Klangvielfalt zum Kampfpreis

Test: Ibanez AZ22S1F-TXB & AZ24S1F-VLS

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KLÄNGE EN MASSE

Beide Vertreterinnen der neuen Ibanez AZ Standard Serie lassen sich auf Anhieb höchst komfortabel bespielen. Grund dafür sind die Bodies mit modifiziertem Strat-Shaping, die ergonomisch gestalteten Halsübergänge, das entspannend in der Hand liegende, wohlproportionierte C-Profil der Hälse, deren angenehm holzig griffige Oberfläche, die top bearbeiteten Edelstahlbünde und die perfekte Balance am Gurt und auf dem Bein.

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Beide Gitarren geben sich schwingfreudig und dynamisch, sprechen direkt und akzentuiert an, zeigen lebendige, flinke Tonentfaltung und stabiles, gleichförmig abklingendes Sustain. Während sich die AZ22 im Trockentest bei gesunder Ausgewogenheit knackiger, drahtiger, obertonreicher und insgesamt etwas spritziger gibt, kommt die AZ24 kraftvoller, wärmer und runder, aber keineswegs weniger ausgewogen daher, hält sich jedoch im Obertonbereich etwas zurück.

Bringt man den Alter Switch in die Position Mode 1 (in Richtung Tone-Poti), bietet der 5-Weg-Pickup-Schalter der AZ22 neben den einzelnen Pickups die Strat-üblichen Kombinationen, in Position 4 die Paarung aus Mittel-Pickup und Halsspule des Steg-Humbuckers (siehe Grafik).

Am Verstärker liefert sie zunächst die gewohnte Spulenauswahl mit etwas zeitgenössischerer Klangausrichtung. Nicht so richtig vintage aber klangcharakterlich auf einem guten Weg und durchweg ausgewogen, klar, transparent und dynamisch. Während der In-Between-Sound von Hals- und Mittel-Pickups noch recht authentisch näselnd daherkommt, tönt die Kombi aus mittlerem Singlecoil und der Halsspule des Humbuckers etwas belegt, jedenfalls nicht so frisch, luftig und spritzig wie das Pärchen in Schalterstellung 2. Vielleicht wäre hier die Stegspule des Humbuckers vorteilhafter gewesen.

Der Doppelspuler lässt den Ausgangspegel ein gutes Stück ansteigen und klingt druckvoll, prägnant und durchsetzungsstark. Da der Mittelpickup ein RW/RP-Typ ist, sind in den Zwischenpositionen distortion-bedingte Störgeräusche kein Thema.

Aktiviert man den Alter Switch (Mode 2), werden Hals- und Mittel-Einspuler seriell verschaltet. Es entsteht nicht nur brummtechnisch sondern auch klanglich ein Humbucking-Effekt, ähnlich einem Fullsize-Humbucker. Somit ertönt auch in der Mittelstellung des 5-Weg-Schalters quasi die Kombi zweier Doppelspuler, beides ganz schön fett aber dennoch luftig und frei von Störgeräuschen.

Die Schalterposition 4 aktiviert die Halsspule des Humbuckers, die dem leicht nasalen Knopfler-Klang zweier Singlecoils ähnelt. Die Stegspule hätte sicherlich für noch mehr Authentizität und Twang gesorgt. Wie schon im Alter Mode 1 ist am Ende wieder der Humbucker am Start. Daher bietet die AZ22 auch „nur” neun Klangvarianten, die nahezu ausnahmslos sowohl im Clean-, als auch Crunch- und High-Gain-Einsatz überaus brauchbare Sounds mit ebensolcher Dynamik bereithalten.

Neben der Standardkonfiguration zweier Humbucker sind in den Schalterposition 2 und 4 der AZ24 die inneren bzw. äußeren Humbucker-Spulen am Start (siehe Grafik).

Das komplette Klangspektrum inklusive der Zwischenpositionen meistert sowohl Clean-, wie Crunch- als auch High Gain Sounds mit lebendiger Transparenz, ordentlich Punch, straffen definierten Bässen, durchsetzungsstarken Mitten, nicht übermäßig scharfen Höhen, exzellenter Dynamik und stabilem Sustain.

Bei aktivem Alter Mode stehen 5 weitere Klangvarianten zur Verfügung, in den Zwischenpositionen 2 und 4 des 5-Weg-Schalters agieren die Stegspule des Hals- bzw. die Stegspule des Steg-Humbuckers. In den Positionen 1, 3 und 5 kommt die Ibanez-Power-Tap-Schaltung zum Einsatz, die den Humbuckern neue interessante Sounds verleiht. Durch eine spezielle Schaltung wird das tieffrequente Signal der angezapften Spule der anderen Spule zugemischt, was zu einem kräftigeren Klang als der einer Einzelspule führt.

Im Vergleich zu den Humbucker-Klängen ohne Power Tap erscheinen hier die Mitten wärmer und gedämpfter, gleichzeitig werden die Höhen nahezu beibehalten und die Bässe leicht angehoben. Unterm Strich ergibt das drei zusätzliche praktikable Sounds. Da jedoch der Power Tap Mode den Humbucking-Effekt außer Kraft setzt, stelle ich in den Positionen 1, 3 und 5 bei Distortion-Sounds erhöhte Störgeräusche fest.

Die Vorteile: Pegelunterschiede zwischen Humbucker- und Power-Tap-Betrieb gibt es nicht. Neben vielen anderen Features möchte ich die gleichförmige Regelcharakteristik der Potis und die Effizienz der Treble-Bleed-Schaltungen beider AZ-Standard-Gitarren hervorheben. So lassen sich Ausgangspegel und Verzerrungsgrad bzw. Höhenanteil präzise und feinfühlig dosieren.

RESÜMEE

Mit seiner neuen Standard Series launcht Ibanez zwei erstklassige, vor allem aber klanglich extrem vielseitige Gitarren zu echten Kampfpreisen. Während die AZ22S1F per Alter Switch den Kombis aus Hals- und mittlerem Singlecoil Humbucker-Qualitäten entlockt und noch 7 weitere klassische wie auch unkonventionelle Spulenkonstellationen bereithält, punktet die AZ24 mit 10 Klangvarianten inklusive Power-Tap-Schaltung. Auch sie kann klangqualitativ mit ihrer Schwester mithalten, bietet praktikable, wunderbar tönende Spulenkombis, auch wenn die Power-Tap-Varianten den Humbuckern ihre brummunterdrückende Wirkung nehmen.

Neben dem gewohnten Humbucker-Betrieb kann sie mit ihren separat anwählbaren Stegspulen von Hals- und Steg-Humbucker regelrecht glänzen. Angesichts exzellenter Schwingeigenschaften, höchsten Spielkomforts, vorbildlicher Verarbeitung, vielseitiger traditioneller wie moderner Sounds und nicht zuletzt günstiger Kurse empfehlen sich die neuen AZ Standard Modelle sowohl für alle möglichen musikalischen Genres als auch Experimentierfreudige.

Plus

● Sounds
● klanglich extrem variabel
● Ansprache, Dynamik & Sustain
● Edelstahlbünde
● Sure Grip Reglerknöpfe (AZ24)
● Alter-Switch-Konzept
● Spielbarkeit
● Verarbeitung
● Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 02/2025)

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