckle Aftermath Humbuckern in Verbindung mit der Holzwahl und der Mono-Rail Bridge.

Das flache Wizard-Halsprofil in der vorliegenden Streifenhörnchenoptik (Halsdicke 1. Bund 19 mm; Halsdicke 12. Bund 21 mm) – eine Bauweise, die natürlich eine enorm straffe, verwindungssteife Halssubstanz schafft – liegt bei einer Sattelbreite von gut 43 mm und mit fluffig verrundeten Schultern bestens in der Hand. Letztere findet auch oberhalb des 18. Bundes, dort wo der Hals in den Korpus eingesetzt wurde, noch leicht in die höchsten Positionen.

Die tief geschnittenen Cutaways lassen an Spielfreiheit keine Wünsche mehr offen, zumal die Gitarre mit sehr flach und doch nebengeräuscharm eingerichteter Saitenlage Punkte macht. Halsprofile sind und bleiben Geschmackssache, aber natürlich bietet dieser Genre-gerecht flach-breit gestaltete Hals besten Raum für die Fingerpositionierung und jede Art von Bending-Manövern. Den beliebten „Daumen greift E-Saite“-Techniken steht aber natürlich auch nichts im Weg.

In Normalstimmung überzeugt die Gitarre zunächst schon einmal mit achtenswerter akustischer Kompetenz. Analog zur straffen Halskonstruktion und dank der guten Schwingungsübertragung der Fixed Bridge wartet unser Proband mit stringenter, enorm gut definierter und tragfester Tonentfaltung auf. Beeindruckend ist die kraftvolle Umsetzung der Basssaiten, tief greifend, aber klar definiert. Gut gewichtet und harmonisch ausgeglichen bauen darauf vollstimmige Akkorde auf. Beste Voraussetzungen also für den Eintritt in das Reich der elektrischen Kraft und Herrlichkeit!

Die Aftermath-Pickups gehören zu den Humbuckern mit heißem Output und tendenziell aggressivem Tonverhalten, entworfen speziell für härtere und tiefergelegte Gangarten. Sie bieten aber doch recht gut abgestufte Klangbilder durch ihre differierende Konstruktion und Verschaltung. Der Humbucker am Hals – Alnico-V-Magnet und auf 11,5 kOhm Widerstand gewickelt – liefert ein saftiges Ausgangssignal, das aber sehr schön offen und breitbandig aufgelöste Akkorde vorlegt.

Stabil im Bass, dicht im Mittenbereich und mit viel Glanz in den Höhen überzeugt er schon bei klar eingestelltem Amp, Eigenschaften, die dann in Zerrpositionen eine effektive Zuspitzung erfahren. Dunkle, schön fette und doch sauber definierte Powerchords einerseits und tragfest singende Linien, die im oberen Halsbereich gespielt durchaus auch mit schön schlonzigem Ineinanderschnappen der Noten zu beeindrucken vermögen andererseits, sind über ihn leicht ins Werk zu setzen.

Starke Humbucker: Bare Knuckle Aftermath (Bild: Dieter Stork)

Der mit drei „Custom Size Ceramic Magnets“ ausgestattete Aftermath-Humbucker am Steg liefert mit kraftvollem Output (15 kOhm) ein ausgesprochen dichtes und strammes Klangbild. Dabei bleibt er auch im Clean-Modus vollkommen frei von Schlacke, tönt also ohne Mittenmumpf frei und scharf durchzeichnet im Akkord.

Im Overdrive-Modus springen dich Powerchords dann nur so an, straff in den Bässen, mit enormer Konturstärke und voller Verve. Obertöne schlummern quasi nervös hinter der Oberfläche, lassen sich mit dem gezielt geführten Plektrum leicht aufreizen, wie überhaupt die ganze Tonerzeugung von fiebriger Sensitivität gekennzeichnet ist. Der Ton reißt spontan und perkussiv markant auf, was den abfedernden Linien eine plastische Gestalt verleiht. Natürlich lässt sich auch Tapping unter diesen Bedingungen besonders leicht und ausdrucksstark inszenieren.

Bemerkenswert neben der schnellen Ansprache, der präzisen Artikulation und der guten Tonlänge ist noch das aufregend stramme Bottom-End und die fokussierten Mitten, die dieser Pickup effektiv herausstellt – Shredders Delight sozusagen.

Legen wir den Schalter hinten unten um, so schließen wir jeweils eine der Spulen der Humbucker aus dem Schaltkreis aus und können somit auf einen amtlichen Singlecoil-Sound zurückgreifen, wobei amtlich hier natürlich keinesfalls traditionell meint. Dafür ist er zu metallisch nagelig. In Gain-Positionen erreichen wir damit aber eine tolle knochige, ja irgendwie knorpelige Kehligkeit, mit der so ein inneres Schlürfen einhergeht, das uns in den dunklen Schlund hinabzuziehen droht – uuarrgh! Sehr schön.

Stimmen wir alles auf D runter, so lässt mit dem aufgezogenen 10er Saitensatz die Ansprache naturgemäß etwas nach, der Anschlagsreflex bleibt dennoch annähernd unmittelbar und die nun etwas weicheren Saiten fühlen sich immer noch gut an. Auch an Definition und angriffslustigem Drang sind kaum Verluste hinzunehmen, alles bleibt knackig und herausfordernd, nur dass der ausgegebene Lead-Alarm nun noch mehr von dunklem Wühlen bestimmt wird.

Zu loben gilt es am Ende unserer Betrachtungen auch noch die überschaubare und unkompliziert handhabbare Schalt- und Regelmimik, die schnellen und effektiven Zugriff auf den Sound gewährt.

Jumbo-Jescar-Bundierung mit Fret Edge Treatment (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Mit dem aktuellen Premium-Modell RG6PPBFX-TSR ergänzt Ibanez seine erfolgreiche RG-Reihe um eine weitere starke Version. Die Gitarre wird dank ihrer Ausrichtung und Ausstattung als definitives Genre-Instrument keine Probleme haben, die anvisierte Klientel zu überzeugen. Was wir mit der Ibanez RG6PPBFX-TSR Premium in die Hand bekommen, ist in Summe ein explizit auf Metal-Anwendungen fokussiertes und doch auch klanglich flexibel ausgelegtes Kampfgerät – alle Achtung!

PLUS

● Neo-klassisches Design
● Schwingverhalten
● Bare Knuckle Aftermath Pickups
● kraftvolle Sounds
● Schaltflexibilität
● flach-breiter Hals, Bundierung
● Spieleigenschaften
● Ergonomie
● Verarbeitung

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2020)

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