Silberhochzeit

Test: Ibanez BTB25TH5- SLM

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(Bild: Dieter Stork)

Bereits seit 25 Jahren versorgt Ibanez die Basswelt mit seiner modernen Workhorse-Serie namens BTB. Zum 25-jährigen Jubiläum präsentiert man ein dem Anlass angemessen farblich gestaltetes Modell. Trotz oder gerade wegen des besonderen Anlasses bleiben die Preise dabei aber erfreulich niedrig.

Ok, niedrig ist bei einem Preis von plus minus 1300 Euro vielleicht etwas übertrieben, aber immerhin werden keine Jubiläumszuschläge oder dergleichen aufgerufen, wie es andere Firmen gern handhaben. Danke also schon einmal dafür, Ibanez. Für alle, die Instrumente mit etwas mehr Material bevorzugen, bildet diese Baureihe einen wichtigen Eckpfeiler im Fundament des Bassmarktes und ist neben Jazz Bass, Preci und Stingray kaum wegzudenken. Bei den Jubiläumsmodellen hat man auf viele fancy Extras verzichtet und sich dafür auf die Wurzeln besonnen: Wertige, vielseitige Instrumente ohne aufwendigen Schnickschnack zu fairen Preisen.

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KONSTRUKTION

An dieser Stelle möchte ich der Transparenz halber anmerken, dass das erste Testexemplar des Fünfsaiters wohl an der Qualitätssicherung vorbeigeschlittert ist. Ich hatte ein Montagsmodell erwischt, wie es im Buche steht. So etwas ist ärgerlich, aber in der Serienfertigung leider unvermeidlich. Aber es hat auch etwas Gutes. Zeigt es mir doch, dass ich als Tester keine handverlesenen Exemplare bekomme, sondern reguläre Ware, die auch mal am unteren Ende des Qualitätsspektrums liegen kann. Nach Rücksprache wurde mir ein zweites Exemplar zugeschickt, das auch qualitativ dem entspricht, was ich von einem Bass im vierstelligen Preissegment erwarte.

Konzeptionell birgt das Jubiläumsmodell keine Überraschungen. Wie bei fast allen BTB ist der Hals als durchgehende Konstruktion mit angeleimten Korpusflügeln ausgeführt. Als Hölzer kommen dabei beliebte und bewährte Kombinationen zum Einsatz. Für hohe Steifigkeit und fokussierten Klang sorgt der mit Carbonstäben verstärkte Verbund aus Ahorn- und Walnussstreifen. Die Zargen aus Okoumé sorgen für die richtige Kontur und ein Gewicht unterhalb der 5-Kilo-Klasse.

Das einzige Holz, das man bei diesem Bass sieht, ist das mit Block-Inlays verzierte Griffbrett aus Palisander. Alle anderen Oberflächen sind mit silbernem Lack überzogen. Hierbei handelt es sich um eine Art matten Strukturlack. Auf der Halsrückseite macht sich das richtig gut, denn die leicht raue Oberfläche verhindert effektiv das Hängenbleiben und ermöglicht so ein müheloses Gleiten entlang der gesamten Halslänge.

Auf der Korpusoberfläche kommen zusätzlich zur matten Oberfläche noch gewollte, dunkle Einschlüsse und Verzierungen hinzu, die dem Lack eine rohe Optik, fast schon „shabby chic“ verleihen. Ibanez nennt diese Oberflächenveredlung „Blizzard Matte“ und ich kann durchaus verstehen, wenn man sich nicht auf den ersten Blick Hals über Kopf darin verliebt.

Passend zu den schwarzen Anteilen im Lack ist auch die Hardware komplett in Schwarz gehalten. Verbaut ist hier die mir gut bekannte hauseigene Ibanez-Hardware, an den Mono-Rail-Brückenelementen lassen sich alle relevanten Einstellungen zur Saitenlage und Intonation unkompliziert vornehmen. Entsprechendes Werkzeug ist im Lieferumfang enthalten. Auf ein Gigbag oder gar einen Koffer wird bei diesem Modell verzichtet.

(Bild: Dieter Stork)

HANDLING

Aufgrund des recht massiven Halses und der gut bestückten Kopfplatte ist eine gewisse Kopflastigkeit nicht von der Hand zu weisen. Glücklicherweise zeichnet sich das BTB-Design durch eine recht ergonomische Korpusform aus, wodurch die obere Gurtbefestigung einen guten Hebel gegen die Kopflastigkeit bildet. So hängt das Instrument im Stand zwar nicht perfekt ausbalanciert am Körper, bereitet bei Verwendung eines stabilen Gurtes aber auch keine echten Probleme. Die meisten traditionellen Bassformen sind deutlich kopflastiger.

Im Gegenteil: Dank des großzügigen Cutaways und der gewissenhaft abgerichteten Bundenden bereiten Lagenwechsel keinerlei Probleme und spätestens durch leichtes Kontern mit dem rechten Arm sind der linken Hand alle Freiheiten gegeben. Mühelos und ohne Verrenkungen gleitet die Greifhand aus den tiefsten in die obersten Lagen, um Double Stops oder Akkorde ins Spiel zu integrieren. Auch die Bundkronen sind sauber abgerichtet und flache Saitenlagen für Tapping oder Slap-Gewitter so kein Problem.

Insgesamt bieten Konstruktion und Ausstattung also die gute Basis, die ein wertiges Instrument braucht, um in allen Einsatzbereichen glänzen zu können. Abgerundet wird die Ausstattung durch den hauseigenen Vari-Mid 3-Band-EQ, der neben Potis für Volume, Pickup-Blende und Bässe/Mitten/Höhen auch einen 3-Wege-Kippschalter bietet, mit dem die Einsatzfrequenz des Mittenbandes zwischen 250Hz, 450Hz und 700Hz geschaltet werden kann. Dadurch kann die Präsenz des Basses im Mix effektiv beeinflusst werden.

Eine Aktiv/Passiv-Schaltung ist bei diesem Modell nicht vorgesehen. Einerseits schade, weil man sie in anderen BTB-Modellen durchaus vorfindet, andererseits bietet die gegebene Konfiguration bereits so viel Flexibilität, dass weitere Möglichkeiten durchaus zur Optionsparalyse führen könnten. Mit knapp über 1mA Strombedarf halten moderne Batterien auch gefühlt ewig, wodurch der Passivmodus als „Notnagel“ auch nicht weiter relevant sein dürfte.

(Bild: Dieter Stork)

SOUND

Kernstück des Sounds ist neben der massiven Konstruktion das Pärchen Nordstrand-Big-Single-Tonabnehmer, die einen kraftvollen, artikulierten Sound liefern sollen. Dabei handelt es sich um Single-Coils mit starkem Magnetfeld und zwei Pole-Pieces pro Saite für einen strafferen Sound.

Im Ergebnis liefert der BTB25TH einen kernigen, artikulierten Sound mit rohem, aggressivem Unterton. Die Kombination aus steifer Halskonstruktion und aggressiv abgestimmten Pickups sorgt für einen durchsetzungsfähigen Grundsound, der dank des Single-Coil-Designs dennoch nichts von seiner Unangestrengtheit verliert. Humbucker neigen mit ihren konstruktionsbedingten Mittenauslöschungen gern zu einem leicht komprimierten Spielgefühl.

Durch das Extra an Mitten bleibt den Big Singles gefühlt eine höhere Natürlichkeit erhalten. Je nach Anschlagstärke bietet der Bass einen klaren, knurrigen oder bellenden, rotzigen Sound. Gepaart mit einem starken Sustain bereitet insbesondere die H-Saite viel Spielspaß und liefert ein drückendes Fundament. Aufgrund der Tonabnehmer lassen sich etwaige Jazz-Bass-Qualitäten nicht leugnen, das Klangbild ist jedoch deutlich massiver und druckvoller als es bei einem klassischen JB der Fall ist.

In der Mittelstellung der Pickup-Blende präsentiert sich der BTB drahtig und direkt. Deutlich holziger wird der Sound, sobald die Pickup-Blende in Richtung Hals-Pickup bewegt wird. Aufgrund des straffen Charakters ist der Klang auch hier stets definiert, auch wenn der Bassbereich nun deutlich ausgeprägter ist. Ohne den mittigen und bissigen Bridge-Pickup ist der Sound nun bedeutend wärmer, knorziger und runder. Gepaart mit einem leichten Overdrive oder etwas getretenen (Röhren-)Amp geht hier die sprichwörtliche Sonne auf.

Für sich genommen ist der Bridge-Pickup etwas dünn auf der Brust, was sich durch den EQ jedoch leicht kompensieren lässt. Davon abgesehen zeichnet er sich durch nasale und bissige Mitten aus, die dank des sonst sehr straffen Grundsounds eher an einen Thumb als einen Jazz Bass erinnern, was zumindest in meinen Ohren etwas Gutes ist. Durch diese prägnanten Mitten besitzt der BTB ein angenehmes Maß an Durchsetzungsvermögen und Artikulation, die ihn in einer Vielzahl an Kontexten wunderbar dastehen lassen.

Mittels 3-Band-EQ lässt sich der prägnante Charakter allerdings durchaus etwas zügeln und der Klang weicher gestalten, etwa um Anschlaggeräusche zu minimieren. Zumindest mit frischen Saiten sehe ich keinen Grund, Mitten oder Höhen an diesen Instrumenten noch weiter boosten zu müssen, allein durch Nutzen der Pickup-Blende lassen sich die meisten Nuancen wunderbar einstellen. Das Absenken an der ein oder anderen Stelle kann je nach Kontext hingegen sinnvoll sein.

RESÜMEE

Nicht nur im Metal und verwandten Musikrichtungen, überall, wo ein charakterstarker Bass mit Tragweite gefordert ist, macht der BTB25TH5 eine gute Figur. Die Optik mag etwas polarisieren, doch klanglich gehört das Jubiläumsmodell bisher mit zu meinen persönlichen Favoriten der BTB-Reihe.

Druckvolle, kernige Sounds mit einer Tendenz zu Rotzigkeit und roher Ansprache, kombiniert mit einer flexiblen und praxistauglichen Klangregelung machen es in meinen Augen und Ohren zu einem exzellenten Allrounder überall dort, wo nicht explizit Vintage gefordert ist. Wer noch ein bisschen mehr braucht, kann das Modell auch mit sechs Saiten erwerben. Die Konstruktion kommt ohne unnötigen Firlefanz aus und in Anbetracht des angemessenen Preises gibt es von meiner Seite eine Gratulation zum erfolgreichen Jubiläum.

PLUS

● Ergonomie
● Charakterstarker Sound
● Vielseitige Elektronik
● Gut zu wissen
● Kein Passivmodus!

MINUS

● Qualitätskontrolle

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2024)

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