Salon oder Straße?

Test: Guild P-240 Memoir

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(Bild: Dieter Stork)

Diese kleine Acoustic ist ein Parlor-Modell. Palor heißt Salon – das Format war einst für die zarten Hände feiner Damen gedacht. Aber für Unterwegs macht es auch Sinn.

Wahrlich eine Gitarre für alle Gesellschaftsschichten. Von der High Society auf der Park Avenue bis zum Hobo im Güterwaggon nutzte jeder die Vorzüge solcher Gitarren. Und da sich Guild mit seiner Westerly-Serie der Akustik-Gitarren-Tradition im Allgemein, und der eigenen Historie im Besonderen verschrieben hat, darf dieses kleine Instrument im Porfolio natürlich nicht fehlen.

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Um das nochmal zu verdeutlichen: Die erste Blütezeit der Palor-Acoustic war in den 1920er-Jahren. Wir haben es hier also mit einem rund 100 Jahre alten Grundkonzept zu tun. Time flies …

Kompakt & klassisch

Die P-240 ist eine kleine und kompakte Gitarre mit einem Korpus bestehend aus einer massiven Decke aus Sitka-Fichte sowie Zargen und zweiteiligem Boden aus Mahagoni. Eben klassisch. Das Design kommt insgesamt sehr schlicht, reduziert aber wertig und auf Qualität bedacht daher. Es gibt weder ein Schlagbrett noch Purflings, wilde Inlays oder übertriebene Schallloch-Verzierungen – alles ganz cool und basic.

Der Hals aus Mahagoni ist am 12. Bund angesetzt, was die Kompaktheit der Gitarre zusätzlich fördert und für „kurze Wege“ sorgt. Zwischen Stegeinlage (im Steg aus Pau Ferro) und dem Sattel aus NuBone schwingen die Saiten über eine Mensur von 628 mm. Sie überqueren dabei das Griffbrett aus Pau Ferro mit 19 komfortabel verrundeten und polierten Bünden sowie kleinen Dot Inlays in Griffbrettmitte und -kante.

Die Kopfplatte ist eine Hommage an die Golden Era. Sie ist geschlitzt und mit einem geschwungenen Namens-Inlay aus Abalone verziert. Die hauseigenen Mechaniken wirken mit ihrer offenen Bauweise und den Butterbean-Stimmwirbeln zwar total old-school, liefern mit ihrer 18:1 Übersetzung aber modernen Stimm-Komfort. Mit den zwei stabilen Gurtpins ist die Guild auch bereit fürs stehend Spielen, zum Lieferumfang gehört dann noch ein robustes Säckchen mit Manual, Inbusschlüssel zur Halsjustage, Stegeinlage, Saitenpin und Plektren. Nette und nützliche Beigabe.

(Bild: Dieter Stork)

Spiel & Spaß

Die Guild liegt einerseits sehr kompakt und handlich am Spieler, bietet aber andererseits absolut erwachsene Spielbedingungen für Greif- und Spielhand. Mit einem satten C-Profil und einer Griffbrettbreite von gut 45 mm am Sattel werden bei den Halsproportionen keine Kompromisse gemacht. Das Gleiche gilt für das andere Ende der Saiten. Am Steg beträgt der Abstand zwischen den E-Saiten 58 mm.

Mit diesen Messwerten lädt einen die P-240 sofort zum Fingerpicking-Spiel ein und sorgt in diesem Metier – mittels guter Saitenlage und reichlich Platz für die Finger – für unmittelbaren Spielspaß. Und sie verbreitet dabei einen erstaunlich vollmundigen Klang mit durchaus vollen Bässen klar artikulierten Höhen, ordentlicher Lautstärke und ausgeprägtem Sustain. Gute Parlor-Gitarren können da immer wieder überraschen – so auch die Guild. Strumming mit dem Plektrum führt auch zu sehr erfreulichen Ergebnissen. Der entstehende Klangteppich hat nichts Topfiges oder Eindimensionales, wie man es vielleicht bei der einen oder anderen Travel-Guitar befürchten müsste.

Das Thema „Bespielbarkeit bis in die höchsten Lagen“ ist hier freilich konstruktionsbedingt nicht sehr weit oben auf der Prioritätenliste. Wem das wichtig ist, der suche sich ein anderes Modell aus.

Resümee

In die abschließende Betrachtung gehört auf jeden Fall das Verhältnis zwischen den gewonnenen Eindrücken und dem Preis des Instruments. Und das kann ich nur als hervorragend bezeichnen. Für etwas über € 500 Ladenpreis erhält man ein klassisches Steelstring-Modell in bester Verarbeitung, tadelloser Lackierung, toller Werkseinstellung und mit wunderbarem Klang. Die gute Bespielbarkeit wurde ja auch schon ausgiebig gelobt. Die Guild P-240 Memoir macht Freude und sollte unbedingt einmal persönlich angetestet werden.

PLUS

  • klassisches Design
  • moderne Komponenten
  • Verarbeitung, Werkseinstellung
  • Handlichkeit, Bespielbarkeit
  • vollmundiger modelltypischer Charakterklang
  • Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2019)

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