Alu-Evolution
Test: Hartke HyDrive HL112
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
Mitte der 80er bauten Larry Hartke und Ron Lorman neuartige Lautsprecher in eine alte Ampeg 8×10. Mit Alu-Konen statt des üblichen Papiers sahen sie nicht nur komplett anders aus, sie klangen auch so. Und da diese Box keinem Geringeren als Jaco Pastorius gehörte, dessen glühende Begeisterung erfuhr, und sie zudem noch im legendären New Yorker Jazzclub „The Bottom Line“ residierte, ist der Rest – wie man so schön sagt – Geschichte.
Nun treffen Alu-Speaker nicht jeden Geschmack, und so gab es auch Hartke-Boxen mit regulären Pappen. Anfang der 2010er kam Hartke dann auf die Idee, beides in einem Speaker zu kombinieren – the best of both worlds. Nach der ursprünglichen HX und der überarbeiteten HD gibt es mit der HL nun die dritte Generation.
NEUER SPEAKER
Der Name HyDrive bleibt, und auch die grundsätzliche Konstruktion des Lautsprecherkonus. Der innere Teil der Membran ist aus verwindungssteifem Aluminium, der äußere aus Papier, das Hartke als „Kevlar-loaded“ beschreibt. Kevlar ist ein Markenname von DuPont, dem Chemiegiganten, der uns schon etliche Fender Custom Colours beschert hat (mit Lacken, die eigentlich für Autos entwickelt worden waren). Die Faser selbst ist zum Beispiel durch ihren Einsatz in schusssicheren Westen bekannt.
Bei der Lautsprechermembran sind die Kevlarfasern wohl unter die Papierfasern gemischt, aus denen der äußere Ring gefertigt wurde. War der Speaker-Magnet in der HX noch aus Neodym, wechselte man bei der HD zu einem konventionellen Keramikmagneten. Für die HL kehrt nun Neodym zurück.
Was diesmal weggelassen wurde: Bislang waren die 112er mit einem Speaker mit doppelter Schwingspule ausgestattet. Mit einem Schalter im Anschlussfeld konnte dann zwischen einer Lautsprecherimpedanz von 8 Ohm oder 4 Ohm umgeschaltet werden. Die HL112 hat nur eine Schwingspule und damit eine Impedanz von 8 Ohm, ein regulärer 4-Ohm-Ausgang am Amp ist also mit zwei dieser Boxen ausgelastet.
Verpackt ist das Ganze in einem mittelgroßen Boxengehäuse aus 16 mm Multiplex, was kreuzverleimtes Sperrholz mit mindestens fünf Lagen bezeichnet. Die Schallwand beherbergt neben dem schon beschriebenen Hybrid-Zwölfzöller noch ein Hochtonhorn und eine Bassreflexöffnung zur Stärkung der Wiedergabe in den Tiefen.
Abgedeckt wird die Front mit einem unauffälligen, schwarz pulverbeschichteten Metallgitter, das ein unübersehbares Hartke-Logo ziert. Bei einer so kompakten Box kann auf die komplexe Verstärkung des Gehäuseinneren verzichtet werden, dafür gibt es hier reichlich sauber und vollflächig angebrachte Dämmung.
(Bild: Dieter Stork)
Das Anschlussfeld auf der Rückseite beherbergt zwei Speakon- und zwei Klinkenbuchsen zur Verbindung mit dem Amp, sodass man auf jeden Fall gut versorgt ist, wenn Boxen kombiniert werden sollen und der Amp nur eine Ausgangsbuchse hat. Des Weiteren findet sich hier ein Wahlschalter, der den Hochtöner komplett ungedämpft ins Spiel bringt, mit 6 dB Dämpfung, oder ausschaltet.
Die Buchsen nebst Weiche für den Hochtöner sitzen in einer gegenüber dem Speaker-Gehäuse komplett geschlossenen Kammer, sodass Luftgeräusche aus unbelegten Buchsen gar nicht erst auftreten können. Ebenso gegen das eigentliche Gehäuse abgeschlossen ist der Griff. Statt eines großen Metallgriffes fasst man hier direkt in eine seitliche Aussparung, angesichts des geringen Gewichts eine völlig akzeptable Lösung.
Die ersten Hartke-Boxen kamen mit einem damals modernen, frisch aussehenden Teppichbezug, später dann in einer Tolexähnlichen Außenhülle, die recht dünn und manchen Nutzer:innen nicht robust genug war. Für die HL-Serie hat man zu schwarzem Strukturlack gewechselt, der auf mich einen ordentlich haltbaren Eindruck macht und zudem leicht auszubessern wäre. Weiteren Schutz bieten acht Stahlecken, vier gut dimensionierte Gummifüße komplettieren die Ausstattung. Schön wäre es, wenn es auch auf der dem Griff gegenüberliegenden Seite zumindest kleine Gummifüße gäbe, um das Abstellen zu erleichtern, wenn man mal beide Hände voll hat.
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