Runde Sache

Test: Ibanez BTB 1835

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(Bild: Dieter Stork)

Markante Form, gepaart mit langer Mensur: Die BTB-Serie aus dem Hause Ibanez stellt eine beliebte Alternative zu den eher zierlichen Instrumenten aus der Soundgear-Serie dar und genießt seit vielen Jahren einen guten Ruf. Der neue BTB 1835 stammt aus dem aktuellen Premium-Line-up und soll auch hohen Ansprüchen genügen.

PREMIUM-HÖLZER

Ist der Fünfsaiter einmal aus dem mitgelieferten Gigbag befreit, fällt sofort die aufwendige Zusammenstellung der Hölzer ins Auge und es wird deutlich, weshalb der in Indonesien gefertigte 1835 zum Premium-Line-up gehört. Sowohl der durchgehende Hals als auch die angesetzten Korpusflügel sind aus vielen Lagen zusammengesetzt und bieten, in Kombination mit der goldenen Hardware, einige optische Reize.

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Zusätzlich durch Grafitstäbe verstärkt, sorgen insgesamt neun Streifen aus Ahorn, Panga-Panga und Bubinga für einen steifen und verwindungsfreien Hals. Das Spiel mit den starken Kontrasten der Hölzer wird auch bei den Korpusflügeln fortgesetzt. Zwischen dem Kern aus leichter, heller Sumpfesche und den dunklen Bubinga-Deckeln sind zusätzlich noch Furnierstreifen zur Abrundung des Gesamtbildes eingeleimt worden. Nicht ganz ins Bild passen hingegen ein paar wenige kleinere Unsauberkeiten in der Verarbeitung, die bei einem Instrument, für das etwa € 1500 fällig werden, nicht sein müssen.

Während sonst alle Holzarbeiten recht sauber ausgeführt sind, ist das Griffbrett aus Panga-Panga am Spannstabzugang etwas unsauber abgeschliffen, auch der Lack weist an dieser Stelle ab Werk bereits Spuren vom Setup auf. Insgesamt ist die Lackierung ordentlich ausgeführt, ein oder zwei kleine Lacknasen lassen sich bei genauerer Inspektion dann aber doch finden. Ibanez selbst bezeichnet das Finish als Natural-Low-Gloss, was in der Praxis bedeutet, dass der nur leicht glänzende Lack dünn genug ist, um die Textur der Hölzer noch mit den Fingern erahnen zu können, aber bei weitem nicht so stark wie es bei einem offenporigen Satinlack der Fall wäre.

Durchgehender Hals (Bild: Dieter Stork)

AUSBALANCIERT

Gewissenhafter geht es bei den Bünden zu. Dank der sogenannten „Premium-Bundbehandlung“ sind die Enden der Edelstahlstäbchen perfekt verrundet und sorgen so für ein butterweiches Spielgefühl. Zwar sorgt der großzügige Saitenabstand von 19 mm an der hauseigenen Mono-Rail-Brücke auch für ein entsprechend breiteres Griffbrett, jedoch ist das Profil des Halses recht schlank, wodurch kein „Baseballschläger-Feeling“ aufkommt.

Generell bietet der BTB eine ausgewogene Ergonomie, wie man sie von einem modernen Edelbass erwartet. Mit nicht ganz 4,6 kg hängt er auch nicht allzu schwer und ausbalanciert an der Schulter. Kopflastigkeit zeigt sich nicht nennenswert und so kann man sich ganz auf das Spielen des Instruments konzentrieren.

Wem die Werkseinstellung von Hals und Saitenlage dabei nicht ganz zusagt, der kann diese unkompliziert mit dem mitgelieferten Einstellwerkzeug nachjustieren. Das Testexemplar lässt dabei zwar keine ultraflachen Einstellungen zu, bietet für die meisten Spieler aber wohl ausreichend Spielraum in beide Richtungen. Viel Spielraum bietet auch das großzügige Cutaway im Bereich der oberen Bünde, die absolut problemlos zu erreichen sind, was bequemes Akkord- und Solospiel ermöglicht.

VON WARM …

Über die seitlich angebrachte, verriegelte Klinkenbuchse aus dem Hause Neutrik wird das Instrument an die Außenwelt angeschlossen und kann so seine inneren Werte präsentieren. Und die haben es in sich: Anstelle der häufig verwendeten Bartolini-Tonabnehmer, verrichten hier zwei passive DCB-Humbucker von Aguilar ihren Dienst als Signalwandler. Schon bei den ersten Tönen, bestätigt sich der ursprüngliche Eindruck eines ausgewogenen Instruments.

Bereits im Passiv-Modus kommen alle Töne mit einem modernen, definierten Grundcharakter daher. Typisch für Tonabnehmer dieser Bauart wirkt der Sound stets leicht komprimiert, wodurch sich, in Kombination mit den leicht betonten Hochmitten, ein „HiFi“-artiger Grund-Sound ergibt, der insbesondere beim Akkordspiel für ein aufgeräumtes Klangbild sorgt. Aber auch die tiefen Register profitieren, dank der aufgeräumten Mitten, von diesem Voicing und liefern trockene, direkte Bässe. Sicherlich trägt auch die etwas längere Mensur von 35″ ihren Teil zu diesem Klang-eindruck bei.

Mittels PU-Überblende lassen sich dem Instrument aber auch deutlich bauchigere Sounds entlocken, wenn überwiegend der Hals-Pickup angewählt wird. Dieser weiß mit vollen, aber kontrollierten Bässen und einem sehr weichen Obertonspektrum zu überzeugen. Schließt man dazu noch den Höhenregler, der im Passivmodus gleichzeitig als passive Tonblende arbeitet, kommt fast schon Vintage-Feeling auf.

Aufgrund der fehlenden „Spritzigkeit“ der verbauten Tonabnehmer macht das Exemplar an der Brücke zumindest im ersten Moment einen weniger überzeugenden Eindruck. Ich will nicht sagen, dass er fehl am Platz sei, ein bisschen mehr Offenheit in den Höhen wäre allerdings doch willkommen. Auf der anderen Seite kommen hier knurrig, warme Sounds umso besser. Insgesamt ist das passive Klangbild rund und ausgewogen.

Ibanez-MR5S-Steg & Aguilar-DCB-PUs (Bild: Dieter Stork)

… BIS DURCHSETZUNGSSTARK

Grundsätzlich ändert sich auch im aktiven Modus nichts daran, aber natürlich bieten sich durch die 3-Band-Klangregelung noch ganz andere Möglichkeiten der Klangformung. Bereits in Mittelstellung der Regler machen sich die Auswirkungen eines hochohmigen Vorverstärkers deutlich bemerkbar. Der Ton wird klarer und es wirkt ein wenig, als sei die sprichwörtliche Decke vom Lautsprecher genommen worden.

Im Zusammenspiel mit dem Höhenregler lassen sich nun auch höhenreiche, moderne Sounds für Slapping oder Tapping realisieren, ohne dass es zu starkem Klirren oder Rauschen kommt. Natürlich nimmt das Rauschen etwas zu, wenn Höhen verstärkt werden, das liegt allerdings in der Natur der Sache und ist bei dieser Elektronik nur in extremen Einstellungen auffällig. Auch die Klangregelung für die Bässe greift musikalisch zu und liefert eine Extraportion Schub, die insbesondere dem Bridge-PU sehr gut steht.

So richtig spannend wird es aber erst mit der Verwendung des Mittenreglers, denn hier entscheidet sich, ob der Bass im Mix untergeht oder gut platziert ist. Wie bei jedem Mittenregler gilt es aber dennoch, behutsam mit den Änderungen vorzugehen, denn oft liegt zwischen Präsenz und Aufdringlichkeit ein schmaler Grat.

Zur Verfügung stehen, durch einen Kippschalter anwählbar, drei gut gewählte Frequenzen: in oberster Position greift der Mittenregler bei 250 Hz, einer Frequenz, die oft überrepräsentiert ist und für moderne Sounds etwas zurückgenommen werden darf. Wer volle, bauchige Klänge bevorzugt, kann hier auch vorsichtig boosten. In Mittelposition liegt die Frequenz bei 450 Hz. Gerade im Kontext einer Band bietet sich hier eine leichte Absenkung an, um den Gitarren etwas Platz zu schaffen. Bei der Anhebung ist Vorsicht geboten, um den Bass nicht nölig klingen zu lassen.

Steht der Schalter in der untersten Position, befinden wir uns mit 700 Hz schon im Bereich der Hochmitten, welcher sich sehr gut eignet, um Durchsetzungsfähigkeit und Präsenz zu schaffen. Die Möglichkeiten sind mannigfaltig und es sollten schon ein paar Minuten eingeplant werden, um sich mit den verschiedenen Kombinationen vertraut zu machen. Alle Regler haben praxistauglich gewählte Reichweiten sowie Frequenzen und dank Bypass-Schalter bietet das Instrument zwei schnell abrufbare, bei Bedarf grundverschiedene Sounds.

Volles E-Fach (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Mit dem BTB 1835 präsentiert Ibanez einen waschechten Premium-Bass, der an Klangvielfalt kaum Wünsche offen lässt. Zwar sind die großen Abmessungen von Mensur und Saitenabstand nicht für jedermann, wer genau das jedoch bevorzugt, findet in diesem Bass ein ergonomisches Instrument für sämtliche Stilrichtungen und Spielweisen.

PLUS

● Ergonomie
● ausgewogener Klang
● vielseitige Elektronik
● Passivbetrieb möglich

MINUS

● kleinere Unsauberkeiten im Finish

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2021)

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