Fingerstyle-Offensive

Test: Ibanez ACFS580CE & AWFS580CE

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Ibanez ist immer am Puls der Zeit – egal, ob es um noch eine Saite mehr für die Metal-Fraktion geht, oder darum, neue Tendenzen in der Acoustic-Szene aufzugreifen.

Letzteres tat der Hersteller intensiv – und präsentiert als Ergebnis die Fingerstyle Collection. Die beiden Modelle dieser Serie sollen dem Wunsch nach ausdrucksstarkem, perkussivem Spiel Rechnung tragen und liegen uns hier zum Test vor.

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(Bild: Dieter Stork)

Und dieser Trend ist nicht etwa von irgendwelchen Werbe-Agenturen herbeigeredet worden, sondern findet lebendigen Ausdruck im Spiel von jungen innovativen Acoustic-Playern wie z. B. Petteri Sariola, Alexandr Misko, Jon Gomm oder Andy McKee.

Durchdacht

Die beiden Steelstrings stellen ein ausgeklügeltes und clever kombiniertes Duo dar, wobei das kleinere Grand-Concert-Modell mit einem Extra an Korpustiefe (Zargenbreite) aufwartet, während das Dreadnought-Pendant etwas schlanker als der Durchschnitt daherkommt.

Die Decken sind aus selektierter massiver Alpen-Fichte und werden mittels X-Bracing stabilisiert. Besondere Erwähnung verdienen hier noch das durchsichtige Schlagbrett und die sehr schöne Schalllochverzierung mit einer Umrandung aus Abalone und einer edel wirkenden Einfassung aus Pau Ferro.

(Bild: Dieter Stork)

Aus diesem Holz (natürlich massiv) sind auch Zargen und Böden der Fingerstyle Collection. Geschmackvolle Verbindung finden die Korpusteile über ein Binding aus geflammtem Ahorn.

Die Saiten liegen auf Stegeinlage und Sattel aus ungebleichtem ölimprägniertem Knochen für gute Schwingungsübertragung und Stimmstabilität. Für die Stimmgenauigkeit sorgen Gotoh-Tuner mit einer Übersetzung von 18:1. Die identischen Hälse sind extrastabil aus drei Lagen Mahagoni und zwei Streifen Pau Ferro zusammengefügt. Das Profil ist eher breit und flach – das Ebenholzgriffbrett bietet mit 45 mm am Sattel reichlich Platz für schnelles präzises Spiel. Die Venezianischen Cutaways sorgen dafür, dass dies auch in den hohen Lagen so bleibt.

Um moderne perkussive Techniken adäquat auf der Bühne präsentieren zu können, braucht man natürlich das passende Pickup-System. Hier hat sich Ibanez keinesfalls auf bereits erworbenen Lorbeeren ausgeruht. Es sind zwei Pickups an Bord – ein Piezo unter der Stegeinlage und ein Block-PU innen am Halsfuß. Beide Tonabnehmer haben einen eigenen Volume-Regler auf der Zarge. Der Clou: Man kann die Pickups mono am Gurtpin per Klinke abgreifen und mit den Volume-Reglern das Verhältnis mischen … oder – mittels eines zweiten Klinke-Out – die Signale getrennt herausgeben und individuell abmischen. Sehr interessante Option!

(Bild: Dieter Stork)

Werkseinstellung und Finish sind (typisch Ibanez) erstklassig ausgeführt, die Instrumente kommen in passgenauen Koffern – das macht alles einen sehr guten Eindruck.

Performance

Als ich die zwei Ibanez – zunächst noch unverstärkt – anspiele, springt mir deren Vitalität nur so entgegen. Ein sehr erfrischender erster Klangeindruck bietet sich. Tolle Ansprache, irre Dynamik, sonore Bässe, straighte Mitten, klare Höhen und alles wie schon eingespielt. Dazu ein famoser Spielkomfort, wo es einem das breite Griffbrett leicht macht, Bass- und Melodielinien entspannt und zielgenau gegeneinander laufen zu lassen. Natürlich klingt neben Fingerstyle auch herkömmliches Strumming ganz wunderbar.

Entscheidend ist freilich die Performance über Anlage. Beim Pickup-System gilt es festzustellen, dass der Piezo unter der Stegeinlage eindeutig Chef im Ring ist. Er alleine liefert schon – ohne dass man eine Klangregelung vermisst – einen homogenen, natürlichen, ausgewogen verstärkten Grundklang. Das kann man von seinem Gegenüber so nicht behaupten, aber in der Beimischung wird sein Wert deutlich: Da kommt Luft, eine knochentrockene Präsenz und eine gewisse Lebendigkeit ins Spiel – und das ohne jeglichen Hang zu Feedback. Was wir hier nicht haben, ist eine hochsensibel abgemikte Decke, die für Percussion-Einsätze hochgetuned ist. Stattdessen eher ein Instrument, das solche Spieltechniken unterstützt, dabei aber im Bühneneinsatz unkompliziert zu handhaben ist. Eine coole Option ist, die PUs einzeln über die beiden Klinke-Outs abgreifen zu können, sodass man sie am Mischpult z. B. im Panorama auseinanderdrehen und individuell abmischen kann – da sind fette Breitwand-Sounds möglich.

(Bild: Dieter Stork)

Resümee

Schön, dass diese „Performance-Gitarren“ auch unverstärkt schon richtig toll klingen und mit ihrem vorzüglichen Spielkomfort sofort großen Spaß verbreiten. Über Anlage stehen einem dann sowieso Tür und Tor offen, um sich individuell und stark in Szene zu setzen. Zahllose Möglichkeiten in Kombination mit nur zwei Reglern – das gefällt mir! Welches der beiden Modelle einem nun eher zusagt – die extra klangvolle Grand Concert, oder die schlank aufgestellte Dreadnought – muss jeder für sich selbst herausfinden … mich hat die kleinere der beiden etwas mehr angefixt.

Ibanez hat hier (wieder mal) die Zeichen der Zeit erkannt und einen blitzsauberen Job abgeliefert. Schöne Instrumente!

PLUS

  • Design, Finish
  • Hölzer, Hardware
  • Werkseinstellung, Spielkomfort
  • Pickup-System
  • Sustain, Dynamik, Ansprache
  • Klang unverstärkt
  • Sound-Möglichkeiten über Anlage (zwei Outputs)

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2019)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo,
    habe mir vor 4 Monaten die ACFS580CE-OPS gekauft. Ich kann oben beschriebene Ausführungen voll und ganz unterstreichen.
    Ein entscheidender Punkt fehlt allerdings, den ich bisher auch nirgends erwähnt sah: die Gitarre ist für mich bis heute nicht bespielbar. Warum?
    Schon beim entpacken kam mir nach öffnen des Koffers ein Duft entgegen, der von der Konzentration her an eine Chemiefabrik erinnerte. Am Gitarrenhals befand sich ein Schild mit einem Warnhinweis bezüglich krebserregender Stoffe, die über die Atemwege in den Körper gelangen können. Ich konnte nicht länger als 5 Minuten auf der Gitarre spielen, der Geruch war nicht auszuhalten. Stechend, Mundschleimhäute leicht brennend waren die Symptome, die bis zum heutigen Tag immer noch auftreten, wenn ich die Gitarre länger als 5 Minuten in die Hand nehme. Als Besitzer von 20 Gitarren habe ich so etwas noch nicht erlebt. Aus diesem Grund bekommt die Gitarre von mir ein klares mangelhaft, denn was nutzt ein gutes Instrument, das man nicht spielen kann?
    Tschüß

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