(Bild: Dieter Stork)
Neue Pedale aus den heiligen Hallen von Sascha Greuter aus Zürich? Na, wenn das kein Grund zur Freude ist. Schließlich verteilen die Fuzz- und Overdrive-Pedale mit den zwei markanten Riesenpotis bereits seit einigen Jahren Schmutz und Dreck auf die Gitarren-Sounds unzähliger Gitarristen. Zeit also, den beiden neuen Kandidaten mal auf den Zahn zu fühlen.
Sascha Greuter hat es tatsächlich geschafft, im Dschungel der unzähligen Boutique-Pedal-Manufakturen so etwas wie einen eigenständigen Look zu erschaffen. Fast alle seine Pedale sind mit zwei gigantisch großen Reglern bestückt und fallen dadurch einfach schnell auf. Klar ist aber auch, dass Greuters Pedale hervorragend verarbeitet sind und unheimlich gut klingen. Zum Test liegen uns nun zwei neue Fuzz Pedale des Schweizers vor – das Moonlight-Fuzz und der Star Bender.
Eigenständig in Design …
Beide Testgeräte machen schon rein optisch einiges her. Die tollen Graphiken der Pedale sehen auf Anhieb richtig gut aus und machen Lust auf Mehr. Die Pulverbeschichtung und die anschließende Lackierung machen einen ausgesprochen hochwertigen Eindruck und geben keinen Grund zur Beanstandung. Das in schwarz mit weißer Lackierung gehaltene Moonlight-Fuzz soll laut Sascha Greuter im wesentlichen seine Interpretation des klassischen Fuzz Face von Dallas Arbiter sein, während der weiße Star Bender – wie der Name es schon andeutet – sich eher am britischen Tonebender-Fuzz orientiert. Rein optisch sind beide Pedale gleich aufgebaut: zwei große und zwei kleine Potis sowie der obligatorische Fußschalter.
Zusätzlich hat das Moonlight-Fuzz einen kleinen Minischalter, der leider ohne Bezeichnung geblieben ist. Hier handelt es sich laut Hersteller um einen Switch, welcher bestimmt, wie viele Bassanteile des Signals in den Fuzzschaltkreis gelassen werden. Auf der linken Position wurde die Schaltung so belassen, dass sie im Wesentlichen dem klassischen Fuzz Face entspricht, während auf der rechten Position eine Absenkung des Bassbereichs vorgenommen wurde. In der Mittelstellung findet man eine weitere, in den Bässen gekappte Variante. Die zwei wirklich sehr großen Regler sind bei beiden Pedalen für „Fuzz“ und „Output“ zuständig, während der kleine Regler rechts unten den Bias – also die Stromzufuhr – der Transistoren reguliert. Lediglich das Poti links oben unterscheidet sich bei unseren Testpedalen. Während beim Moonlight-Fuzz ein Regler zur Abschwächung des Input-Signals zu finden ist – was vor allem bei Gitarren mit sehr leistungsstarken Humbuckern durchaus Sinn machen kann – wurde beim Star Bender auf dieser Position ein Ton-Regler verbaut.
Im Inneren unserer beiden Testpedale geht es mehr als nur vorbildlich zu. Beide Gehäuse beherbergen sehr sauber verarbeitete und mit hochwertigsten Bauteilen bestückte Platinen, die keinen Grund zur Klage bietet. Die stirnseitig verbauten Buchsen packen vertrauenerweckend kräftig zu und die verwendeten Alpha-Potis laufen sehr gleichmäßig, mit einem angenehm „sahnigen“ Wiederstand. Lediglich die Ablesbarkeit der Poti-Beschriftung ist beim Star Bender leider nicht so gut. Beiden Pedalen ist gemein, dass sie ausschließlich mit einem Netzteil (9V/DC) betrieben werden können; eine Möglichkeit zum Anschluss einer Batterie gibt es nicht.
… und Sound
Beginnen wir den Praxistest mit dem Moonlight-Fuzz. Ich starte mit einem clean eingestellten Verstärker und dem Input-Regler voll aufgedreht, während ich das Bias-Poti zunächst auf Linksanschlag drehe, sodass die Stromzufuhr auf ein Minimum reduziert wird. Der Ton ist schon in dieser eher neutralen Einstellung beachtlich offen und transparent, ohne jedoch eine warme Süße vermissen zu lassen, die besonders gut oberhalb des zwölften Bundes zum Tragen kommt.
Dreht man den Bias-Regler nun immer weiter auf, gewinnt der Sound zunehmend an Masse und bewegt sich damit weiter in Richtung eines satten Overdrive-Sounds. Das Poti zur Regulierung des Input-Signals sorgt an dieser Stelle dafür, dass der Sound nicht zu dicht und matschig wird; hier kann man gerade bei einer Gitarre mit Humbuckern den Ton wunderbar durchlüften und mittels eines etwas zurückgedrehten Input-Reglers die schöne Transparenz erhalten, welche dem Moonlight-Fuzz in nahezu jeder Reglerstellung zu eigen ist. Bei etwas tiefer gestimmten Gitarren macht sich dann auch der kleine Bass-Mini-Schalter positiv bemerkbar – hier werden die ganz tiefen Frequenzen ein wenig im Zaum gehalten, was abermals dafür sorgt, den knackigen Sound zu erhalten. Alles in allem würde ich beim Moonlight-Fuzz schon von einer gesunden Mischung aus Fuzz und Overdrive sprechen.
Wer hingegen auf der Suche nach einem richtig fies-dreckigen Sound ist, könnte mit dem Star Bender besser beraten sein. Mit allen Reglern in der Mittelstellung und dem Bias-Regler auf Linksanschlag ertönt zunächst ein unheimlich dreckiger, eher leiser und keifender Velcro-Fuzz-Sound, der diese Bezeichnung wirklich zu recht trägt und in seiner Zerrstruktur ein wenig an den Klettverschluss eines Kinderschuhs erinnert. Ein Blick in die Bedienungsanleitung des Star-Benders erklärt, dass der Bias-Regler seinen Sweet Spot – abhängig von der Außentemperatur (Germanium-Transistoren nehmen es da ja bekanntlich sehr genau) – etwa in der Mitte hat. Siehe da, schon ertönt der altbekannte, britische Fuzz-Sound, welcher einem die Lead-Passagen in den oberen Lagen nur so in die Finger zwingt. Dreht man den Bias-Regler nun weiter auf, nimmt das Sustain immer weiter ab und das Fuzz bekommt eine Art Gate-Effekt, welcher auf Rechtsanschlag die einzelnen Noten schon nach kurzer Ausschwingdauer gnadenlos kappt.
(Bild: Dieter Stork)
Als ebenso spannend entpuppt sich auch die Wirkung des Tone-Potis, welches ein bisschen an die Funktion der Klangregelung eines Big Muffs erinnert. Während der Klang im ersten Drittel des Regelwegs sehr fett und warm daherkommt, wird der Ton im letzten Drittel sehr bissig und speit voll aufgedreht Gift und Galle . Es ist aber gerade das Zusammenspiel des Tone- und des Bias-Potis, was den Star Bender so vielseitig macht, dabei aber eine völlig andere Klangpalette abdeckt, als das Moonlight-Fuzz. Hier wird neben den klassischen Brit-Fuzz-Sounds der späten Sechziger wirklich ordentlich herumgesaut und so manche Schlammschlacht geschlagen. Wie viele Vintage-Fuzz-Pedale, fühlen sich beide Testpedale übrigens direkt mit der Gitarre verbunden am wohlsten – moderne Bufferschaltungen können da durchaus problematisch werden.
Alternativen
Klar, hier haben wir es nicht gerade mit zwei absoluten Exoten zu tun. Fuzz-Pedale sind mit Sicherheit die am reichhaltigsten vertretene Kategorie im Universum der Boutique-Pedale und es dürfte ein Leichtes sein, sich eine breite Auswahl vergleichbar klingender Treter zusammenzustellen. Trotzdem will ich hier eine Handvoll heißer Kandidaten nennen.
Alternativ zum Moonlight-Fuzz könnte man beispielsweise dem wirklich tollen White Fuzz von Red Sun FX eine Chance geben. Auch Fulltones 69-MKIIIFuzz wäre hier durchaus denkbar. Wer mit ein bisschen weniger Ausstattung zurechtkommt, könnte alternativ zum Star Bender einmal MXRs 108 Fuzz antesten. Auch das Germanium-Muff-Pedal von EHX könnte man an dieser Stelle durchaus in Betracht ziehen – hier bekommt man natürlich eine deutlich umfassendere Ausstattung.
Resümee
Schon alleine wegen der wirklich tollen Optik und der hervorragenden Verarbeitung sind die Pedale von Sascha Greuter ein absoluter Home Run und auf jeden Fall einen Test wert. Darüber hinaus klingen diese beiden Fuzzelkisten aber auch noch himmlisch gut, was das Ganze umso spannender macht. Hier bekommt man zwei erstklassige und mit viel Liebe gestaltete Fuzz-Pedale, die eine wunderbar klingende Palette an klassisch-schmutzigen Gitarren-Sounds bieten. Vor allem das Moonlight-Fuzz konnte sich dank seines Bias-Reglers und des Bass-Mini-Schalters als enorm flexible Fuzz-Face-Alternative mit starkem Hang zum Overdrive in ein gutes Licht stellen. Welches man nun antesten soll? Natürlich beide!
Internet: www.greuteraudio.ch
Preise (Street): ca. € 290 (Star Bender), ca. € 270 (Moonlight-Fuzz)
Plus
- vielseitige Fuzz-Sounds
- hochwertige Verarbeitung
- Optik
- Bias-Regler
- Bass-Mini-Schalter (Moonlight-Fuzz)
Minus
- Ablesbarkeit der Potibeschriftung (Star Bender)
- fehlende Beschriftung beim Minischalter (Moonlight-Fuzz)
(erschienen in Gitarre & Bass 09/2019)