Pretty in Pink
Test: Harley Benton MV-4P
von Joris Henke, Artikel aus dem Archiv
SOUND
Für die akkurate Übersetzung meiner Attacken auf die Saiten in ein hörbares Signal am Verstärker sorgen die hauseigenen AlNiCO-V-Pickups im traditionellen Stil. Auf sehr energetisches Spiel reagieren sie mit angenehmer Kompression und ordentlich Biss.
Auf Drop-D runtergestimmt, den Amp ein wenig aufgerissen und fertig ist der „Prügelsound“. Natürlich kann der Bass aber auch anders, wenn man möchte. Da die Ausgangsbasis eben ganz klassisch gehalten ist, liefert das Instrument bei gemäßigtem Spiel den runden, knorzigen Sound, den man von einem Preci kennt.
Wunderbar dynamisch reagiert der Bass auf verschiedene Anschlagpositionen und -techniken. Beim Spiel direkt über dem Pickup gilt es allerdings, etwas aufzupassen. Offenbar ist die Erdung der Elektronik nicht zu 100% sauber ausgeführt, sodass es bei der Berührung des Pickups unter der D- und G-Saite zu einem Surren kommt. Auf der Hälfte unter den tiefen Saiten ist hingegen Ruhe, weshalb das Problem in der Praxis nicht so tragisch ist. Positiv überrascht bin ich hingegen von der Qualität der Potis.
Sowohl der mechanische Widerstand als auch angenehm gleichmäßige Kennlinien sorgen für eine unproblematische und praxistaugliche Handhabung. Von drahtigem Spiel mit dem Plek über Finger-Galopp mit viel Clank à la Iron Maiden bis zu butterweichen Palm-Mutes ist hier alles dabei.
In klassischer Manier ist auch eine Handablage unter der G-Saite montiert, über deren Nutzen sich wohl die Geister scheiden. Mir persönlich ist sie in den meisten Fällen im Weg, insbesondere beim Slapping stört sie mich, bei Palm-Mutes oder dem Fingerspiel im Stil von Sting hingegen erfüllt sie natürlich ihren Einsatzzweck. Wer möchte, kann sie einfach abschrauben.
Dead-Spots oder Lautstärkesprünge zwischen den Saiten oder unterschiedlichen Lagen sind mir übrigens nicht im Übermaß aufgefallen. Wobei hier aufgrund der natürlichen Schwankungen im Werkstoff Holz auch mal ein Exemplar dabei sein könnte, das in diesem Aspekt weniger gut abschneidet.
RESÜMEE
Was soll ich sagen? Für gerade einmal etwas über 200 Euro bekommt man mit dem MV-4P einen echt soliden Preci in Retro-Optik und mit einer großen Portion Spielspaß. Hier und da bleibt bei diesem Preis die Verarbeitung auf der Strecke, zumindest beim Testexemplar beschränkt sich das aber hauptsächlich auf kleinere Details optischer Natur.
Dank einer guten Auswahl an Farben dürfte auch für die meisten Geschmäcker etwas dabei sein. Ich gehe auch davon aus, dass die JJ- und PJ-Varianten aus der Baureihe ganz ähnlich abschneiden werden. Gute Arbeit!
PLUS
● Bespielbarkeit
● Sound
● Preis-Leistungs-Verhältnis
MINUS
● Mechaniken ungleichmäßig gefertigt
● Binding unsauber
● Pickup unter der D- und G-Saite brummt bei Berührung
(erschienen in Gitarre & Bass 09/2024)
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