Sternenfeuer für die Bühne

Test: Guild Starfire Bass II

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

Kaum ein Semi-Hollow-Bass-Design ist heute so kultig wie der Mitte der 60er-Jahre vorgestellte Starfire Bass von Guild. Schon Jack Casady (Jefferson Airplane), Phil Lesh (Grateful Dead) und Chris Hillman (Byrds) setzten früh auf den einzigartigen Sound des ikonischen Shortscales, für den neben der Bauweise damals wie heute auch immer eine besondere Elektrik verantwortlich war. Schauen wir mal, wie nah sich die neueste Version am Vintage-Original orientiert…

Die erste Variante des Basses kam wie gesagt Mitte der 60er auf den Markt, 1967 gefolgt vom Starfire Bass II, dessen Zahlensuffix die Zahl der Pickups angibt – der erste begnügte sich mit nur einem Stegabnehmer. Ebenjene Bi-Sonic Pickups kamen seinerzeit von Hagström in Schweden und sind zum Stoff von Legenden geworden. Originale sind gesucht, Nachbauten wie Darkstar oder Curtis Novak erfreu(t)en sich großer Beliebtheit. Trotz des großen Gehäuses handelt es sich um Singlecoil-Abnehmer, die etwas ungewöhnliche Art, die Polepieces in der Höhe justieren zu können, gibt die Größe vor.

Anzeige

(Bild: Dieter Stork)

Bi-Sonic heißen sie übrigens, weil sie laut Hagström-Katalog von 1966 Bässe und Höhen trennen, um bei ihrer dann gleichzeitigen Wiedergabe eine neue Dimension im Klang zu erreichen. Na denn … Nun aber mal zu dem Bass, in den die BS-1 eingebaut sind, um den geht es ja schließlich.

Herrliches, makellos lackiertes Emerald Green strahlt mich da an, mal eine ganz andere Farbe! Und das großflächig, denn wer bei Shortscale kleine und zierliche Bässe im Sinn hat, dürfte das beim Starfire überdenken. Der halbakustische, mit mehrstreifigem Binding eingefasste Korpus aus laminiertem Mahagoni, mit gewölbter Decke und gewölbtem Boden, ist ordentlich groß, die weit in den Korpus versetzte Brücke tut ihr Übriges dazu, dass der Bass länger ist als die meisten Longscales. Da wird es, auch wegen des mit Winkel zum Korpus eingeleimten Halses und des zusätzlichen Winkels der Kopfplatte schwer mit Tasche oder gar Koffer – umso lobenswerter, dass Guild gleich einen guten Koffer mitliefert!

Damit alles stabil bleibt ist der Hals dreistreifig aus Mahagoni/Ahorn/Mahagoni gebaut. Das Griffbrett mit seinen 21 schmalen Jumbobünden ist feines Indisches Palisander, wie auch die Böckchen der Brücke. Auch diese überaus eigene Konstruktion hat Ähnlichkeiten mit alter Hagström-Hardware.

(Bild: Dieter Stork)

Die Metallgrundplatte wird von zwei Schrauben auf dem Korpus fixiert, zwei Inbusschrauben lassen eine insgesamte Höhenverstellung zu. Die Böckchen können zur Justierung der Oktave in Nuten hin und her geschoben und in richtiger Position mit Schrauben festgesetzt werden – ziemlich genial. Individuell ließen sich die Saiten in der Höhe nur mit der Raspel einstellen, was aber auch nicht nötig ist. Konventionell ist dann wieder die Wahl der Mechaniken, hier tun normale offene Grover ihren Dienst. Die sind in der Gängigkeit einstellbar, dafür müsste man allerdings die jeweils gegenüberliegende Mechanik abmontieren …

Die Einstellung der Halskrümmung erfolgt traditionell über die Kopfplatte, der passende Schlüssel liegt bei.

Zu den Pickups schrieb ich ja schon ausufernd – geregelt und geschaltet werden sie mit Volume und Tone je Abnehmer, einem Dreiwegschalter und einem kleinen Master-Volume direkt beim Toggle. Charmanterweise sind die Regler bis 9 beziffert, voll aufgedreht zeigen sie dann mit „Volume“ oder „Tone“ ihren Verwendungszweck an. Beim Master bleibt‘s bei 9 als Maximum, für „Master“ war kein Platz. Kleine Messingnägel, die in die Decke eingeschlagen sind, machen die Potistellung jederzeit gut ablesbar, ein schönes und gar nicht so oft zu findendes Detail.

Beat Bass und mehr

Nimmt man zum ersten Umhängen einen Gurt, den man vorher an einem „normalen“ Bass hatte, nimmt man automatisch die Trageposition ein, wie sie in den Swinging Sixties zum Beispiel bei den Animals, Hollies oder Herman‘s Hermits üblich war; also für heutige Verhältnisse ziemlich hoch! Die konventionellen Gurtpins des Starfire sind mittig am Korpusende und am Halsfuß angebracht, dadurch ergibt sich das. Also den Gurt länger gestellt, dann kommt man in Spielpositionen, die die beiden legendären Spieler des originalen SF II, Jack Casady und Phil Lesh, schon damals bevorzugten. Zwei Dinge machen sich direkt bemerkbar: Der Bass ist nicht zu knapp kopflastig, und den linken Arm muss man strecken, um in die tiefen Lagen zu kommen. Mit locker aufgelegtem rechten Arm, ist die Kopflastigkeit schnell in den Griff zu bekommen, ums Strecken kommt man nicht rum …

Dafür bietet der Hals mit 38,4 mm am Sattel und recht weit nach innen gelegten Saiten und einem komfortablen, Vintage Soft U genannten Halsprofil beste Bespielbarkeit, die nur minimal getrübt wird durch den gut, aber noch nicht optimal gefeilten Knochensattel. Typisch für den Starfire ist, dass die Halsbreite nur wenig zunimmt, ein Feature, welches Alembic übernommen hat, nachdem sie von der Modifikation von Casadys und Leshs Starfires zum Bau eigener Bässe übergegangen sind. Die Saitenabstände erreichen am Steg dann auch nur ca. 17 mm. So ganz genau auf gleiche Abstände sind die Böckchen nicht gefeilt, davon merke ich aber beim Spielen genauso wenig wie von der Tatsache, dass die Saiten nicht mittig über die Polepieces von Steg- und Hals-Pickup laufen können, weil das zweimal derselbe Abnehmer ist.

Die beiden geben dafür prima Daumenstützen ab und sind auf Plastikrahmen in Höhe und Neigung angepasst montiert, sehr gut! Insgesamt in der Höhe verstellbar sind sie nicht, nur die Polepieces können wie schon geschrieben justiert werden, was beim Testbass ab Werk genau richtig gemacht wurde.

Bei so einem Hallbresonanzbass mit Sustainblock im Korpus kommt akustisch keine größere Lautstärke als bei einem Solidbody zustande, der Ton punktet aber schon mal dank der ungeschliffenen D‘Addario EXL165 Saiten mit erstaunlich viel Draht. Der verschwindet auch am Amp nicht, denn die Guild Bi-Sonics setzen auf eine ordentliche Höhenübertragung und haben mit den fetten und oft dumpfen Humbuckern mancher anderer Semis so gar nichts zu tun. Schon der Steg-Pickup alleine ist überraschend tragfähig. Erwartet man so direkt am Steg eigentlich nicht, ist aber logisch, wenn man sich vor Augen führt, dass die Polepieces ein ordentliches Stück vom Steg weg sind. Höhen gibt es auch genug, sodass es tatsächlich Spaß macht, mit der gut funktionierenden Tonblende zu arbeiten, die den Sound noch mittiger und drückender macht. Mit dem Halsabnehmer zusammen kommt mehr Tiefe dazu, mit einer immer präsenten akustischen Note im Ton. Der Halspickup alleine bringt nöligpöhliges Vintagefeeling, aber auch hier sind wieder ausreichend Höhen anwesend, um das Ganze nicht nur mumpfig klingen zu lassen – Chapeau.

(Bild: Dieter Stork)

Resümee

Ein charmanter Bass, der sich von der Masse abhebt! An Verarbeitung, Bespielbarkeit und Sound gibt es nichts auszusetzen, der mitgelieferte Koffer macht das Paket perfekt. Ob Retro-Beat, (gerne psychedelischer) Rock, Pop, Jazz – der Guild Starfire Bass II macht eine gute Figur. Auch in einer sonst akustischen Besetzung fügt er sich super ins Bühnen- und Klangbild. Bei etwas höheren Lautstärken und vielleicht einer Prise Verzerrung dagegen, fängt der Starfire sehr schön an zu singen und bringt einen auf neue Ideen … Antestempfehlung!

PLUS

  • Sound
  • Bespielbarkeit
  • Koffer

MINUS

  • Kopflastigkeit

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2020)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.