Beide Hagstroms sind recht solide gebaute Instrumente mit vergleichbaren Brettstärken von rund 4,2 cm am Korpusrand und bringen damit jeweils fast identische 4 kg auf die Waage. Keine Leichtgewichte also, aber das schockt ja nun wirklich niemanden, der im Les-Paul-Umfeld unterwegs ist.
Swede und Super Swede bieten mit ihren Single Cutaways und den fließend gestalteten Übergängen vom Hals zum Korpus eine überaus komfortable Handhabung. Hagstrom nennt das Design dieser Halsverbindung „Nape-Tenon“, welches die bewährte Zapfenverbindung mit einer extrem konturierten Verjüngung des Hals-Korpus-Übergangs kombiniert. Das ermöglicht einen besonders leichten Zugang zu den höchsten Bünden ohne damit die Schwingungsübertragung einzuschränken.
Anzeige
Der Hals der Super Swede verfügt über das etwas dickere Profil, was zusammen mit der längeren Mensur für mehr Straffheit in der Tongestalt sorgt, ansonsten liegen aber durchaus ähnliche Klangfarben vor, und von den Spieleigenschaften her gibt es bei beiden Instrumenten keine Klagen. Interessant noch:
Bei Edelstahlbünden gehen die Meinungen ja durchaus auseinander, zu loben ist natürlich die annähernde Verschleißfreiheit des Materials und die spiegelglatte Oberfläche für elegante Bendings. Es gibt aber auch Spieler, die das Spielgefühl nicht so sehr mögen und auch eine gewisse Härte und Schärfe in der Tonfarbe beklagen. Nun ja, Letzteres ist eher aus dem konservativen Lager zu hören, aber dennoch muss wohl jeder Spieler für sich selbst herausfinden, ob ihn das überhaupt tangiert. Die Unterschiede mögen marginal sein, aber wer wollte denn behaupten, dass es in Sachen Haptik und Klangempfinden auf das Detail nicht ankäme?
Trocken gegeneinander gehalten erweist sich das Klangambiente unserer Probanden als durchaus ähnlich. Es ist von klarer Artikulation und Durchsicht geprägt, lässt bei guter Geschlossenheit und offener Präsenz im Akkordbild klangfarblich leichte metallische Aspekte aufleuchten. Beide Gitarren können sich zudem auf eine schnelle Tonentfaltung und ein sattes Sustain stützen. Die Super Swede bietet den greifenden Fingern den erwartet höheren Widerstand und wartet mit einem Gran mehr an Stringenz auf.
Gehen wir mit der Swede in den Amp, so liefert die tatsächlich jenen traditionell gegründeten Ton, den ihre zurückhaltend gewickelten Tonabnehmer versprechen. Die Klangsprache ist also klassisch ausgerichtet, was nun wirklich kein Schaden ist. Die tonfarbliche Umsetzung kann man voll und rund nennen, auch wenn wir uns im leicht indifferenten Bassbereich mehr Kontur wünschen würden. Aber das hält sich im Rahmen und mit gut gewichteten Mitten und stimmig angepassten Höhen passt das schon.
Ausgeglichen und volltönend tritt die Swede prinzipiell in der Abteilung Clean an, auch wenn wir die Höhen nicht unbedingt „sweet“ nennen können; angenehm präsent kommt sie dann in Einstellungen von Crunch bis High Gain zum Zuge. Lead Sounds werden plastisch vermittelt, mit vollem, gut singenden Ton über den Hals-Pickup und mit solidem Strahl über den Kollegen am Steg.
Die Super Swede lehnt sich über ihren Hals-Pickup gespielt durchaus an ihr Schwesterinstrument an, liefert vergleichbar breit angelegte Clean-Sounds, die aber durchaus im Bassbereich strammgezogener sind. Das gibt Akkorden bessere Kontur, ein knackiges Fundament mit gutem stimmlichen Aufbau im Akkord, was sich in vergleichsweise besserer Transparenz niederschlägt. Die längere Mensur macht sich in diesem Sinne deutlich positiv bemerkbar.
Die Straffheit unten herum macht sich über den Steg-Pickup gehört sogar noch besser. Damit sind kompakte Powerchords leicht und federnd zu haben. Ambitioniertes Solospiel wird differenziert und obertonsatt übersetzt, auch wenn in heftigeren Einstellungen eine gewisse Mittennase nicht zu überhören ist. Aber das kann man ja durchaus mögen.
Die Super Swede ist mit diesem ausgangsstärkeren Humbucker auf jeden Fall eine schlagkräftige Waffe mit viel Biss und Angriffslust. Beide Gitarren haben dann noch schalttechnisch identisch angelegte Coil-Split-Funktionen. Ziehen wir die Tone-Regler, so erhalten wir entsprechende Singlecoil-Sounds. Die sind nun in beiden Fällen nicht unbedingt das, was man fenderisch nennen könnte. Eher sind es klangfarbliche Optionen für spezielle Angelegenheiten. Etwas metallisch und spirrig in klaren Einstellungen leidlich nutzbar, können sie allerdings im Zerrmodus für schnelle Wechsel in der Dynamik und Klangdichte, aber auch in der Farbgestaltung von Sounds dienlich sein.
RESÜMEE
So haben wir das gern: auf bewährter Grundlage das Optimum suchen und den Mehrwert finden! Hagstrom hat mit seinen Klassikern Swede und Super Swede eh zwei zwillinghafte Zugpferde im Rennen, die mit ihren unterschiedlich langen Mensuren differierende Ansprüche von Spielern an Saitenspannung und Tonentfaltung zu erfüllen vermögen.
Aufbauend auf die längst erworbene Wertschätzung hat Hagstrom mit den Instrumenten aus der New Generation-Serie nun das Ohr am Trend der Zeit, ohne die bewährte Qualität zu vernachlässigen. Zeitgerechte Verfeinerungen finden wir in der spielförderlichen Neugestaltung der Hals-Korpus-Verbindung (Nape Tenon), in der verfeinerten Volute zur Stabilisierung des Winkelübergangs zur Kopflatte hin, in überarbeiteten Locking-Mechaniken und in der Verwendung von Edelstahlbünden.
Beide Instrumente klingen mit ihren Lundgren Design Humbuckern beeindruckend gut in ihrer Kategorie. Die Swede bewegt sich eher in traditionellem Kielwasser, die Super Swede hat etwas mehr Dampf auf dem Kessel (Steg-Pickup) und tönt tendenziell moderner. Mit Blick auf die erschwinglichen Preise inklusive Koffer können wir nur noch sagen: gut gemacht, Hagstrom!
Bijzonder dat deze prachtige gitaren zo weinig aandacht krijgen. Blijven onder de radar. Jammer. Ze zijn de moeite waard!